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Lot 3467* - A197 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 01. Juli 2021, 17.00 Uhr

JOHN CHAMBERLAIN

(Rochester 1927–2011 New York)
Ohne Titel (Happy Birthday Love The Coconuts). 1991.
Chrom, Stahl und Lack.
Mit dem eingeritzten Titel: HAPPY BIRTHDAY LOVE THE COCONUTS.
81,2 × 28 × 15,2 cm.

Provenienz: Ehemals Sammlung Heidi Connor (Geburtstagsgeschenk des Künstlers 1991-2015).

"I am more interested in seeing what the material tells me, than in imposing my will on it."
John Chamberlain

Der US-amerikanische Bildhauer John Chamberlain zählt zu den bedeutendsten Wegbereitern der Pop Art und ist durch die Verwurzelung seiner Metallskulpturen im Nouveau Réalisme und Abstrakten Expressionismus eine der zentralen Figuren der amerikanischen Nachkriegskunst.

In Chicago aufgewachsen, arbeitet John Chamberlain während des Zweiten Weltkriegs als Frisör auf einem Flugzeugträger der amerikanischen Marine. Die massiven Metallschiffe, die ihn drei Jahre Lang begleiten, beeinflussen die Wahrnehmung und das Interesse des angehenden Künstlers. 1950 besucht er für zwei Jahre das Art Institute of Chicago und studiert 1955 für kurze Zeit am renommierten Black Mountain College.

In den späten 1950er Jahren entstehen seine ersten Collagen und Reliefs – eine Ansammlung von Einzelteilen, die zusammengesetzt werden, Teile ohne inneren Zusammenhang, jedoch mit einem bestimmten eigenen ästhetischen Reiz. Waren es zu Beginn flache Materialien, wie bemalte oder unbemalte Papier- oder Kartonstücke, Aluminiumfolien, unterschiedliche Textilien, so kommen auch bald kleine Metallbleche in seinen Collagen vor (vgl. Schwarz, Dieter. John Chamberlain, Papier Paradisio. Zeichnungen, Collagen, Reliefs, Bilder. Kunstmuseum Winterthur 2005, S. 14).

“I wasn’t interested in cars per se, I was interested in either the colour or the shape or the amount – just the sheet metal. It already had a coat of paint on it. And some of it was formed.” (John Chamberlain). Wie der Künstler sagt, zählt für ihn nicht die Herkunft des Materials, sondern die bildhafte Wirkung eines wiederverwendeten Materials, in einer neuen Form. Im Gegensatz zu Kunstwerken als Assemblagen oder Ready-Mades, definiert Chamberlain seine Werke als autonome Skulpturen, die mit den ursprünglichen Gegenständen, zumeist Automobilblech, nicht mehr assoziiert werden. Seine „Recycling“ Skulpturen werden im Moment verstanden, als neue Aneignung, als Ergebnis seines künstlerischen Ausdrucks.

Die zwei angebotenen Werke aus dem Jahr 1991 stehen beispielhaft für Chamberlains reife künstlerische Ausdrucksform: lackglänzende, farbfrohe Geburtstags-Grüsse, mit Metallbändern in zeremoniösem Faltenwurf, wie geschnürte Geschenkbänder, schmücken die horizontalen bunten Karten. Eine fröhliche Malerei aus recht grobem Stahl. Chamberlain schafft es trotz der abstrusen Zusammenhanglosigkeit des eigentlich schweren Materials und der technischen Herstellung, eine individuelle Kraft zu erzeugen, die in diesem Fall auch ja fast eine ironische Wirkung erreicht. Zwei Werke, die Chamberlains Persönlichkeit und sein exzellentes Handwerk wunderbar wiedergeben.

CHF 90 000 / 140 000 | (€ 92 780 / 144 330)