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Lot 3500 - A181 PostWar & Contemporary - Samstag, 01. Juli 2017, 13.30 Uhr

A.R. PENCK (RALF WINKLER)

(Dresden 1939–2017 Zürich)
Libanon II. 1987.
Dispersion auf Leinwand.
Oben rechts signiert: AR Penck.
80 x 60 cm.

Provenienz:
- Galerie Werner, Köln (verso mit dem Etikett).
- Auktion Sotheby’s, Amsterdam, 21. März 1988, Los 298.
- Dort vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatbesitz Schweiz.

Der 1939 in Dresden geborene A.R. Penck wächst in der DDR unter dem Einfluss sozialistischen Gedankenguts auf, welches ihn massgeblich in seiner Kunst prägt.
In den 1950er Jahren belegt er zunächst einen Malkurs bei Jürgen Böttcher (besser bekannt als Strawalde) und wird Mitglied in der ersten Phalanx nedserd, die sich gegen jegliche Kompromissforderungen in der Kunst verbünden und dafür die Aufnahme an der Hochschule für Bildende Künste opfern. Anfang der 60er beschäftigt sich Ralf Winkler zunehmend mit Informationstheorie und anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen. In dieser Zeit verwendet er auch erstmalig das Pseudonym A.R. Penck, welches dem Eiszeitforscher Albrecht Penck entlehnt ist und eine Parallele zu Winklers Bestrebungen als „Bildforscher“ darstellt. Sein Interesse gilt hierbei der Entwicklung einer Bildsprache basierend auf einem simplen Zeichensystem, dessen Entschlüsselung jedermann möglich ist. Die daraus resultierende radikale Formenreduktion auf umrisshafte Strichmännchenfiguren bezeichnet er als „Standart“, in Anspielung auf die Signalwirkung allgemein bekannter Standardsymbole. Damit gelingt ihm eine Abstraktion von komplexen, sozio-ökonomischen Umständen in flache, symbolgeprägte Bildkompositionen.

A.R. Pencks Auseinandersetzung mit der politisch gespaltenen Realität seiner Zeit findet nicht zuletzt auch darin Ausdruck, dass er im Westen auf der documenta 5 und 6 gezeigt, sowie in der Kunsthalle Bern mit einer Retrospektive geehrt wird, während ihm in Ostdeutschland selbst die Zugehörigkeit zum Verband der Bildenden Künstler verwehrt bleibt. Thematisch beschränkt sich A.R. Penck jedoch nicht auf den selbst erlebten deutsch-deutschen Konflikt. Brennpunkte und Spannungsverhältnisse interessieren ihn als zwischenmenschliches Gesellschaftsphänomen im Allgemeinen. Wie auch die hier zur Auktion angebotene Dispersion auf Leinwand mit dem Titel „Libanon II“ zeigt: Der starke Farbkontrast zwischen dem violett eingefärbten Hintergrund und den sich davon absetzenden roten Kernfiguren ist ebenso für die Bildkomposition bestimmend, wie die in der Mitte zusammen laufenden Pfeilarme der Figuren, die unmittelbar auf einen Waffenkonflikt hindeuten. Ergänzende Bedeutungsträger wie das christliche Kreuz oder die Schlange versinnbildlichen den Gesamteindruck des hier zu Grunde liegenden Bürgerkriegs im Libanon der 1980er Jahre. Der von A.R. Penck entworfene Bildkanon erfährt somit eine universelle Gültigkeit, die seine Kompositionen zeitlos machen.

A.R. Penck wird heute als wichtiger Vorreiter der Künstlergeneration um Damien Hirst und Julian Schnabel gesehen. Die Relevanz seiner bildtheoretischen Überlegungen für die Zeitgenössische Kunst zeigt sich in diversen Preisen und mehrfachen Retrospektiven, darunter zählt zum Beispiel die monografische Ausstellung in der Frankfurter Schirn Halle 2007. A.R. Penck verstirbt im Mai 2017 in Zürich.

CHF 10 000 / 12 000 | (€ 10 310 / 12 370)

Verkauft für CHF 43 700 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr