(Wedel 1870–1938 Rostock)

Flötenbläser. 1936.

Bronze mit Brauner Patina

Unten auf der Rückseite mit der eingeritzen Signatur: Barlach, zudem mit dem Giesserstempel: Noack Berlin.

60 x 38,5 x 24,5 cm.

Provenienz: - Privatsammlung Deutschland. In sich versunken sitzt der Flötenbläser auf einem Stein. Seinen Hut hat er tief in sein freundlich-ruhiges Gesicht gezogen, den Mantel fest um sich geschlungen. Die Flöte hält er mit seinen eng am Körper anliegenden Armen, die Hände treten deutlich hervor. Anders als in seinen oft sehr expressiven Skulpturen, erschafft Barlach in unserem Werk eine vollkommen zurückgenommene Figur. Auf eindrücklichste Weise veranschaulicht er das Innehalten des Hirten. Er ist vollkommen vertieft in sein Flötenspiel und scheint ganz auf sich und sein Spiel konzentriert zu sein. Eindrücklich gelingt es Barlach bei unserer Skulptur die äussere Form zu reduzieren, aber gleichtzeitig elementare, innere Vorgänge zu erfassen. Wie für viele Skulpturen Barlachs existiert auch für den "Flötenbläser" als Vorlage eine Kohlezeichnung. Er entwirft sie 1919/20 für eine Holzskulptur, die für das Haus von Leo Levin in Breslau gedacht ist, jedoch nicht ausgeführt wird. Erst 1936 modelliert er das Modell für unsere vorliegende Bronzeskulptur. Ernst Barlach studiert zwischen 1888 und 1891 an der Kunstgewerbeschule Hamburg und geht anschliessend als Meisterschüler des Bildhauers Robert Diez bis 1895 an die Kunstakademie Dresden. Während seiner Russlandreise 1906 lernt er das russische Bauerntum und seine Volkskunst kennen, dessen Einflüsse auf seine Werke offensichtlich sind. 1909 erhält er ein Stipendium an der Villa Romana in Florenz. Er nimmt an Ausstellungen der Berliner Sezession und in der Galerie Paul Cassirer teil, zudem erhält er zahlreiche Aufträge für öffentliche Denkmäler. In seinen Skulpturen setzt sich Barlach mit den Menschen, seinen Lebensbedingungen und seinen Haltungen zum Leben auseinander. Der Flötenbläser ist eine der letzten Skulpturen Barlachs, der zur selben Zeit miterleben muss, wie seine öffentlichen Skulpturen und Denkmäler deinstalliert werden und er sich zunehmend gegen Repressionen und öffentliche Anfeindungen des NS-Regimes zu Wehr setzen muss.