Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3216 - Z29 Impressionismus & Moderne - Freitag, 03. Dezember 2010, 16.00 Uhr

ALFRED SISLEY

(Paris 1839–1899 Moret-sur-Loing)
Bords du Loing à Saint-Mammès. 1892.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Sisley. 92.
60,2 x 73,5 cm.

Mit einer Bestätigung der Authentizität von dem Comité Alfred Sisley, Brame & Lorenceau, Paris, 21. Oktober 2010. Provenienz: - Druet, Paris. - Galerie Tanner, Zürich. - Adolf Roniger, Rheinfelden. - Privatbesitz, Schweiz. Literatur: - François Daulte, Alfred Sisley, Catalogue Raisonné de l'oeuvre peint, Paris, 1959, Nr. 800 (mit Abb.). Breite Kanäle, in denen träge das Wasser dahinfliesst und in denen sich Bäume und Himmel spiegeln; Pappeln, deren Zweige im Wind spielen; pittoreske mittelalterliche Städtchen mit sandfarbenen, schmalen Häusern: Das war "seine" Landschaft, die Alfred Sisley in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens und Schaffens gefangen nahm. Ungefähr zwei Fahrstunden von Paris in der Region Île-de-France nahe Fontainbleau im nördlichen Zentralfrankreich gelegen, bot die Gegend dem Landschaftsmaler eine unerschöpfliche Fülle von Motiven. Hier fand Sisley, der bereits zu Beginn der 1970er Jahre der Kapitale mit ihrem Lärm, Schmutz und ihren Industrieanlagen entflohen war, die Ruhe und landschaftliche Schönheit, deren Darstellung ihn interessierte. Nicht nur das Verhältnis von Himmel, Wasser und Land erprobte er in den verschiedensten Varianten; auch die dritte Dimension und damit die ihn faszinierende Darstellung der Perspektive liess sich durch die Wasserwege in seine Bildkomposition einfügen. Zudem dokumentiert Sisley sein tiefes Interesse an der Geographie dieser Gegend. Doch er ist ein Chronist einer Kulturlandschaft; immer finden sich in seinen Darstellungen Spuren der menschlichen Besiedlung wie Wege, Brücken, Boote. Besondere Akzente setzen in seinen Landschaftsgemälden die schlanken Gebäude mit ihren steilen Satteldächern und hoch aufragenden Kaminen. Ein solches einzelnes Haus bildet auch in den hier angebotenen "Bords du Loing à Saint-Mammès" den optischen Ruhe- und zugleich den Bildmittelpunkt. 1889 liess sich Alfred Sisley nach verschiedenen Stationen in der nahen Umgebung endgültig in Moret-sur-Loing nieder. Am Ufer der Loing und am Canal du Loing gelegen, war das Städtchen ein idealer Ausgangspunkt für seine malerischen Expeditionen. Es entstehen Veduten wie die der Stadt mit ihrer Brücke ("Pont de Moret" von 1893, Musée d' Orsay, Paris), und der Kirche Notre-Dame ("L' Eglise de Moret au soleil du matin", 1893, Kunstmuseum Winterthur) und Ansichten der umliegenden Flusslandschaften. Auf die Ufer des Flüsschens Loing, das bei Saint-Mammès in die Seine mündet und die er ab den 1880er Jahren bereits mehrfach dargestellt hatte, konzentriert er sich nun erneut, z. B. mit dem Werk "Moret, bords du Loing" (1892, Musée d' Orsay, Paris) und unseren "Bords du Loing à Saint-Mammès" aus dem gleichen Jahr. Exemplarisch für das Schaffen Alfred Sisleys in den 1890er Jahren ist unser Gemälde auch deshalb, weil sich hierin besonders deutlich seine Hinwendung zu einer tonigen Farbpalette und zu vollen, satten Grüntönen offenbart. Und es zeigt sich an diesem Werk deutlich seine eigene malerische Weiterentwicklung, hatte er doch 1881 erstmals die Charakteristika einer Landschaft durch unterschiedliche Arten des Farbauftrags zu gestalten gesucht, wie wir sie auch an den "Bords du Loing à Saint-Mammès" nachvollziehen können: ein zarter Lasurauftrag für die milchigen Schleierwolken, Uferbepflanzung und geschwungene Baumkronen aus lang gezogenen Pinselstrichen, und dicke Farbtupfer an den Ästen der Bäume im Vordergrund, die gegen das Blassblau des Himmels umso kräftiger wirken. In den Kunstmarkt vermittelt wurden die "Bords du Loing à Saint-Mammès" durch den berühmten Kunsthändler und Galeristen Paul Durand-Ruel (1831-1922). Trotz vehementer Kritik von Kunstwelt und Öffentlichkeit vertrat er die Werke heute berühmter Künstler wie Manet, Monet, Degas, Renoir, Sisley und Cézanne und vermittelte sie bis in die Vereinigten Saaten, obwohl ihn sein unerschütterlicher Glaube in ihre Fähigkeiten oft genug an den Rand der Insolvenz brachte. Alfred Sisley nahm Durand-Ruel ab 1872 unter Vertrag, als der Künstler, durch den Ruin und den Tod seines Vaters plötzlich auf sein malerisches Können als Einkommensquelle angewiesen, professionell zu malen begann, und hielt ihm trotz geringer Verkaufszahlen über viele Jahre hinweg die Treue. Monet, Pissaro, und Renoir sollten den eigenen Erfolg noch erleben; doch erst nach Alfred Sisleys Tod begann man die unvergängliche Schönheit und bestechende Qualität seiner Werke gebührend zu schätzen.

CHF 400 000 / 600 000 | (€ 412 370 / 618 560)

Verkauft für CHF 1 745 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr