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Lot 115* - A174 Sammlung italienische Buchmalerei - Freitag, 18. September 2015, 13.30 Uhr

BALDOLO, VANNI DI


Provenienz: - Perugia, Kathedrale San Lorenzo (?). - 1924 Paris, Kalebdjian. - 1924-2004 New York, Sammlung Robert Lehman. - 2004 Hamburg, Sammlung Jörn Günther. - 2005 Zürich, Privatsammlung. - Zürich, Koller 18. März 2008, Lot Nr. A144/3403 und angekauft durch den heutigen Besitzer. Ausstellung: - Cleveland, Cleveland Museum of Art (23.2.-4.5.2003). - San Francisco, Fine Arts Museum (7.6.-31.8.2003). - New York, The Metropolitan Museum of Art (30.9.2003 - 1.2. 2004) "Treasures of a Lost Art" Italian Manuscript Painting of the Middle Ages and Renaissance. Bibliographie: - Seymour De Ricci (assisted by William J.Wilson). - Census of Medieval and Renaissance Manuscripts in the United States and Canada, New York 1927, S. 1707 Nr A.16. - Pia Palladino, Treasures of a lost Art. Italian manuscript Painting of the Middle Ages and Renaissance, New Haven/London 2003, S. 33-34. - Friedrich G. Zeileis, Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S. 286-288. Das Blatt mit der Bildinitiale S, die den Introitus zur Messe am Pfingstsonntag (Spiritus domini replevit... ) eröffnet, wurde als fol. XIX aus einem Graduale geschnitten, das zu unbekannter Zeit aufgelöst wurde. Die Bildinitiale ist auf ein quadratisches Initialfeld gesetzt, das netzartig von weissen, sich ringelnden Filigranranken überwuchert ist. Aus dem unteren Bogen der Initiale S wächst eine sich lebhaft windende Ranke mit bunten Akanthusranken in Rot, Orange und Mauve, die sich unten teilt und über den linken und unteren Blattrand erstreckt, dabei Blüten und elegante Efeublätter ausbildend. Die Szene besetzt den Buchstaben horizontal, wobei die linear, vor einem lilafarbenen Quadratmustergrund angeordneten, frontalen Apostelköpfe die innere Buchstabenschlaufe anzudeuten scheinen. Die korrekte Zuschreibung dieses raffiniert gemalten Gradualblattes an den Peruginer Maler und Miniaturisten Vanni di Baldolo verdanken wir Pia Palladino (2003). Zusammen mit dem Schwesterblatt in der Sammlung des Victoria and Albert Museum in London (E 376-1911, Abb.1) stammt es aus einem aufgelösten Graduale, womöglich aus dem Dom von Perugia. Die Identifikation einer ganzen Gruppe von Miniaturen und Gemälden als Oeuvre des Vanni di Baldolo gelang dank einer Matrikel der Notare aus dem Jahr 1333 (heute Genf, Bibliothèque Publique et Universitaire, Com.Lat.), wo der Meister seine Darstellung der Verkündigung mit seinem Namen "Vanes Baldoli et socii fecerunt me ab annis D(om)ini MCCCXXXIII" signierte. Aus seinem zahlenmässig beachtlichen Oeuvre auf Tafel und Pergament zu schliessen, muss Vanni di Baldolo im zweiten Trecentoviertel einer der erfolgreichsten Buchmaler und Maler Perugias gewesen sein. Sein Stil erscheint uns als Synthese aus der Kunst des in Perugia ansässigen Duccio-Nachfolgers Meo da Siena und des im benachbarten Assisi tätigen Giotto-Exegeten, des sogenannten Maestro Espressionista di S. Chiara. Seine künstlerische Formation als Buchmaler dürfte im engsten Kontakt zu den Buchmalern der Chorbücher von San Lorenzo in Perugia, namentlich zum etwas archaischeren Primo Miniatore, vermutlich innerhalb dessen Werkstatt geschehen sein. Vorliegendes Blatt dürfte wohl seinen späteren Werken gegen 1340 zuzuweisen sein und ist sicher später entstanden als die erwähnte Matrikel der Notare von 1333. Zu Recht gilt Vanni di Baldolo mit seinen monumentalen, ausdruckstarken Figuren und der ausgewogenen und dennoch lebhaften Erzählweise seiner Geschehen als eine der führenden Kräfte in der Buchkunst Perugias um 1340.

CHF 24 000 / 32 000 | (€ 24 740 / 32 990)

Verkauft für CHF 41 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr