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Lot 1041* - A159 Sammlungen - Donnerstag, 08. Dezember 2011, 10.00 Uhr

TAFELAUFSATZ "AMOUR ET FLORE",

Empire, von P.P. THOMIRE (Pierre Philippe Thomire, 1751-1843), nach einem für Sèvres gefertigten Modell von L.S. BOIZOT (Louis Simon Boizot, 1743-1809), Paris um 1800/10.
Brünierte und vergoldete Bronze. Stehende Amor und Flora, eine flache, runde Schale hochhaltend, auf gestuftem, rechteckigem Postament. Vergoldete Beschläge und Applikationen in Form Pegasus, Viktorien und Lanzettfries. Riss im Sockel. H 64,5 cm.

Provenienz: - Sammlung Lucien François Feuchère, Paris. - Auktion, Paris, 24.11.1824 (Katalognr. 68). - Auktion Tajan, Paris, 15.12.1998 (Katalognr. 139). 1784 fertigte L.S. Boizot für die Manufacture de Sèvres Modelle zweier als Pendants entworfenen Gruppen, die in Biscuit gefertigt wurden; sie wurden als "Amour et Flore" resp. "Zéphyr et Flore" bezeichnet. In den 1780er Jahren erhielt P.P. Thomire die Erlaubnis, die Figuren in Bronze zu giessen und sie für Girandolen zu verwenden. Eine dieser Girandolen mit Amor und Flora stammt aus der Sammlung Sir J.E.A. Murray-Scott und wurde bei Christie's London am 24.11.1913 (Katalognr. 40) verkauft. Ein Paar mit mit Zephyr und Flora befindet sich in den königlichen Sammlungen von Spanien in Madrid. Anfangs des 19. Jahrhunderts fertigte P.P. Thomire mit den gleichen Figuren ebenfalls als Paar konzipierte Tafelaufsätze. Eines davon gehörte zur Privatsammlung vom L.F. Feuchère und wird im Katalog von 1824 wie folgt beschrieben: " Deux groupes, l'Amour et Psyché et Zéphire tenant coupes, sur socles en bronze". Das Tafelaufsatz-Paar wurde in den späten 1998 getrennt - der Aufsatz mit Amor und Psyche wird hier angeboten. Von seinem Vater Luc-Philippe (gest. 1783) erhielt P.P. Thomire 1772 den Titel "Maître fondeur-ciseleur", vier Jahre später fügte er "doreur" hinzu. 1783 wurde er Nachfolger von C. Duplessis als "ciseleur et doreur" der Manufacture de Sèvres. Zudem soll er, nach einer Bildhauer-Ausbildung in der Akademie St. Luc, die Ateliers von A. Pajou und J.A. Houdon besucht haben. Mit Houdon arbeitete er mehrmals zusammen, so beispielsweise für die Büste "Grandeur Nature" für Prinz Henri von Preussen (1789). Nach R.G. Dardel schuf er die "Grand Condé à la bataille de Fribourg" (1785), zudem übernahm er Figuren von J.B. Pigalle und L.S. Boizot in Bronze. Während der gleichen Zeit schuf P.P Thomire eigene Modelle und Skulpturen, wie zum Beispiel die "Deux amours se disputant un coeur" für die Ausstellung im "Salon de la Correspondance" 1781, zwei Portraits von Voltaire und ein weiteres von J.J. Rousseau. Seltener sind seine Figuren in Marmor, wie das Selbstportrait für die Ausstellung im Salon 1810. Seine Zusammenarbeit mit L.S. Boizot, Leiter der Bildhauer in der Manufacture de Sèvres, war, wie die zahlreichen Modelle beweisen, sehr fruchtbar und hielt bis zu Boizots Tod an. Die Kontakte zu N. Delaistre, J.J. Foucou, P.P. Prud'hon und P.L. Roland und die entstandenen gemeinsamen Projekte brachten Thomire bereits in den 1780er Jahren den Ruf als bester "fondeur-ciseleur" von Paris ein. Diese Erfolge wurden während der letzten Jahre des ausgehenden 18. Jahrhunderts durch Auftragsarbeiten für das Ausland - vor allem für die Königs- und Adelshäuser in Spanien und Russland - so markant verstärkt, dass er die grosse Nachfrage nach Luxusobjekten 1807 nur mit über 200 Angestellten zu bewältigen vermochte. Seit 1804, als er Objekte aus dem Geschäft von M.E. Lignereux, dem er früher Bronzen geliefert hatte, aufkaufte, gelangen ihm die wohl phantasievollsten Werke. Bereits im Directoire erhielt er anlässlich der Ausstellung der "Produits industriels" die Goldmedaille, eine Ehrung, die Thomire und seiner Firma bis zu seinem Tod in jeder Ausstellung zuteil wurde. 1834 erhielt er von König Louis-Philippe die Mitgliedschaft der "Légion d'Honneur". Seine Werke, bestechend durch Phantasie, Formensprache, Bronzenarbeit und Vergoldung machen P.P. Thomire zu einer Ausnahmefigur von höchster Güte. Für das Unternehmen Thomire waren die Jahre nach 1820 von der Übernahme der Firma durch P.P. Thomires Schwiegersöhne und Enkel und von grossen finanziellen Schwierigkeiten geprägt. P.P. Thomire zog sich nach 1823 langsam zurück, blieb aber als "künstlerischer Mentor" die bedeutendste kreative Kraft. L.S. Boizot wurde 1778 nach einem Aufenthalt in Italien in die "Ecole royale des élèves protégés" aufgenommen. In den Jahren danach schuf er zahlreiche Büsten von "grands hommes de France", wie zum Beispiel von Louis XVI oder von wichtigen Persönlichkeiten wie Joseph II, dessen Portrait L.S. Boizot anlässlich eines Staatsbesuches anfertigte. Seine eigentliche Spezialität waren allerdings Kleinplastiken, was seine Tätigkeit als Vorsteher der Modellierabteilung der Manufacture de Sèvres erklärt. 1793 wurde L.S. Boizot zum Revisor der Kunstobjekte im Antikensaal des Louvre ernannt. Sein berühmtestes Werk ist wohl der 1808 beendete und heute auf der Place du Châtelet stehende Brunnen mit verherrlichenden Szenen aus Napoleons Ägypten-Feldzug. Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 3/4, S. 235/236 (biogr. Angaben zu Boizot). J. Niclausse, Thomire, Fondeur-Ciseleur - Sa vie, son oeuvre, Paris 1947.

CHF 25 000 / 45 000 | (€ 25 770 / 46 390)

Verkauft für CHF 39 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr