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Lot 3517 - A191 PostWar & Contemporary - Samstag, 07. Dezember 2019, 14.00 Uhr

STEPHAN BALKENHOL

(Fritzlar 1957–lebt und arbeitet u.a. in Karlsruhe)
Mann mit grünem Hemd und Relief Domino. 2007.
Skulptur. Wawa-Holz, bemalt. 2- teilig.
Mann Höhe 57 cm.
Sockel 110 x 39 x 39 cm.
Relief 200 x 197 cm.

Provenienz:
- Galerie Rüdiger Schöttle, München.
- Bei obiger Galerie auf der Art Basel 2007 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.


"... ich will keine geschwätzigen, marktschreierischen Skulpturen machen, nicht mit Reklame konkurrieren...“ Stephan Balkenhol

Der Bildhauer Stephan Balkenhol wird 1957 im hessischen Fritzlar als vierter Sohn eines Gymnasiallehrers und einer Hausfrau geboren. Er wächst in Luxemburg, Kassel und Fritzlar auf. 1972 besucht der 15-jährige die documenta 5 in Kassel und lernt im von Jean-Christophe Ammann kuratierten Pavillion die zeitgenössische „realistische“ Kunst kennen. Die Kunstwerke von u.a. Richard Artschwager, Jasper Johns, Chuck Close, Duane Hanson aber auch Franz Gertsch und Gerhard Richter, die er dort erstmals sieht, prägen sein Kunstverständnis und führen zu seinem Entschluss, selbst Künstler zu werden. Nach seinem Abitur 1976 beginnt er ein Studium bei Ulrich Rückriem an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg, das er 1982 erfolgreich beendet. Die Zusammenarbeit, auch als ein Assistent, mit dem Minimalisten Rückriem bietet dem jungen Künstler zum einen die Möglichkeit, in einer offenen Auseinandersetzung seine eigene figürliche Bildsprache zu hinterfragen und neue Denkanstösse zu finden, zum anderen manifestiert sich sein Wunsch Bildhauer zu werden. 1983 wird ihm das Karl-Schmidt-Rottluff Stipendium zugesprochen, 1986 erhält Balkenhol ein Arbeitsstipendium der Freien und Hansestadt Hamburg. Neben seiner Arbeit als Bildhauer widmet sich Balkenhol nach seinem Studium auch schnell der Lehre. So übernimmt er von 1988-89 einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Hamburg, 1990/91 an der renommierten Städelschule in Frankfurt. Sein Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe 1991/92 führt 1992 schliesslich zur Erteilung der Professur.

Stephan Balkenhol gehört zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwartskunst. Obwohl er immer auch in anderen Medien arbeitet, sind es die Holzskulpturen, die sein Oeuvre prägen. Vor allem durch die zahlreichen Skulpturen im öffentlichen Raum und durch die einzigartige Bildsprache des Künstlers, ist der Wiedererkennungswert seiner Werke immens.

In den 1970er/80er Jahren nimmt Stephan Balkenhol mit seinen Skulpturen eine Sonderstellung ein. Sein Augenmerk liegt auf Menschen und Tieren, er arbeitet figürlich und ist weder politisch noch sozial kritisch noch anklagend oder dogmatisch. Bevorzugt arbeitet er in Holz, denn er sieht sich selbst als Bildhauer, d.h. er nimmt lieber weg, um eine Form zu schaffen als zu modellieren. Zudem gibt die Arbeit mit Holz eine gewisse Geschwindigkeit vor, die ihm liegt. Natürlich steht er mit seinen farbigen Holzskulpturen in der Tradition eines Ernst Ludwig Kirchner oder Ernst Barlach, doch Balkenhol verfolgt eine gänzlich andere Intention.

Er will möglichst realistische Werke schaffen, die von allen Bürden und Erwartungen befreit sind. Er erschafft in seinen Arbeiten einen „Jedermann“ – er zwängt seinen „Menschen“ keine Eigenschaften oder Eigenheiten auf. Bewusst lässt er die Bedeutung und Geschichte seiner Skulpturen offen, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben eben diese selbst herauszufinden – jeder Betrachter mit seinem eigenen Ergebnis. Seine Figuren sind nie lebengross, sondern immer kleiner oder grösser, wodurch sie den Raum um sich herum eigentümlich beherrschen. Auch die ungewöhnlichen Sockel, sowohl in Form als auch in Höhe, kreieren ungewöhnliche Dimensionen, die den Betrachter herausfordern.

Die vorliegende Arbeit "Mann mit grünem Hemd und Relief Domino" verbindet eindrücklich diese Charakteristika seines Oeuvres. Ein Mann mit grau-blauer Hose und grünem Hemd bekleidet steht auf einem hohen Sockel. Der Mann steht mit dem Rücken zur einer Wand aus Dominiosteinen. Der Bildhauer selbst gibt dem Betrachter keinen Hinweis auf die Bedeutung, und schon beginnt er sich Geschichten auszudenken, was es mit dem Mann vor der Wand auf sich hat. Eines kann man sich jedoch sicher sein, dass Humor immer ein wichtiger Bestandteil bei Stephan Balkenhol ist: „Not since Claes Oldenburg began to install his sculptures outdoors in the 1960s has a sculptor so successfully employed the deadpan humor to draw people to art“. (zit. Neal Benezra in: Ausst.Kat. Stephan Balkenhol. Sculptures and Drawings. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden Smithsonian Institution Washington, Stuttgart 1995, S. 23).

Bei den weiteren Arbeiten handelt es sich um Zeichnungen auf Holz, die weitaus seltener sind, aber eindrucksvoll seinen Umgang mit dem Körper zeigen. Ohne zu zögern erkennt man seine typische Bildsprache – egal ob in der Zwei- oder Dreidimensionalität.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)

Verkauft für CHF 79 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr