Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3744* - Z41 Grafik & Multiples - Samstag, 03. Dezember 2016, 15.30 Uhr

LOUISE BOURGEOIS

(Paris 1911–2010 New York City)
Girl with hair.
2007-2009.
Archival dyes auf Seidentaft. 1/12. Unten rechts gestickt monogrammiert: LB, sowie verso nummeriert: No. 1/12 und bezeichnet: BOUR-13383. Masse 58,5 x 38 cm.

Literatur: Online-Katalog des Museum of Modern Art, Kat. Nr. 237.1.

„Die Leute, die ich am meisten bewundere interessieren sich für das Porträtieren, das symbolische und wiedererkennbare einzigartige Wesen einer Person. Ich, andererseits, interessiere mich für das Porträtieren einer Beziehung, wie eine Beziehung verflochten sein kann, für den Einfluß, den die Leute aufeinander haben.“ (zit. Louise Bourgeois in: Crone, Rainer Graf Schaesberg, Petrus: Louise Bourgeois. Das Geheimnis der Zelle, München, 1998, S. 49)

Wild, unbändig und schutzlos tritt „Girl with Hair“ dem Betrachter gegenüber. Die wilden, zu Berge stehenden Haare rahmen das anonyme Gesicht sowie den nackten Körper einer Frau ein. Nichts an diesem Bild zeigt Zurückhaltung: nicht die aggressive rote Farbe, nicht die fließende, spontane Linienführung, nicht die blattfüllende Komposition, nicht das schutzlose Mädchen. Die dargestellte junge Frau tritt somit direkt mit dem Betrachter in eine Beziehung, lässt ihn nicht mehr los, verfolgt ihn mit ihrem augenlosen Blick. Es wirft die Frage auf nach dem Was? Warum? Wer? Der Betrachter befindet sich sofort im Dialog mit dem Bild, es sei denn er blockt es reflexartig in Selbstschutz ab. Aber auch das ist eine Form der Reaktion, der Kommunikation mit dem Dargestellten.

Louise Bourgeois, eine der bedeutendsten und einflussreichsten Bildhauerin des 20. Jahrhunderts, vereint in „Girl with Hair“ einige ihrer zentralen Themen. Es sind menschliche Grundthemen wie Geburt und Tod, Angst und Liebe, der menschliche Körper und Sexualität. Daher sind ihre Werke intuitiv verständlich, wenngleich sie durch ihre Vielschichtigkeit rätselhaft bleiben. Die zur Schau gestellte, verletzliche Weiblichkeit kombiniert mit einer Farbe, die in ihrem Rotton und ihrer Verschwommenheit die Assoziation mit Blut entstehen lässt, sowie die an Spinnenbeine erinnernden Haare ermöglichen eine Deutungsvielfalt, die die volle Dimension dieses Bildes nur schwer erfassbar macht. Gleichzeitig berühren die symbolhaften Elemente den Betrachter auf sehr emotionale Weise, rütteln ihn wach: „Mein Werk beunruhigt den Betrachter, aber niemand will gestört werden.“ (ebenda, S.11)

Louise Bourgeois wird 1911 in Paris geboren und zieht 1938 mit ihrem Ehemann, dem amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater, nach New York. In den 1920er Jahren nimmt sie in Paris bereits Zeichenunterricht, schreibt sich aber zunächst an der Sorbonne für Philosophie und Mathematik ein, bevor sie sich zum Kunststudium entschließt. Erst 1982, mit 77 Jahren, erlangt sie durch ihre erste große Retrospektive im Museum of Modern Art, New York, künstlerische Anerkennung. Breite internationale Aufmerksamkeit erlangt Bourgeois durch ihre Teilnahme an der documenta 9 im Jahr 1992 sowie an der Biennale in Venedig 1993. Heute zählt sie zu den international renommiertesten Künstlerinnen und wird in zahlreichen bedeutenden Einzelausstellungen weltweit gewürdigt. Louise Bourgeois verstirbt 2010 in New York.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)

Verkauft für CHF 60 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr