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Lot 3634* - Z24 PostWar & Contemporary - Montag, 30. Juni 2008, 14.00 Uhr

FRIEDENSREICH HUNDERTWASSER

(Wien 1928–2000 an Bord der Queen Elizabeth 2 vor Brisbane)
Le jardin dans l'auréole (Der Garten im Heiligenschein). 1956.
Öl, Tempera und Wasserfarben auf Papier fest auf Leinwand montiert.
Unten rechts zweifach signiert und datiert: Hundertwasser 1956. Verso auf der Leinwand mit dem Namenszug, der Datierung und dem Titel, zudem mit der Nummer 280.
37 x 49 cm.

Verso auf der Leinwand mit einem alten Aufkleber von M. Hundertwasser, Wien/St. Mande 1960, der die Authentizität des Werkes bestätigt. Provenienz: - Galerie Semiha Huber, Zürich. - Galerie Beyeler, Basel. - Deutsche Privatsammlung. Ausstellungen: - Paris 1957, Galerie H. Kramer, Paris 1957. - Paris 1960, Galerie Raymond Cordier, Paris 1960. - Basel 1964, Kunsthalle Basel, Basel 1964. Literatur: - Andrea Christa Fürst: Hundertwasser 1928-2000, Werkverzeichnis, Köln 2002, Nr. 280 mit Farbabb. S. 323. "Die Bilder sind für mich Tore, die es mir ermöglichen, wo es mir gelungen ist, sie aufzustossen in eine Welt, die uns gleichzeitig sehr nah und sehr fern ist, wo wir keinen Zutritt haben, in der wir uns befinden, aber die wir nicht wahrnehmen können, die gegen die tatsächliche Welt ist." (Hundertwasser über Hundertwasser, in Fürst, S. 24.). Sowohl formal als auch in der Titelgebung klingen in "Der Garten im Heiligenschein" zwei der wichtigsten und für Hundertwasser typischen Aspekte mit. Zum einen ist es die Spirale, welche die Bildebene in einzelne Flächen teilt. Zum anderen ist es die Wahl des Wortes Garten in der Titelgebung. Die Spirale als selbständiges Motiv wurde bereits vor 1950 in einzelnen Werken angekündigt, nun macht sie sich jedoch selbständig, wird von der Aufgabe entbunden, Gegenständliches zu beschreiben oder zu suggerieren: sie selbst ist nun Gegenstand, Thema oder Motiv. Sie überlässt es dem Betrachter, was er aus ihr herauslesen will oder kann, wenn er durch sie an Flüsse, Täler, Berge oder was auch immer, erinnert wird. Sein erstes Spiralbild malte Hundertwasser 1953 auf dem Dach einer Stuttgarter Pension (Der Berg und die Sonne - Erstes Spiralbild, Fürst 163). Im Faltblatt, das anlässlich der ersten Hundertwasser-Ausstellung 1954 in Paris in der Galerie Facchetti erschien, formulierte Hundertwasser zum ersten Mal schriftlich, welche Bedeutung die krumme Linie für ihn besass: "Ich habe ein Fahrrad. Paris ist gross. Ich wollte sagen, dass die Linien, die ich mit meinem Rad in den Strassen der Stadt ziehe, wunderbar sind. (...) Ich bin glücklich, mich in diesen Linien als Maler wiederzufinden, im Gleichklang und in unmittelbarer Beziehung zu den anderen." (Hundertwasser zitiert nach Fürst, S. 173) Die Linie als Gleichnis für den Lebensweg. Überhaupt, die rote Linie - Spirale - in Der Garten im Heiligenschein scheint die Silhouette einer Muschel zu zeichnen, oder eines Teiches oder eines Maiskorns ... Der Titel kann nur sehr schwer in Übereinstimmung mit dem Inhalt des jeweiligen Gemäldes gebracht werden. Denn die Titel, die Hundertwasser seinen Gemälden gab, stehen tatsächlich in losem Verhältnis zu diesen. Meistens fügte der Künstler sie erst hinzu, nachdem er ein Werk beendet hatte, um die Empfindungen oder Erfahrungen zu benennen, die das jeweilige Werk in ihm auslöste. Sie können bisweilen auch von Gedanken und Gefühlen sprechen, die Hundertwasser während des Malens begleiteten. Garten gehört zu jenen Begriffen - Regen, Gras, Himmel, Schiff, Traum, Magie etc. - die häufig in den von Hundertwasser gegebenen Titeln zu finden und in der Vielfalt ihrer Kombinationen unerschöpflich sind. Vergleichbar dem Farbenspiel, das sich bei Hundertwasser nie wiederholt, ergeben die Titel einen neuen Klang, "Wortmalerei ergänzte die Farbträume" (Fürst, WVZ, S. 74.). Mit den jeweiligen Titeln fügte Hundertwasser den Werken nur ein neues Geheimnis hinzu. Die rote Spirale in "Der Garten im Heiligenschein" begrenzt das Gemälde gegen aussen hin und signalisiert eine in sich geschlossene und auf sich selbst bezogene Welt. Und trotzdem ist sie auch ein Bild des von innen nach aussen fortschreitenden Wachstums, das über die Grenzen hinausdrängt. Hundertwasser leitete seine ästhetischen Prinzipien aus den Formen des organischen Wachstums her, orientierte sich demnach am Abwechslungsreichtum der vegetativen Welt: "So ist es in letzter Konsequenz das Wesen der Pflanzen, das Hundertwasser inspiriert hat, seine Absage an die gerade Linie, die glatte Fläche und den rechten Winkel zu formulieren." (Fürst, WVZ, S. 24.) Oder wie Hundertwasser einst selber schrieb: "(...) Ich will zeigen, wie einfach es im Grunde ist, das Paradies auf Erden zu haben. (...) Und da komme ich natürlich in Konflikt mit der Gesellschaft, die das völlig missversteht. Die glauben, dass das eine Exzentrik ist, nur um Publicity zu machen, dabei vergessen sie, dass das ein Teil meiner selbst ist, dass das meine natürliche Ausdrucksform ist (...)" (Hundertwasser über Hundertwasser, in Fürst, S. 21.)

CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)

Verkauft für CHF 102 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr