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Lot 1185 - A192 Decorative Arts - Donnerstag, 18. Juni 2020, 14.00 Uhr

ASTRONOMISCHE TISCHUHR "COPERNIC"

Restauration, Schweiz um 1820/30. Das Zifferblatt und Tellurium signiert F. Ducommun à La Chaux de Fonds.
Turmförmiges Alabastergehäuse, geschnitten mit Lorbeerfries, Blüte sowie Blumengirlande. Zifferblatt mit weissem Emailzifferring und arabischen Stundenzahlen um fein reliefierte Messingplakette mit Liebessymbolen, darin eingesetze ovale Email-Kartusche mit Signatur François Ducommun. Das Gehäuse bekrönt von einem durch das Uhrwerk angetriebenen, teils durchbrochenen sowie vergoldeten Tellurium. Im Zentrum die Sonne, um die sich im Laufe eines Jahres die emaillierte Erdkugel bewegt. Diese dreht sich in 24 Stunden um die eigene Achse und wird ihrerseits in 29,5 Tagen von einer emaillierten Mondkugel umrundet. Auf einem kleinen Zifferring ist anhand eines kleinen feststehenden geblühten Stahlpfeils das jeweilige Datum des synodischen Monats ablesbar. Das Tellurium ist umfasst von einem versilberten Jahresring mit Angaben des Monats sowie des Datums mittels eines festen Nonius. Darunter ein feststehender Ring mit 12 Emailkartuschen mit den Tierkreiszeichen. Neuenburger 8-Tagewerk mit 3/4-Stundenschlag auf 2 Tonfedern. Ankergang mit Graham-Hemmung. Das Werk mit kleinem Hilfszifferblatt für die Einstellung des Werks. Auf geschwärztem Holzsockel und Glassturz.
Uhr: D 17,5 cm. H 42 cm. Sockel und Glassturz: D 25 cm. H 57 cm.

Feine Bestossungen am Alabastergehäuse. Funktion des Werkes und Telluriums nicht geprüft.

Provenienz:
- Bei François Ducommun gekauft von Niklaus Rodolph de Wattwyl und seither im Besitze der selben Familie.
- Sammlung Friedrich von Tscharner (1868–1952), Bern.
- Durch Erbfolge in den heutigen Besitz, Schweizer Privatbesitz.

Der Uhrmacher François Ducommun-dit-Boudry (1763-1839) entstammt einer international renommierten Uhrmacherfamilie aus La Chaux-de-Fonds. Sein Vater, Abram Ducommun (1723-1797), war Uhrmachermeister mit Spezialisierung in der Anfertigung von Planetarien und sein Grossvater mütterlicherseits, Josué Robert (1691-1771), war Königlicher Hofuhrmacher des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm I (1688-1740).
François Ducommun, ein regelrechter Uhrmacher und Handwerker, macht sich einen Namen als Fabrikant für Präzisionswerkzeuge. Er produziert unter anderem auch Barometer, Kompasse, Zirkel, Graphometer, Wasserwaagen, Pantografen, Sextanten, Thermometer und andere wissenschaftliche Instrumente. Seine Passion für die Astronomie manifestiert sich in der Herstellung eines grossen Planetariums, welches wohl seine eindrucksvollste Kreation ist. Das 1817 fertiggestellte Planetarium kann man heute im Musée international d’Horlogerie in La Chaux-de-Fonds bewundern. Dieser astronomische Mechanismus repräsentiert das Sonnensystem auf dem Wissensstand des frühen 19. Jahrhundert. Dank einer Rollenkonstruktion öffnet sich der eindrückliche Globus aus lackiertem Papiermaschee horizontal und gibt den Blick auf die Sonne frei, welche von Planeten und ihren Trabanten umkreist wird. Die Sphären der Gestirne werden durch eine Silberhalterung mit beweglichen Stangen dargestellt. Der Mechanismus wird von einer Drehleier angetrieben, wodurch die täglichen, wöchentlichen und jährlichen Bewegungen des Sonnensystems nachvollziehbar werden. Dieses Passionsobjekt konnte von Interessenten für ein Eintrittsgeld von 1 Franc im Hause Ducommuns bestaunt werden, wobei das Geld den Benachteiligten aus der Region zugutekam.
François Ducommun entwirft ebenfalls mehrere sogenannte "kopernikanische" Uhren im Empire-Stil. Diese Standuhren sind von einem Tellurium bekrönt, das die Erd- und Mondumlaufbahn darstellt und somit die Tages- und Jahreszeiten anzeigt. Seine Kuriositäten erfreuten sich grosser Beliebtheit und laut Alfred Chapuis (Uhrmacher-Spezialist, Autor und Zeitgenosse Ducommuns) wurden Objekte sogar bis nach Preussen verkauft.
Neun solcher astronomischen Pendulen sind bis dato bekannt: Drei befinden sich in Privatsammlungen; ein Exemplar in patinierter Bronze im Museum für Angewandte Kunst in Mailand; ein weiteres Modell, jedoch mit einem Messinggehäuse, befindet sich im Uhrenmuseum Beyer in Zürich und drei in der Sammlung des Musée international d'Horlogerie de la Chaux-de-Fonds, wovon eine bis auf einige Details identisch ist mit der unsrigen.

CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)