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Lot 1916 - A185 Photographie - Donnerstag, 28. Juni 2018, 14.00 Uhr

MASSIMO VITALI

(1944)
"Viareggio #0474, 1997".
C-Print auf Aluminium unter Diasec. Vintage.
Bildmass 150 x 195,5 cm; Platte 180 x 226 cm.
Verso 2 montierte Etiketten mit handschriftlicher Legende, nummeriert 6/9 und datiert.

Literatur:
- Massimo Vitali. Landscape with Figures. Göttingen, 2004.
- Massimo Vitali. Natural Habitats. Göttingen, 2010.

Provenienz: 2004 bei Arndt&Partner, Berlin erworben. Seither Privatsammlung, Schweiz.

Die Szene ist unverkennbar: Menschenmassen, die sich an einem heissen Sommertag an einem populären Strand in Italien tummeln. Das typische Ferienszenario, vor dem es so manchem Individualreisenden graut. In seinen zumeist grossformatigen Farbaufnahmen widmet sich Vitali dem banalen Alltag der Freizeit: Menschen am Strand, in der Disko, im Skigebiet oder am Pool. Seine Bilder sind immer sehr hell ausgeleuchtet, strahlen den Betrachter förmlich an und überrauschen diesen zugleich mit ihrem Detailreichtum. Er erzählt jeweils eine Vielzahl von einzelnen Geschichten in einem Bild, die zusammen wiederum das grosse Ganze bilden. Ein dystopischer und zugleich kritischer Blick auf den Massentourismus, der im Grunde genommen erholsam sein soll. Er zeigt dabei die Menschen in ihrem verletzlichsten und schutzlosesten Moment, in dem sie sich, gelöst vom gewohnten Alltag, zur Schau stellen.

„My photography comes from absolute matter-of-fact situations but also from a deep curiosity that I posses for people, for what they do and how they think.“
(Massimo Vitali, zit. nach Joel Colberg. „A Conversation with Massimo Vitali“. Interview. März 2010. Online abrufbar unter jmcolberg.com/weblog/extended/archives/a_conversation_with_massimo_vitali (18.05.2018).

Seine Bilder sind jedoch zugleich tiefgründiger. Oft erkennen wir im Hintergrund/ am Horizont des Menschen überlaufenen Strandes ein Industriegebiet. Die Idylle trügt – so schön ist der Strand gar nicht. Der Urlaub, der uns eigentlich Erholung und Musse spenden soll, wird zur Anstrengung, eine Überbauung, zum Massenevent. Erholung am Fliessband: wie in einer Fabrik/ in der Industrie werden wir massenabgefertigt.

Obschon man denken könnte, dass das Bild digital nachbearbeitet wurde, setzt der zeitgenössische italienische Photo-Künstler stets auf Originalität. Die „digitale Manipulation“ ist für ihn kein Thema. Sein Werk zeichnet sich durch die spezielle Momentaufnahme aus. Bei ihm muss es nicht immer schnell gehen. Ganz in der Manier, Henri Cartier-Bressons "desicive moment" wartet er, bis er den richtigen Schuss erzielt.

Interessant ist, dass er die Idee für die Bilder ganz zufällig und eigentlich aus einer Notsituation entstand. Ihm wurde seine Kleinbildkamera aus dem Auto gestohlen, so dass er auf die sperrige Grossbildkamera ausweichen musste, für die er sich zunächst noch ein spezielles Podest bauen musste.

Vitalis Blick ist kritisch, dokumentarisch und realistisch zugleich. Er fängt den Moment einer Szene ein, verfälscht diese aber nicht, indem er sie verschönert oder aus einem besseren Blickwinkel zeigt. Die Realität birgt aber auch einen banalen Faktor in sich. Man würde denken, dass die Bilder nichts Besonderes seien, Schnappschüsse, die ein jeder von uns schon einmal geschossen hat. Aber genau hier setzt sich Vital ab von digitaler Massenware. Mit seinen Aufnahmen erzählt er Geschichten des Alltags und setzt uns einen Spiegel hin, der uns aufzeigen soll, wie wir sind.

Vitalis Werke sind in Sammlungen weltberühmter Museen vertreten wie dem Guggenheim Museum in New York, dem Museum of Contemporary Art in Denver, dem Centre Pompidou oder der Foundation Cartier in Paris, wie auch im Centro de Arte Reina Sofia in Madrid oder dem Museo Luigi Pecce in Prato.

CHF 15 000 / 25 000 | (€ 15 460 / 25 770)

Verkauft für CHF 18 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr