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Lot 1132 - A190 Decorative Arts - Donnerstag, 26. September 2019, 10.00 Uhr

VIER GROSSE FIGURENGRUPPEN, ALLEGORIEN DER VIER ERDTEILE,

Meissen, Modelle von J. F. Eberlein, P. Reinicke und J. J. Kändler um 1745-1747, die Ausformungen von 1745 -1763.
Vier weibliche Figurengruppen als Personifikationen von Europa, Asien, Afrika und Amerika. Dargestellt als Königin für Europa, Orientalin "Türkin" für Asien, Mohrin mit Elefantenkappe für Afrika und Indianerin für Amerika, jeweils mit ihren Begleittieren, Pferd, Kamel, Löwe und Krokodil. Auf flachen mit Blumen und Blättern applizierten Sockeln. Ohne Marke auf der unglasierten Sockelunterseite (Europa und Afrika), unterglasurblaue Schwertermarken mit Punkt (Asien und Amerika).
H 26,6 cm, 27,5 cm, 29,5 cm und 32 cm. Reparaturen und Haarrisse.

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.

Die grossfigurige Folge der vier Erdteile wurde auf speziellen Wunsch der russischen, für Porzellan begeisterten Zarin Elisabeth Petrowna (1709-1762), Tochter Peters des Grossen, 1745 in Meissen in Auftrag gegeben. Bereits im Zusammenhang mit der Übersendung des Andreas-Services, versehen mit dem russischen Doppeladler, wurden kurz vor 1745 bereits neben drei Vasensätzen auch eine grosse Anzahl von Figuren aus Meissen für die Tafeldekoration an den russischen Hof geliefert. Diese sind in den typischen Barockthemen wie Musen, ovidischen Göttern, Berufs- und Nationaltrachten gewidmet. Die Zarin zeigte sich angesichts dieses umfangreichen Geschenks so begeistert, dass ihrerseits weitere Bestellungen von Meissener Porzellan folgten. Bereits im Sommer 1745 erhielt die Manufaktur den Auftrag zur Vertigung von Allegorien der vier Jahreszeiten, der fünf Sinne sowie der vier Weltteile, die im Wesentlichen von Johann Friedrich Eberlein kreiert wurden. Den Zyklus der Erdteile begann er im August mit der Ausformung Asiens und schloss ihn im Juni 1747 mit der Figur Amerikas ab. Etwa gleichzeitig entstand eine kleinere Version dieser Gruppe an deren Ausführung wiederum Eberlein massgeblich beteiligt gewesen ist. Von den an den Zarenhof gelieferten Figuren blieb nur die Europa der grösseren Version erhalten.

Als Vorlagen für diesen Figurenentwurf dienten Kupferstiche von Gottfried Bernhard Götz aus der Zeit von 1735-1738. Diese Meissener Figurenfolge war ganz offensichtlich schon zu ihrer Entstehungszeit sehr kostspielig und sehr gesucht. Im Preiskourant der Manufaktur von 1765 findet man diese 'Theile der Welt als Groupen ganz gross' zum Preis von 50 Talern, einem damals sehr hohen Betrag. Dementsprechend wurden sie von den bedeutendsten Sammlern des 18. Jh in Auftrag gegeben: Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen, König Friedrich II. von Preussen, Heinrich Graf von Brühl und Herzog Clemens August von Bayern. Die ursprüngliche Beschreibung zu dieser Serie lautete 'Grosse Serie Eberleins', ähnlich wie die 'Mittlere Serie', jedoch nicht miteinander zu verwechseln. Kändler vermerkt in seinen Arbeitsberichten im September 1745 '1 Grosse Grouppe , wie ein Frauenzimmer auf einem Cameel sitzet und ein Theil der Welt Asien vorstellet, im Modell auf gehörige Art zerschnitten u.z.abf. (abformen) tüchtig gemacht.' Im Oktober folgte das Modell 'Amerika', im Dezember 1746 'Europa' und im August 1747 'Afrika'. In den Arbeitsberichten Eberleins vom August 1745 findet man ebenfalls folgenden Vermerk:' 1 Grouppe, ein von den 4 Theilen der Welt, Asiam vorstellend, in Gestalt eines Türkischen Weibgens, so auf einem Cameel sitzet und in der rechten Hand ein Szepter, in der linken aber ein Rauchfass hält, so gleichmässig zur Russischen Bestallung gehörig angefangen'.

In Schloss Lustheim in der Sammlung Ernst Schneider befindet sich eine komplette grosse Serie. Die Serie der 'mittleren Grösse' ist in Schloss Jägersdorf in Düsseldorf ausgestellt. Eine ähnliches ebenfalls grosses Modell 'Asiens' war bei Christie's Amsterdam, 14/16. Februar 2006, Lot 1236. Abbildungen ähnlicher Modelle bei Rainer Rückert/Johann Willsberger, Meissen Porzellan des 18. Jahrhunderts, 1977, Tafel 118/119; A. Schommers, Meissener Porzellan des 18.Jahrhunderts, Die Stiftung Ernst Schneider in Schloss Lustheim, 2004, S. 384-391; Ulrich Pietsch, Meissen für die Zaren, 2004, S. 90ff.

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)