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Lot 3022* - A208 Gemälde Alter Meister - Freitag, 22. März 2024, 14.00 Uhr

JOHANN KÖNIG

(1586 Nürnberg 1632)
Der Heilige Georg und der Drache.
Öl auf Kupfer.
Unten rechts signiert: Jo: Konig. fc.
14,7 × 21,2 cm.


Provenienz:
- Französische Privatsammlung.
- Auktion Artcurial, Paris, 22.6.2009, Los 6.
- John Mitchell Fine Paintings, London.
- Europäische Privatsammlung.

“Der Heilige Georg und der Drache” von Johann König zählt zweifelsohne zu den schönsten Werken des Nürnberger Malers, der insbesondere aufgrund seiner sehr fein gemalten Arbeiten auf Kupfer zu grosser Berühmtheit gelangte. Das hier angebotene Gemälde befindet sich in hervorragendem Zustand und besticht durch seine phantastische Detailverliebtheit in der malerischen Ausführung sowie durch seine leuchtende Farbigkeit.

Johann König zeigt uns die Legende des Heiligen Georg als Drachentöter, die erstmals Mitte des 13. Jahrhunderts in der Legenda aurea des Dominikaners Jacobus de Voragine überliefert ist, an ihrem dramatischen Höhepunkt. Dargestellt ist der Heilige Georg hoch zu Ross im Kampf mit dem Drachen. Die Figur des vorpreschenden Schimmels, auf dessen Rücken der Heilige mit angespannter Muskulatur und der Lanze unter dem Arm angreift, bildet – auch farblich – einen kontrastvollen Gegenpol zur Bestie in der rechten unteren Ecke der Komposition. Eine kleine Flamme, die dem Rachen des Ungetüms entweicht, verdeutlicht die Klimax der dargestellten Heiligenlegende. Links im Bild hinter dem attackierenden Drachenkämpfer ist die betende Prinzessin Cleodolinda zu erkennen. Neben ihr zeigt uns Johann König das Lamm als Anspielung auf deren drohendes Opfer, das jedoch durch die Heldentat des christlichen Ritters vereitelt wird.

Der in Nürnberg als Sohn eines Goldschmieds geborene Johann König hielt sich ab 1606 für mehrere Jahre in Venedig auf, wo er in Kontakt mit der Malerei solch grosser Meister wie Paolo Veronese (1528–1588) und Jacopo Tintoretto (1518–1594) kam. Die Inspiration, die König aus der venezianischen Malerei und insbesondere aus der Kunst Tintorettos zog, spiegelt das hier angebotene Gemälde auf eindrucksvolle Weise wider. Ein Vergleich von Tintorettos Gemälde “Der Heilige Georg und der Drache”, welches um 1544 entstanden ist und sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befindet (Inv.-Nr. ГЭ-194), lässt deutliche Parallelen in Komposition und Tonalität erkennen. Während Tintorettos Interpretation der Georgslegende jedoch in relativ grossem Format auf Leinwand ausgeführt ist und durch die Darstellung zusätzlicher Figuren seinen narrativen Charakter betont, fokussiert sich König in seinem kleinformatigen Gemälde auf die wesentlichen Protagonisten der Heiligenlegende. Auf diese Weise vermag es König, insbesondere auch durch die Platzierung des christlichen Ritters zwischen die Prinzessin und den Drachen, die Dramatik der dargestellten Geschichte meisterhaft in Szene zu setzen und so eine einzigartige Spannung im Gemälde zu erzeugen. Neben den Eindrücken, die König in Venedig sammeln konnte, schlagen sich auch künstlerische Anstösse, die er während seines Aufenthalts in Rom von 1610 bis 1614 bekam, in dem uns vorliegenden Gemälde nieder. So verkehrte König in Rom unter anderem mit Johann Rottenhammer (1564–1625) und Adam Elsheimer (1578–1610), die Königs malerischen Stil entscheidend mitprägten. Insbesondere mit Elsheimers Malerei muss König in Rom in Berührung gekommen sein, denn dessen starker Einfluss in der Art der malerischen Ausführung der Landschaften sowie der Lichtgestaltung in Königs Gemälden ist – auch in unserem Gemälde – unverkennbar. Unter anderem aufgrund dieser kunsthistorischen Gesichtspunkte lässt sich das hier angebotene Gemälde von Johann König in dessen römische Zeit datieren, was auch Dr. Gode Krämer, der dieses Gemälde zu den bedeutendsten Werken Königs zählt, unterstützt.

Eine zusätzliche Besonderheit unseres Gemäldes stellt die filigrane Ausführung auf einer Kupferplatte dar. Kupfer zählte um 1600 nicht nur zu den kostbarsten Malträgern, sondern erlaubte den Künstlern auch eine enorm feine Malweise und brachte zusätzlich die Farbigkeit der Bilder besonders leuchtend zur Geltung. Die Vorteile, die Kupfer als Bildträger mit sich bringt, sind auch bei Königs “Der Heilige Georg und der Drache” hervorragend sichtbar: Die Beschaffenheit des Materials ermöglicht es König, mit feinsten Pinselstrichen eine wunderbar detaillierte Malerei zu erschaffen, der durch ihre kraftvolle Dynamik und Farbigkeit eine lebhafte Ausstrahlung innewohnt.

Gleichzeitig lässt das kompakte Format unseres Kupfergemäldes eine ganz eigene Form der Kunstrezeption zu: Das filigrane Meisterwerk lädt dazu ein, es in die Hand zu nehmen und aus nächster Nähe zu bewundern. So kann man bei genauem Hinsehen nicht nur die virtuose Ausarbeitung der Figuren, die lebendige Gestaltung der Landschaft und die fantastische Wiedergabe der Drachenschuppen bewundern, man entdeckt zudem die präzise Signatur Königs unten rechts im Bild auf dem Stein (Abb.1. Detail).

Die Legende des Heilgen Georg mit dem Drachen ist ein weiterverbreitetes und sehr geschätztes Motiv in der Kunstgeschichte. Gemälde des Drachentöters lassen sich nicht nur, wie bereits erwähnt, bei Tintoretto wiederfinden, sondern tauchen auch bei anderen Meistern, wie beispielsweise bei Paolo Uccello (1397–1475), Giovanni Bellini (um 1430–1516) und Raffael (1483–1520) auf. Das hier zur Auktion kommende Gemälde von Johann König reiht sich nahtlos in die Riege der Drachentöter-Darstellungen dieser virtuosen Meister ein und versinnbildlicht auf eingängige Weise die zeitlose Idee vom Triumph des Guten über das Böse.

CHF 300 000 / 500 000 | (€ 309 280 / 515 460)

Verkauft für CHF 187 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr