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Lot 3047* - A168 Gemälde Alter Meister - Freitag, 28. März 2014, 15.00 Uhr

PIETER DE HOOCH

(Rotterdam 1629–nach 1683 Amsterdam)
Musizierende Gesellschaft auf einer Terrasse. 1669.
Öl auf Leinwand.
Unten links auf dem Tisch signiert und datiert: PdHooch. Ao 1669.
71 x 85,5 cm.

Provenienz: - Colnaghi, London, 1935. - Sammlung Mrs. Geoffrey Hart, Forest Row, Sussex, 1952 - 1956. - L. Koetser, London, 1959. - John Mitchell. - Privatsammlung England, seit 1964. Literatur: - Connoisseur, März 1964, 'In the Galleries' von Adrian Bury, S. 182, mit Abb. - Sutton, Peter C.: Pieter de Hooch, Phaidon Oxford 1980, S. 103, Nr. 91, Abb. 94. Ausstellungen: - Rotterdam, Boymans Museum, 1935, Vermeer: oorsprong en invloed: Fabritius, De Hooch, De Witte, Nr. 54, Abb. 57; - Worthing Art Gallery, 1952, Dutch and Flemish Paintings from the Collection of Mrs. Geoffrey Hart, Nr. 19; - London, Royal Academy, 1952-53, Dutch Pictures 1450 - 1750, Nr. 446, Katalog S. 85 (verso Etikette). - Brighton Art Gallery, 1956, Dutch and Flemish Paintings from the Collection of Mrs. Geoffrey Hart, Nr. 85. Wenn Frauen sich in den Gemälden nicht mehr um die Wäsche kümmern, sondern mit Galanen der leichten Muse hingeben; wenn ihre dunklen, hochgeschlossenen Kleider schulterfreien Gewändern aus pastellfarbener Seide weichen, dann hat sich im Umfeld eines Malers möglicherweise ein fundamentaler Wandel vollzogen. Tatsächlich brach Pieter de Hooch, 1629 in Rotterdam als Sohn eines Maurers geboren und ab 1650 neben seinem Kollegen Jan Vermeer prägender Vertreter der Malschule in Delft, dort in den frühen 1660er Jahren seine Zelte ab. Die Erfolgsaussichten in dem vom strengen Calvinismus geprägten und wirtschaftlich stagnierenden Delft schienen ihm wohl geringer als in der pulsierenden Metropole Amsterdam mit ihren wohlhabenden Handelsleuten. An Motiven der stillen Versunkenheit, der reinlichen Bürgerstuben und häuslichen Arbeit als Zeichen der Gottesgefälligkeit, für die Pieter de Hoochs Delfter Bilder bekannt sind, war seine neue Käuferschicht nicht interessiert. Sie wollte Luxus, Musse und Standesbewusstsein in den Bildern dargestellt sehen, wie wir auch an der hier angebotenen "Musizierenden Gesellschaft auf einer Terrasse" nachvollziehen können, die sich vor dem Hintergrund eines gepflegten Parks versammelt hat. Reich schimmert die Seide und Spitze. Der aufwändig verlegte Marmorboden, die Skulptur in der verschatten Nische links hinten und das Intarsientischchen zeugen ebenso vom Wohlstand wie der drapierte Teppich. Kurioserweise finden sich solche Teppiche häufig in niederländischen Gemälden, ohne dass sich ein einziger davon erhalten hätte. Sie werden daher als der "Namenlosen Gattung" zugehörig bezeichnet. Dasselbe Exemplar hat de Hooch auch in dem Gemälde "A Woman Reading a Letter and a Man at a Window" dargestellt, heute im Besitz des Nationalmuseums Stockholm. Dieses um 1668-70 datierte Gemälde zeigt die drei in komplexer Beziehung zueinander stehenden Akteure in tiefer Melancholie. Sehr viel vergnüglicher ist unsere "musizierenden Gesellschaft", die sich wohl weniger zum Musizieren als zum Kokketieren eingefunden hat, wird doch die Dame mit dem langhalsigen Zupfinstrument - möglicherweise eine Zither - von dem lockigen Verehrer zu ihrer Rechten vom Spiel abgelenkt. Die stehende Dame in der rechten Bildhälfte verbirgt ihr Gesicht hinter ihrem zarten Schleier, um die Szene nicht mit ansehen zu müssen, die nur scheinbar harmlos ist; galt doch der Affe, den der lockige Jüngling festhält, als Symbol des Lasters. Der von de Hooch häufig gemalte Hund, Zeichen der menschlichen Treue, verlässt die Gruppe zu linken unteren Ecke hin, während sich gleichzeitig die Umschwärmte von den hinter ihr dargebotenen Orangen, die Keuschheit und Reinheit versinnbildlichen sollen, abwendet. Pikanterweise nähert sich ein Reiter der Terrasse. Noch ist er zwischen den Bäumen rechts hinten kaum erkennbar. Am rechten Bildrand ist derweil ein Putto sehr mit sich selbst beschäftigt. Die strenge Sittsamkeit seiner Bildfiguren hat de Hooch also ebenfalls im puritanischen Delft gelassen. Auch die geschlossenen, gepflasterten Innenhöfe, in denen die Delfter Frauen des Hauses schweigend ihrer Arbeit nachgingen, sind Vergangenheit. Nun blicken wir auf eine luxuriöse Parkanlage, die sich rechts hinter unserer "Musizierenden Gesellschaft auf einer Terrasse" öffnet. De Hooch hat Ende der 1660er Jahre mehrere Gesellschaften auf Terrassen mit Gärten dargestellt, so in einem um 1667 datierten Werk in Privatbesitz, in dem eine leuchtend rot gekleidete Dame ein sehr ähnliches Zupfinstrument wie auf unserem Gemälde in ihrer Hand hält, und ein ebenfalls in Privatbesitz befindliches Werk aus demselben Jahr. Zu unserem Gemälde weist dieses Familienporträt gleich mehrere Parallelen auf, zum einen die Komposition der - allerdings sehr viel sittsameren - Figurengruppe im Vordergrund, die durch ein architektonisches Element hinterfangen wird, sowie auf der rechten Seite die vergleichbare perspektivische Darstellung des Gartens in die Tiefe des Bildraums. Dort findet sich auch ein schmales Herrenhaus, wie es auf unserem Gemälde rechts hinten ebenso erkennbar ist wie auf "Skittles Players in a Garden", ein um 1663-1666 entstandenes Gemälde, das heute von der James A. de Rothschild Collection in Waddesdon Manor unweit von London bewahrt wird. Bei diesen Häusern handelt sich um typisch niederländische Villen (oder "kastelltje"), wie sie sich die reichen Familien ab der Mitte des 17. Jahrhunderts an den Ufern der Flüsse Amstel und Vecht errichten liessen, um der Hektik des Stadtlebens zu entfliehen. Literaten schufen Gedichte für diese Landsitze und priesen die Ideale des adligen Landgutbesitzers, literarische Motive, deren Vorbilder mit Vergil bis in die römische Antike reichten. Die italienische Renaissance belebte diese Ideen neu und verband das Lob der Landwirtschaft mit einer reichen Gartenarchitektur, deren perfekte Symmetrien das Herrschen des Menschen über die Natur zum Ausdruck bringen sollten. Nördlich der Alpen führte der niederländische Maler und Gartenarchitekt Hans Vredeman de Vries (1527-1609) den italienischen Stil ein, von dessen Stichen Pieter de Hooch für seine perspektivischen Gartendarstellungen und deren Gestaltung mit immergrünen Hecken und Statuen wesentliche Anregungen bezog.

CHF 90 000 / 120 000 | (€ 92 780 / 123 710)

Verkauft für CHF 60 000 (inkl. Aufgeld)
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