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Lot 3242* - A199 Impressionismus & Moderne - Freitag, 03. Dezember 2021, 16.00 Uhr

OSSIP ZADKINE

(Wizebsk 1888–1967 Paris)
Oiseau. 1929.
Bronze, grüne und goldige Patina, teils poliert.
Auf dem Sockel signiert: O. Zadkine.
H 80 cm.

Wir danken dem Zadkine Research Center für die wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
- Sammlung Quincy Adams Shaw McKean, Boston, um 1930 direkt beim Künstler erworben.
- Sammlung Jonas van Straaten, New York.
- Privatsammlung USA.
- Privatsammlung Belgien, von obigen Erben erworben.

Ausstellungen:
- Paris 1929, Salon d'automne, 3.11.–22.12.1929, Nr. 1786.
- Chicago 1931, Sculptures by Zadkine, Arts Club of Chicago, Nr. 24.
- Bruxelles 1933, Zadkine, Palais des Beaux Arts, Nr. 100.

Literatur:
- Sylvain Lecombre: Ossip Zadkine, L’œuvre sculpté, Paris 1994, S. 209 und S. 269, Nr. 223 (mit Abb.)
- Paul Haesearts: Ossip Zadkine. La Sculpture ailée, Amsterdam 1939, no. VIII.
- Ionel Jianou: Zadkine l'artiste et le poète, Journal Artcurial, Paris 1979, S. 72, Nr. 183.

Die vorliegende Bronzeplastik „Oiseau“ ist eine Besonderheit im Œuvre Ossip Zadkines, hebt sich das Motiv doch stark von anderen Werken des Künstlers ab. Tierdarstellungen sind relativ selten im Œuvre des Künstlers. 1924 kreiert Zadkine seinen ersten Vogel, den „Oiseau d’Or“. Eine goldfarben bemalte Gips Plastik eines stehenden Vogels, die er später auch in Bronze konzipiert. Als Inspiration dient ihm Brancusi „Oiseau“ von 1923, eine amorphe, goldige Statue eines abstrahierten Vogels. Im Verlauf der 1920er-Jahre entstehen aus verschiedenen Materialien weitere Vögel. 1939 schreibt Paul Haesaert folgendes über die Vogelskulptur bei Zadkine:

„Hatten Sie beim Gang durch eine Zadkine-Ausstellung schon einmal den Eindruck, dass es sich nicht um Skulpturen auf Sockeln, sondern um mehrere Vögel auf Sitzstangen handelt?
Haben Sie nicht befürchtet, dass diese Vögel, wenn Sie sich ihnen nähern, mit ihren Schreien, ihrem Gesang und ihrem Gekrächze, die der Vielfalt ihres Gefieders entsprechen, mit den Flügeln schlagen, ihren Sockel verlassen und den Ausstellungsraum in eine riesige Voliere verwandeln würden?
Bei näherer Betrachtung sind viele der Skulpturen von Zadkine tatsächlich Vögel, Vögel aus Bronze, Eisen, Marmor und Holz.
Einige noch schwer von der Last einer vergangenen Existenz, mit aufgedunsenen Körpern, die wie Iguanodons aussehen, andere stolz, fein und geschmeidig wie Schilf“ (übers. aus dem französischen in: Haesaert. Ossip Zadkine, la Sculpure aillé, De Spiegel.Amsterdan et Het Kompas, Amsterdam 1939).

Unsere Plastik entsteht 1929, im Vogelkanon also eher ein späteres Werk. Die zierliche Skulptur, mit der halb polierten Patina, erinnert in ihrer Erscheinung an den Designstil von damals und hat Züge des Art Deco. Tatsächlich pflegt Zadkine gegen Ende der 1920er-Jahre gute Kontakte mit zahlreichen Designern und Innendekorateuren und arbeitet oft nahe mit ihnen zusammen. Der Designer Nicolas Marc Du Plantier erwerbt zu Beginn der 30er-Jahre eine beträchtliche Anzahl Skulpturen direkt bei Zadkine, um diese in seine Einrichtungskonzepte zu integrieren. Diese Ader für das Dekorative ist auch in unserem Vogel unverkennbar und gipfelt schliesslich in einer Reihe von Auftragsarbeiten in Zusammenarbeit mit bedeutenden zeitgenössischen Dekorateuren. Neben Brancusi und dem Art Deco zieht auch die Begegnung mit Alberto Giacometti um 1925 nicht unbemerkt an Zadkine vorbei, dessen Einfluss in der Halspartie unseres „Oiseaus“ schön ersichtlich ist.

„Oiseau“ wurde kurz nach Fertigstellung von der amerikanischen Sammlerin Quincy Adams Shaw McKean direkt bei Zadkine erworben. Seit dessen Entstehung 1929 war die Plastik dreimal ausgestellt, das erste Mal im selben Jahr im Salon d’Automne in Paris, danach 1931, bereits im Besitz von McKean, in Chicago und schliesslich wurde die Plastik 1933 im Palais des Beaux Art in Brüssel das letzte Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Seither blieb „Oiseau“ in privaten Sammlungen und kommt nun, nach knapp 90 Jahren im Privatbesitz auf den Markt.

Von „Oiseau“ sind zum heutigen Zeitpunkt ausschliesslich zwei Exemplare bekannt, laut dem Zadkine Research Center gibt es mit grösser Wahrscheinlichkeit auch keine weiteren mehr. Beide Exemplare sind frühe Güsse von 1929. Die zweite Plastik befindet sich in einer französischen Privatsammlung.

CHF 160 000 / 220 000 | (€ 164 950 / 226 800)

Verkauft für CHF 409 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr