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Lot 3040* - A154 Gemälde Alter Meister - Freitag, 17. September 2010, 14.30 Uhr

JACOB MARREL

(Frankenthal 1613/1614–1681 Frankfurt)
Blumenstilleben in einer Terracotta-Vase auf einem Sockel. 1640.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: Jacobus Marrellus f. 1640.
69,5 × 52,6 cm.

Provenienz:
- Privatsammlung Frankreich.
- Privatsammlung Boston, USA.

Mit einer schriftlichen Dokumentation von Dr. Sam Segal.

Dieser reiche Blumenstrauss in einer barocken Terracotta-Vase auf einer Steinplinthe ist ein charakteristisches Beispiel des Utrechter Stillebenmalers Jacob Marrel. Dem Betrachter wird eine Vielfalt an Blumen präsentiert, die zu einem symmetrischen Arrangement um eine Zentralachse gruppiert sind (siehe Diagramm von Dr. Sam Segal). Auffällig wird dabei, dass der Maler Blumen, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen, vereint und besonders den Schwerpunkt auf Tulpen setzt. So finden sich insgesamt 7 verschiedene Tulpensorten, die besonders durch ihre Grösse, Form und Farbdifferenziertheit hervortreten. Tulpen waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts besonders gefragte Sammlerobjekte und wurden abhängig von ihrer Farbenvielfalt und Seltenheit während der sogenannten Tulpomanie, die 1637 ihren Höhepunkt erreicht hatte, für mehrere Tausend Gulden gehandelt. 1640, als Marrel diesen hier angebotenen Blumenstrauss malte, waren die Preise für seltenen Tulpen immer noch hoch und die Nachfrage nach der gemalten Version ebenso sehr gross. Marrel verfasste zwischen 1634 und 1648 mehrere "Tulpenbücher", in denen er die Blüten in Aquarellen festhielt. Diese Bücher wurden von den Händlern verwendet, um zu demonstrieren, wie die Tulpen im folgenden Jahr blühen sollten. Gleichzeitig fungierten sie auch als Vorlagen für seine Gemälde, wo im Atelier die seltensten und gefragtesten Blumensorten zu einem Strauss imaginär zusammen gefügt wurden. Stilistisch vergleicht Segal unsere Komposition mit dem ebenfalls 1640 datierten Stilleben im Fitzwilliam Museum in Cambridge, wo eine vergleichbare Steinplinthe mit kleinen Bruchstellen zu sehen ist (Inv. Nr. PD36-1966, 45 x 35 cm). Ebenso finden sich dort ein ähnlicher Grasshüpfer sowie "Morello"-Kirschen, die in mehreren Stilleben auftauchen und möglicherweise eine Anspielung auf seinen Namen darstellen. Marrel zeigt bereits ab 1634 eine Vorliebe für barocke Vasen in unterschiedlichen Formen und Grössen. Die hier gezeigte Form lässt sich mit der Vase des 1647 datierten Stillebens in der Sammlung Heinz in Washington (Öl auf Kupfer, 38 x 28,5 cm) vergleichen. Der Hirschkäfer taucht auch in anderen Gemälden Marrels auf, wie beispielsweise in dem Stilleben von 1634 im Ashmolean Museum in Oxford, und erinnert an die Zeichnung von Albrecht Dürer (Getty Museum, Malibu) von 1505, die zahlreiche Künstler inspirierte. Obwohl Jacob Marrel in Frankfurt geboren und unter Georg Flegel anfangs gelernt hatte, ist seine Malweise von den zeitgenössischen Blumenmalern in Utrecht geprägt. Segal bezeichnet ihn als den letzten Maler des Bosschaert-Stils, dessen Kompositionen von symmetrisch arrangierten Blumensträussen in leuchtenden Farben vor monochrom dunklem Hintergrund geprägt werden, wie auch bei dieser hier angebotenen Version in charakteristischer und besonders qualitätsvoller Weise zum Ausdruck gebracht wird.

CHF 320 000 / 380 000 | (€ 329 900 / 391 750)

Verkauft für CHF 491 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr