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Lot 3487 - A203 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 01. Dezember 2022, 14.00 Uhr

GOTTFRIED HELNWEIN

(Wien 1948–lebt und arbeitet u.a. in Los Angeles)
Verbrannter Engel II. 1990.
Öl und Acryl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: HELNWEIN 90.
120 × 156 cm.

Provenienz: Privatsammlung Schweiz.

Ausstellung: Thun 1992, Kunstmuseum. Gottfried Helnwein, 19. Juli - 6. September, Nr. 120 (mit s/w Abb.) (verso mit dem Etikett).

„Irgendwann habe ich aber eingesehen, dass Kunst doch die einzige Möglichkeit für mich war. Vielleicht ist es ein Defekt, aber von frühester Kindheit an sah ich immer Gewalt um mich herum und die Wirkung von Gewalt: Angst.“

Verwundete, blutüberströmte Kinder, bandagierte, entstellte Körper, düstere Comic-Figuren – der österreichische Künstler Gottfried Helnwein fasziniert und schockiert gleichermassen mit seinen hyperrealistischen Grossformaten. Seine auf Fotografien basierenden Porträts verarbeiten Themen wie Folter, Verletzung und Gewalt, wobei der Mensch als wehrloses, einer dystopischen Gesellschaft ausgeliefertes Opfer im Mittelpunkt steht.

Metaphorisch für die zerstörte Imagination, Kreativität und Unberührtheit des menschlichen Daseins bedient sich der Künstler allerdings nicht nur der Figur des Kindes, sondern auch Persönlichkeiten der Trivial- und amerikanischen Populärkultur, wie das vorliegende Werk demonstriert.

Das annährend lebensgrosse Abbild verkörpert mit James Dean eine der prägendsten Filmikonen der US-Nachkriegszeit. Während das Porträt einerseits durch seine technische Perfektion besticht, greift es in einem nächsten Schritt Kritikpunkte rund um Massenmedien, Kommerzialisierung und deren Leidtragende auf. Das auf einer Fotografie basierende Gemälde strahlt auf den ersten Blick weder Angst noch Gewalt aus, dafür wohnt ihm ein übermannendes Gefühl von Schwere und Düsternis inne. Vor nahezu schwarzem Hintergrund kommt der liegende Schauspieler kontrastreich zum Vorschein. Ungeklärt bleibt die Frage seiner Verfassung und der Situationskontext. Trotz angezündeter Zigarette deuten sowohl das schneeweisse Hemd als auch die matten Gesichtszüge und kraftlose Körperhaltung vielmehr auf eine leere Hülle Deans als auf einen schlafenden Zustand hin. Die Schwere, die sich im liegenden, sogenannten „fallen angel“ ausbreitet, kommt gänzlich ohne Beigabe gewalttätiger Stilmittel aus. Abweichend von traditionellen Sehgewohnheiten kommuniziert Helnwein mit diesem Porträt abermals auf unmissverständliche, und dennoch subtile Weise Gesellschaftskritik.

CHF 15 000 / 20 000 | (€ 15 460 / 20 620)

Verkauft für CHF 79 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr