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Lot 3461* - Z38 PostWar & Contemporary - Samstag, 27. Juni 2015, 14.00 Uhr

FERNANDO BOTERO

(Medellín 1932–lebt und arbeitet u.a. in New York)
Mother and Child. 2003.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Botero 03.
123 x 93,5 cm.

Mit der Fotobestätigung des Künstlers. Provenienz: - Atelier Fernando Botero. - Robinson Art Gallery, Knokke. - Privatsammlung Amsterdam, bei obiger Galerie erworben. Botero zählt heute zu einem der berühmtesten Künstler Lateinamerikas, dessen Stilrichtung und Malweise unverkennbar sind. Seine Werke zeigen meist Figuren, Objekte oder Formen in überzeichneten Proportionen. Diese rundlichen Körper entstehen aus einer Verherrlichung der Sinnlichkeit und des Lebens. Bereits mit 13 Jahren malt er voluminöse Formen, bevor er die Wichtigkeit von Volumen für seine Arbeit erkennt; es war schon immer seine natürliche Neigung. Er bezeichnet seinen Stil selbst als "figurative Post-Abstraktion", da er ähnlich frei in Farb- und Formgebung ist wie die abstrakten Künstler, doch getrieben von der Kraft der Volumina und Plastizität. Botero vermischt Inspirationen der lokalen Volkskunst mit Bildtraditionen europäischer Meister. Auch wenn er stets bestätigt, immer das zu malen, was er am besten aus der Kindheit und Jugend kennt, sind seine frühen Jahre in Europa und das Studium der Alten Meister und der italienischen Renaissance, ausschlaggebend für seine Kunst. Seine überdimensionale Formensprache ist eine Mischung der Monumentalität der Malerei des Quattrocento und seiner eigenen Neigung zu Form und Volumen. Seine aufgeblasenen, monumentalen Figuren sind keine Karikaturen. Sie sind weder grotesk noch schön im klassischen Sinne, sondern mehr ein Spiel mit den Proportionen und spiegeln seine Faszination der Verzerrung des Körpers wider. Die Figuren haben allesamt eine gewisse Distanz, einen leicht abwesenden Blick und eine fast spürbare Nüchternheit und Isolation. Botero selbst sagt "…ab einem gewissen Moment wird das Bild ein Stillleben für mich" (zit.: Fernando Botero in: Brugger, Ingrid/Benesch, Evelyn (hrsg.): Fernando Botero, Ostfildern 2011). In gleichem Masse wichtig für ihn ist die Farbe, denn die Komposition eines Bildes entsteht für ihn aus dem Spiel der Farben: "Ich muss die Farben erst erfinden, und sie sind es, die über den Verlauf des Gemäldes bestimmen" (zit.: Fernando Botero in ebenda S. 128). Auch hier orientiert er sich nicht an der lokalen Tradition, der mexikanischen Töpferei und ihren harmonischen Farben, sondern auch an der Farbpalette der Meister der italienischen Renaissance und deren warmen, natürlichen Tönen. "Form is obviously the vision - excluding colour - that one has of nature. It is a heightening of reality, of volume; it is sensuality." (zit.: Botero, New works on canvas, Interview with Botero by Ana María Escallón, S. 27). Das vorliegende Werk ist ein wunderbarer Ausdruck dieser Grundwerte seines Schaffens. Er wählt das klassische Motiv der Mutter und Kind Darstellung. Die Mutter sitzt nackt, bloss mit unauffälligem Schmuck bekleidet und einer Spange im Haar, auf einem einfachen, leuchtend roten Stuhl, ihr Kind im Arm. Die fast filigranen Schmuckstücke und die übertrieben langen und dünnen Stege des Stuhls, akzentuieren nur die Grösse und Wucht der Gestalten. Boteros Frauenfiguren sind meistens nackt dargestellt, nur mit einigen Schmuckstücken bekleidet. Sie haben kleine Brüste und ein kaum betontes Geschlecht, um ihren Umfang und ihre Grösse in den Vordergrund zu rücken. Doch trotz ihrer Nacktheit wirken sie nicht obszön oder anreizend, sondern strahlen vielmehr etwas Sanftmütiges, Unschuldiges und Mütterliches aus, sind dabei aber keine Schönheiten. Seine Darstellung zeigt einen gewissen Reiz des Disproportionalen auf, es entsteht eine faszinierende Spannung zwischen dem naiven, fast lieblichen und dem leicht Störenden und Unangenehmen. In unserem Werk ist dieses störende Element unter anderem das Kind, das zwar einen kindlichen Körper hat und sich auch wie eines gebärdet, sein Kopf aber ist der eines Erwachsenen. Das flächige Bild zeigt sehr schön seine Suche nach Ruhe in den Formen und ein Gefühl von Volumen, das durch die eingeschränkte Farbpalette von Rottönen, Beige und Grau bestärkt wird. Sowohl die Körper als auch Komposition und Motiv zeigen den Einfluss, aber auch die Auseinandersetzung mit den Alten Meistern. Die voluminösen, sinnlichen Körper lassen den Betrachter sofort an Peter Paul Rubens denken, doch in der Komposition begrenzt sich Botero auf das Minimum und konzentriert sich auf das Wesentliche: die Harmonie der Farben und die dargestellten Figuren; es finden sich hier weder faltenreiche Gewänder, rollende Landschaften noch prächtige Objekte im Hintergrund; seine Bilder sind Momentaufnahmen ohne Dynamik (siehe Vgl. Abb. 1). Die Komposition von Mutter mit Kind erinnert an altermeisterliche Darstellungen der Madonna mit Kind. Der katholische Glaube spielt in Kolumbien, wie in ganz Lateinamerika, eine grosse Rolle und durchzieht das gesamte kulturelle und gesellschaftliche Leben. So verwundert es nicht, dass Fernando Botero in seinen Werken die katholische Ikonografie immer wieder aufgreift, aber vor allem weil sie "die beliebtesten Sujets der Alten Meister waren" (zit.: Fernando Botero, in: Burgger, Indried/Benesch, Evelyn (hrsg.): Fernando Botero, Ostfildern 2011, S. 47). Seine Versionen der Alten Meister malt er aus der Erinnerung, nimmt die Substanz dieser Vorbilder auf und gibt sie wieder, ohne jedoch zu kopieren. Die allgemein bekannten und in der kunsthistorischen Tradition verankerten Meisterwerke dienen als Interpretation für Boteros eigene Bildsprache. Dass er sich auch bei unserem Bild den grossen Meistern wie Raffael und Tizian zuwendet, ist naheliegend, da er sie in seiner Jugend eindringlich studiert hat. "The only information I had about art was in the back of my school notebooks. The back cover was divided in half. The top part said: "Titian, Italian painter…" and gave his biography in twenty lines, and the bottom part featured Raphael. I believe that was the first time I heard of a painter. Titian and Raphael. That was it. They are among my favourites to this day." (zit.: Botero, New works on canvas, Interview with Botero by Ana María Escallón, S. 10) (siehe Vgl. Abb. 2 + 3). Auf die Frage nach der Essenz der Boterischen Welt, antwortet er: "The Italian painting of the quattrocento, without question. After that other things came. Metaphorically, we might speak of the roots that sustain a tree through the worst storms. I remain an Italian painter in that sense." (zit.: Botero, ebenda S. 49). Eindrucksvoll belegt das hier angebotene Werk diese Essenz.

CHF 340 000 / 400 000 | (€ 350 520 / 412 370)

Verkauft für CHF 408 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr