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Lot 3341* - A193 Schweizer Kunst - Freitag, 03. Juli 2020, 14.00 Uhr

LOUIS SOUTTER

(Morges 1871–1942 Ballaigues)
Hôtes de roulotte. 1937–42.
Tusche auf Papier (Fingermalerei).
Oben bezeichnet: Hôtes de Roulotte.
65 × 50 cm.

Provenienz:
- Sammlung M. Tjader Harris, Vikingborg, Connecticut, USA.
- Galerie Alice Pauli, Lausanne, 1967 (verso Etikett).
- Schweizer Privatbesitz.
- Galerie Karsten Greve, St. Moritz (verso Etikett).
- Schweizer Privatsammlung, bei obigem erworben.

Ausstellungen:
- Lausanne 1967/68, Louis Soutter, 40 dessins et peintures, Galerie Alice Pauli, 23.11.1967–13.1.1968, Kat.-Nr. 31, (mit Abb.).
- Neuchâtel 1969, Louis Soutter, 30 dessins et peintures, Centre de Culture, 1.–31.5.1969, (mit Abb.).
- Basel 2002/3, Louis Soutter et les modernes, Kunstmuseum Basel, 28.9.2002–5.1.2003 (verso Etikett).
- Paris 2012, Louis Soutter. Le tremblement de la modernité, La Maison Rouge, 21.6.– 23.9.2012 (verso Etikett).

Literatur:
- Marguerite Tjader Harris: Louis Soutter, in: Gazette de Lausanne, 25.–26.11.1967.
- Barbara M. Arnest: These Eyes, in: Colorado College Magazine, Colorado Springs, Sommer 1972.
- Michael Thévoz: Louis Soutter. Catalogue de l'œuvre, Zürich 1976, Bd. II, S. 337, Nr. 2682 (mit Abb. Bd. I, S. 120, Nr. 53).

Das vorliegende Werk entstammt der letzten und bedeutendsten Phase in Louis Soutters künstlerischer Entwicklung.
In gutbürgerlichem Elternhaus geboren und aufgewachsen, studiert Soutter bis 1896 in Lausanne, Genf, Brüssel und Paris abwechselnd Ingenieur, Architektur, Musik und Kunst, ohne sich wirklich festlegen zu können. Als 25-jähriger schifft er sich zur Überfahrt nach New York ein, wo er seine Studienliebe Madge Fursman, die er in Brüssel kennengelernt hatte, wieder trifft. Er zieht zu ihr nach Colorado Springs, wo die beiden heiraten und Soutter die Fachabteilung Kunst am Colorado Collage übernimmt. 1902 kehrt Soutter nach Lausanne zurück. Er ist geschieden und befindet sich in einem physisch und psychisch instabilen Zustand. Über zwanzig Jahre lang treibt er sich herum und tritt gelegentlich als Geiger auf bis ihn Verwandte 1923 im Alter von 52 Jahren in ein Altenheim einweisen. Dort bleibt er bis zu seinem Tod.
Erst hier beginnt Soutter im Verborgenen regelmässig in Hefte zu zeichnen. Bereits die frühen, noch nach den damaligen Konventionen und nur gelegentlich geschaffenen Werke aus seiner Jugendzeit zeigen Soutters zeichnerisches Talent. Die Zeichnungen, die er nun anfertigt, haben mit diesen frühen Arbeiten aber kaum mehr etwas gemein (Vgl. Kat.-Nrn. 3337–3339). "Es ist offensichtlich, dass Soutter seine Arbeiten nicht vorbereitet, er weiss vor dem leeren Blatt nicht, was er zeichnen will. Er legt feine Texturen mit Zeichenstift an, die sich durchdringen und subtil miteinander verbinden und die zufällige Figuren und Szenen hervorbringen. Der Anteil des Autors besteht lediglich darin, durch bildmässige Vollendung sein Einverständnis mit dem Entstandenen zu bezeugen. Ein solches Universum, das durch Metamorphosen, Assoziationen und Verdichtungen der Form gekennzeichnet ist, gehorcht offensichtlich der Logik von Traum und Wahn". (Michel Thévoz 2016 in: SIKART, Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Louis Soutter, online-Version)

Schriftsteller und Künstler wie Le Corbusier (ein Cousin Soutters), René Auberjonois und Jean Dubuffet werden auf Soutters künstlerisches Schaffen aufmerksam und helfen ihm in seiner weiteren Entwicklung. Selbstbewusster beginnt Louis Soutter ab 1930 grössere Formate zu wählen und nimmt sich noch mehr Freiheit gegenüber den Gesetzen der Figuration heraus. Seine Themen entwickelt er obsessiv.

Ab 1937 leidet Louis Soutter an Seeschwäche und Arthritis. Er kann den Zeichenstift nicht mehr richtig halten. "Seit da trägt Soutter die Tusche direkt mit dem Finger auf, dessen er sich wie eines Pinsels aus Fleisch und Blut bedient, indem er den Bewegungsimpuls zum Ellenbogen hin verlagert und dabei den Körpereinsatz verstärkt. Gleichzeitig beschränkt er sich zunehmend auf das reine Zeichen, in einem dramatischen Spiel mit dem Kontrast von Schwarz und Weiss." (Michel Thévoz, 2016 in: SIKART, Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Louis Soutter, online-Version)

Das hier angeboten Werk wirkt wie ein spontaner, archaischer, von kulturellen und kunsttheoretischen Errungenschaften befreiter "Wurf". Ekstatische, rhythmisch um ein Feuer tanzende Figuren scheinen ihre Schatten an eine Wand zu werfen; Geschöpfe, die sich wie in Trance bewegen, frei von zivilisatorischen Konventionen, zurückgeworfen auf ihre eigentliche Existenz.

Das Bündner Kunstmuseum in Chur möchte das hier angebotene Werk in ihrer Ausstellung "Dance Me to the End of Love. Ein Totentanz", die vom 19.8.–22.11.2020 stattfinden wird, zeigen. Das Bündner Kunstmuseum bittet den Käufer das Werk zur Verfügung zu stellen. Gerne helfen wir, den Kontakt zwischen dem Käufer und dem Museum herzustellen und die Formalitäten zwischen Leihgeber und Leihnehmer zu regeln.

CHF 140 000 / 180 000 | (€ 144 330 / 185 570)

Verkauft für CHF 171 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr