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Lot 3441 - A191 PostWar & Contemporary - Samstag, 07. Dezember 2019, 14.00 Uhr

PIERRE ALECHINSKY

(Brüssel 1927–lebt und arbeitet in Paris)
Arbre Foudroyé V. 1973.
Tinte auf Vélin auf Leinwand.
Unten rechts signiert: Alechinsky sowie verso signiert, datiert, betitelt, mit Mass- und Technikangaben: ALECHINSKY 1973 V ARBRE FOUDROYÉ 154 x 163 ENCRE.
154 x 163 cm.

Provenienz:
- Christie's, Amsterdam, Auktion 8. Dezember 1993, Lot 336.
- Bei obiger Auktion vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

„Ich hätte der Bildgestaltung niemals so viel Aufmerksamkeit gewidmet, wenn ich das blind-machende Glück gehabt hätte, ein Rechtshänder zu sein! Meine Schwierigkeiten mit dem Schreiben haben mich für die Schreibweise im Allgemeinen sensibel gemacht. Ich betrachte ein Bild sehr oft so, als ob ich eine Menge von grafologischen Informationen vor mir hätte. In den gemalten Linien gilt es, die Hand zu entdecken; ich frage mich, ist die Person, die dahinter steht, zögerlich oder entschlossen, sensibel oder abgestumpft, prätentiös, maßvoll, einnehmend, genau, brutal, bedauernswert, raffiniert, offen, verwirrt, souverän, etc.“ Pierre Alechinsky

Pierre Alechinsky wird 1927 als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in Brüssel geboren. Im Alter von 17 Jahren beginnt er sein Studium der Buchillustration und Typographie an der Hochschule für Architektur und Angewandte Künste in Brüssel. 1945 entdeckt er das Werk von Michaux, Dubuffet und den Surrealisten, die ihn zunächst beeinflussen werden. Im Jahr 1949 macht er die Bekanntschaft des Malers Christian Dotremon und schliesst sich der Künstlergruppe CoBrA an. Die länderübergreifende avantgardistische Bewegung entwickelt unter dem Einfluss des Surrealismus eine autonome Bildwelt und expressive Figuration. Pierre Alechinsky ist in der Gruppe sehr involviert und leistet einen intensiven Beitrag mit der Erstellung der Zeitschrift CoBrA. Die Gruppe hat aber nur wenige Jahre Bestand und löst sich bereits 1953 wieder auf. Daraufhin zieht Alechinsky nach Paris. Sein Interesse an Buchmalerei und Schriftkunst lässt seine Affinität zum Papier wachsen und dieses wird zu seinem bevorzugtem Bildträger. Durch die Freundschaft zu dem chinesisch-amerikanischen Dichter und Maler Walasse Ting wird in den 50er Jahren Alechinskys Interesse an ostasiatischer Maltechnik und Kalligrafie erweckt, und er beginnt sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Nach einer Reise nach Japan 1955 verändert sich sein Malstil. Von seinen überwiegenden abstrakten Formen kommt er zu einer gegenständlicheren und grob gemalten Figuration. Diese Figuren sind von der asiatischen Kunst beeinflusst, namentlich der Kalligrafie. Sein Werk wird lyrisch, voller Phantasie und kultureller Anklänge, das deutlich einen Bogen zwischen westeuropäischer und asiatischer Kultur spannt.

Seit den 60er Jahren arbeitet Pierre Alechinsky hauptsächlich auf Papier und produziert Editionen sowie Tintenzeichnungen. Seine Papiere sind meistens bereits genutzte Blätter wie gewöhnliche alte Quittungen bei Kleinformaten oder historische Landkarten oder Chinapapier für Grossformate. Sein konsequenter Einsatz von kontrastierenden Farben oder einfach nur schwarzer Tinte auf weissem Hintergrund sowie die expressionistische, fast kindliche Erarbeitung seiner Themen erinnern noch an den Stil der CoBrA. Mit seinen schwungvollen Pinselstrichen kreiert er aussergewöhnliche Figuren eines fantastischen Bildkosmos. Sein Motivreichtum scheint unendlich zu sein, bevölkert von Tieren wie Schlangen oder Fabelwesen, Vulkanausbrüchen, Bäumen, Schiffen, Fischen und Meeren. Ohne im Voraus sein Thema festzulegen, entwickelt sich das Bild in der Handlung. Aus dem Zusammenspiel von körperlicher Aktion des Malers, spontaner Assoziation und spielerischer Transformation des Motivs entstehen seine Werke. Die sogenannten „Remarques Marginales“ sind die Randbilder, die ebenfalls eine charakteristische Einheit von Alechinskys Oeuvre. Ob diese eine beträchtliche Breite, wie Fresken geschmückt, oder einfach mit einem dünnen Strich gezeichnet sind, sie bilden mit dem Bildzentrum eine Einheit.
Erst wenn ein Bild fertiggestellt ist, zieht er es abschliessend auf Leinwand.

Pierre Alechinskys Arbeiten sind ab den 1960er Jahren international ausgestellt, er beteiligt sich an zwei Biennalen in Venedig und es werden ihm Einzelausstellungen in bedeutenden Institutionen wie dem Stedelijk Museum in Amsterdam oder dem Centre Pompidou in Paris gewidmet. 2007 wird eine wichtige Retrospektive in den Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel gezeigt. Darüber hinaus wird Alechinsky 1983 zum Professor für Malerei an der Pariser Staatlichen Hochschule für Bildende Künste ernannt und 1994 mit der Ehrendoktorwürde der Freien Universität Brüssel ausgezeichnet. Für seine innovative Arbeit erhält er zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter noch vor kurzem im Jahr 2018 den Kunstpreis „Praemium Imperiale“, welchen er mit über 90 Jahren in Empfang nehmen durfte.

CHF 35 000 / 45 000 | (€ 36 080 / 46 390)

Verkauft für CHF 44 220 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr