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Lot 3265* - Z31 Impressionismus & Moderne - Freitag, 09. Dezember 2011, 16.00 Uhr

MARC CHAGALL

(Wizebsk 1887–1985 Saint-Paul-de-Vence)
Nature morte à l'azalée. 1950-56.
Gouache, Pastell, Tusche und Kreide auf Papier, auf Leinwand aufgelegt.
Unten links signiert und datiert: Marc Chagall 1950-56.
50 x 60,4 cm.

Mit einem Fotozertifikat vom Comité Marc Chagall, Paris, 3. Oktober 2011. Provenienz: - Lucien Goldsmith. - Weingast Antiquarian, New York. - Privatsammlung New York. Dieses Stillleben malt Marc Chagall in den 1950er Jahren in Vence, im Süden Frankreichs. Ganz gezielt und gekonnt arrangiert er die Früchte des Südens und die Meerestiere mit den Blumen auf dem Tisch, um sie sodann mit intensiv leuchtenden Farben abzubilden. Das Stillleben ist eine Gattung, die die Moderne Kunst von den Alten Meistern übernommen und weitergeführt hat, und man hat eine eigne Herangehensweise für diese Gattung gefunden. Es steht nicht mehr die Vanitas Symbolik im Vordergrund, sondern die kompositorischen Elemente sowie die Farbgebung. So war es insbesondere der von Chagall zeitlebens so bewunderte Cézanne, der die Gattung des Stilllebens in der Modernen Malerei sehr stark prägte. Seine Objekte sind lose, unabhängig von einer Gesamtperspektive. Es sind gerade seine Stillleben, die einen äusserst grossen Einfluss für die Malerei ausübten. Die Verrzerrtheit, ob gewollt oder nicht, kann durchaus als Vorstufe für den sich um einiges später entwickelten Kubismus gelten. Die Arrangements in Chagalls Werken sind bekanntlich sowieso sehr eigenwillig und gehorchen eher einer Fantasiewelt als der Realität. So sind die Elemente seiner Werke oftmals in kreativer Weise neu zueinander in Beziehung gebracht. Dieses zwischen 1950 bis 1956 entstandene Stilleben lässt dies gut erfahren: Wie bei Cézanne sind Teller, Früchte, Obst und Fische, Messer, Glas und Flasche in unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Besonders auffällig ist die eigenwillige Verzerrung bei der Position und Gestalt der blauen Flasche am rechten Rand. Sie steht ein wenig schräg zur Seite geneigt und ist ausserdem besonders im Bereich des Flaschenhalses selbst deformiert. Die hochgewachsenen Azaleen haben eine sonderbare Position im Gemälde, sie sind in einem Topf, von dem man nicht genau sagen kann, wo er steht. Jedenfalls nicht auf dem Tisch, wohl auf einem Stuhl hinter dem Tisch. Doch wie bei Cézannes Stilleben wirkt diese Positionierung nicht störend, sondern sie birgt dennoch eine Harmonie in sich. Die Farbe Blau spielt in diesem - wie in manch anderen Gemälden Chagalls - eine wichtige Rolle. Zum einen erkennt man dies schon daran, dass bei der Signatur und der Datierung wenige Stellen mit Blau nachgezeichnet sind, und der Zusatz "-1956" gar ganz neu hinzugesetzt wurde. Dies lässt darauf schliessen, dass Chagall dieses 1950 gemalte Werk bis 1956 nochmals überarbeitete, indem er wohl vor allem blaue Stellen intensivierte oder hinzufügte. Und es sind gerade die blauen Stellen in der Komposition, die uns eine grosse Harmonie und Verbundenheit der einzelnen Objekte vermitteln. Das Blau der Fische, dasjenige der Flasche und jene an Fenster, Wand und gar als Stamm der Azaleen verbinden die Komposition zu einem harmonischen Ganzen. Doch im Gegensatz zu anderen modernen Malern setzt Chagall seinen Stilleben doch eine Symbolsprache zugrunde, und zwar scheint hier eine für den Malerpoeten durchaus typische Zeichengebung mit der altmeisterlichen Metaphorik verwoben. Setzt man nämlich dieses Werk in den Kontext seiner Malerei, so fällt auf, dass Chagall grundsätzlich oft Fische gemalt hat, nicht selten geflügelte Fische, zumindest in der Luft schwebende. Dies wird wohl nicht zu unrecht als eine Erinnerung an seinen Vater gedeutet, der in Witebsk dem harten Fischerberuf nach ging, und sehr oft erschöpft abends nach Hause kam. So mutet es mysteriös an, dass uns hier die zwar toten, zum Verzehr angerichteten Fische neben den Lebenskraft symbolisierenden Azaleen präsentiert werden. Man sollte jedoch vorsichtig sein bei der Interpretation der Werke Chagalls, da er eine von ihm bewusste Symbolgebung in seinen Werken verneinte: "Wenn man in einem Bild ein Symbol entdeckt, so habe ich das nicht gewollt. Es ist ein Ergebnis, das ich nicht gesucht habe. Es ist etwas, was sich hinterher findet und was man nach seinem Geschmack deuten kann." Es bedürfe jedoch nicht einer solchen Mahnung, läge eben nicht doch eine Bilderwelt vor, die durch und durch von immer wieder erscheinenden Zeichen geprägt ist. So ist das vorliegende Werk ein typisches Werk von Chagall, das uns anregt, in dem Gesehenen Erinnerungen, Träume und Gedanken zu entdecken.

CHF 250 000 / 350 000 | (€ 257 730 / 360 820)

Verkauft für CHF 595 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr