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Lot 3470 - A189 PostWar & Contemporary - Samstag, 29. Juni 2019, 14.00 Uhr

HANS HOFMANN

(Weissenburg 1880–1966 New York City)
The Tree. 1944.
Öl und Gouache auf Vélin (doppelseitig).
Unten rechts signiert: Hans Hofmann.
73,5 x 58,5 cm.

Provenienz :
- André Emmerich, New York.
- Bei obiger Galerie auf der Art Basel vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

„Abstract Expressionism was and is just as European, since it was born in Munich.“ Michel Seuphor

Hans Hofmann wird als Johann Georg Albert Hofmann am 21. März 1888 als zweites von fünf Kindern in Weissenburg/Bayern geboren. Über seine künstlerische Begabung als Kind ist wenig bekannt. Mit dem Umzug nach München, wo sein Vater als Beamter im bayerischen Innenministerium arbeitet, gelangt der junge Hans Hofmann in die, nach Paris, wichtigste Stadt der Avantgarde vor dem Ersten Weltkrieg. Hier beginnt seine Ausbildung, geprägt durch die unglaublichen Kunstsammlungen der Stadt und der aufkommenden, Modernen Kunst, vertreten durch die Künstlergruppe „Der blaue Reiter“.

Bald wird der Berliner Kunsthändler Bruno Cassirer auf Hofmanns Werk aufmerksam und besorgt ihm die finanzielle Unterstützung Philipp Freudenbergs, wodurch es dem jungen Künstler möglich ist, 1904 für 10 Jahre nach Paris zu gehen. Hier taucht er vollkommen in die Kunstszene ein, lernt die Künstler der Avantgarde kennen, befreundet sich u.a. mit Robert Delaunay und lernt die deutschen Händler Richard Goetz und Wilhelm Uhde kennen. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrt Hofmann nach München zurück. Da die finanzielle Unterstützung Freudenbergs mit dem Krieg endet, bewirbt sich der Künstler beim Staat, um die Erlaubnis, eine Kunstschule zu eröffnen. Zunächst als Schule für Kunsttherapie zur Behandlung von Soldaten gedacht, erweist sich der sowohl in München als auch in Paris ausgebildete Hofmann schnell als hervorragender Lehrer, der in den 1920er Jahren auch amerikanische Künstler wie Louise Nevelson und Alfred Jensen nach München lockt. Nicht nur das künstlerische Angebot, „the Cubist compositional theories and bold palette of Fauvist and Orphist colors“ (zit. Rogala, Dawn V.: Hans Hofmann. The artist´s material, Los Angeles 2016, S. 13), sondern auch die Lehrerausbildung begründen den herausragenden Ruf der "Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst". Mit dem aufkeimenden Nationalsozialismus in Deutschland nehmen die Bestrebungen Hofmanns amerikanischer Studenten zu, die Schule in die USA umzuziehen. Er reist einige Male in die USA, um an der California School of Fine Art sowie der University of California in Berkeley zu unterrichten. 1932 reist er an die Ostküste, um an der Art Students League in New York Vorlesungen zu halten. 1933 eröffnet er seine eigene Kunstschule in New York, prägt über 20 Jahre die Kunstausbildung in Amerika und übt durch Schüler wie Josef Albers, Ray Eames, Dan Flavin, Lee Krasner, Helen Frankenthaler einen unglaublichen und vor allem nachhaltigen Einfluss auf die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus.

Spätestens mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhält die Kunstszene in New York durch die zahlreichen Immigranten aus Europa einen unglaublich kreativen Schub (der deutsche Hans Hofmann, der Russe Mark Rothko, der Armenier Arshile Gorky und der Holländer Willem de Kooning). Es ist die Zeit des Experimentierens, an deren Ende die Emanzipation der amerikanischen Kunst steht.

Hans Hofmann, der zu den ältesten Vertretern des Abstrakten Expressionismus zählt, beschreibt diese Zeit – die 1940er Jahre – wie folgt: „My work comes along in a rather experimental period (in) which I find myself (placed) on the way to the highest freedom.“ (Hans Hofmann)

Obwohl immer als Gruppe bezeichnet, sind es doch nur lockere Bande, die die Abstrakten Expressionisten verbindet, geht jeder seinen eigenen Weg und findet seinen ganz typischen Ausdruck. Hofmanns Werk ist durch Gegensätze geprägt, die konstant auftauchen: Darstellung und Abstraktion – Farbe und Form – Geometrie und Gestus – Oberfläche und Tiefe. Diese Aspekte interessieren den Künstler, und er erforscht sie sein Leben lang.

In der vorliegenden Papierarbeit von 1944 ist der Einfluss des Surrealismus noch offensichtlich, aber man sieht auch den Kampf zwischen Darstellung und Abstraktion, denn der titelgebende Baum ist durchaus zu erkennen, gleichzeitig jedoch ist er soweit abstrahiert, dass der Betrachter genau schauen muss. Die Kreise und der fast gerade hochgezogene schwarze Balken sind Aspekte der Geometrie, die aber von gestischen Elementen überlagert werden. Hofmann nutzt eine breite Farbpalette und setzt auch Schwarz als Farbe ein. Durch die kräftige Farbpalette kommt es zu einem stetigen Kampf zwischen Farbe und Form, was das vorliegende Blatt wunderbar zu Tage trägt. Eine weitere Hofmannsche Vorliebe wird evident in „The tree“. Nämlich „ another steadfast protagonist: the work on paper. Serving as artistic collaborator, muse, and laboratory all in one, paper is the surface on which Hofmann shapes, refines, and propels his life´s work as an artist.“ (zit. Polednik, Marcelle, u.a.: Hans Hofmann. Works on paper, London 2017, S. 12).

CHF 35 000 / 45 000 | (€ 36 080 / 46 390)

Verkauft für CHF 49 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr