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Lot 1043* - A162 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 20. September 2012, 10.00 Uhr

KLEINE AUFSATZSCHREIBKOMMODE,

sog. "Cantourgen", Barock, F.A. HERMANN (Franz Anton Hermann, tätig ab 1724) zuzuschreiben, Mainz um 1740/60.
Nussbaum profiliert sowie fein eingelegt mit Rautenmuster und Zierfries. Geschweifter, prismierter Korpus mit markanten, teils vorstehenden Eckvoluten und pagodenförmig abschliessendem Kranz mit feinen Eckfiguren als Allegorien des Frühlings und Herbstes und 1 kleinen Schublade, auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen auf eingerollten Voluenfüssen. Schräge, aufklappbare Schreibplatte über stark geschweiftem Kommodenunterteil mit 2 Schubladen unter Auszugstablar. Inneneinteilung mit 2 breiten Fächern. Zurückgesetzter Aufsatz mit geschweifter Doppeltüre. Inneneinteilung mit 4 Schubladen auf 2 Reihen und grossem Fach. Bronzebeschläge. Überrestauriert und teils stark ergänzt. 122x65x(offen 80)x181 cm.

Provenienz: - Ehemals deutscher Adelsbesitz, Mainz. - Schweizer Privatbesitz. Feines Möbel des 18. Jahrhunderts, das in den 1970er Jahren einer übermässigen Restaurierung unterzogen und an Furnier und Füssen stark ergänzt wurde; sämtliche Altersspuren wurden getilgt. Zudem wurde das Eingericht des Schreibfaches ersetzt und aller Wahrscheinlichkeit nach jenes des Aufsatzes entfernt. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um ein Meisterstück eines bedeutenden Mainzer Tischlers des 18. Jahrhunderts und muss aufgrund seiner Grösse als ausserordentlich selten bezieichnet werden. Das Meisterstück von F.A. Hermann, das für die Zuschreibung des hier angebotenen Cantourgen von grosser Bedeutung ist, befindet sich heute in Schloss Eltz und besitzt ebenfalls Figurendekoration im Kranz. Ein weiteres, sehr ähnliches Möbel ist abgebildet in: Weltkunst 4 (1989); S. 1081 (als Privatannonce). Eine dritte Schreibkommode wurde bei Sotheby's Zürich am 10.12.1995 (Katalognr. 275) verkauft. Letzteres ist, wie auch das hier angebotene Möbel, von kleinerer Ausführung. Die Existenz mehrerer gleicher Möbel - mit identischer Grundstruktur und Formgebung des Kommodenunterteils, identischer Schweifung der Zarge und der Füsse, mit identischem bogenförmigem Aufsatz mit Schublade und identischer Rautenmarketerie - spricht für eine grosse Werkstatt, wie z.B. für jene von F.A. Hermann, der erfolgreiche Möbel mehrfahr produzierte. Der Typus des Mainzer Schreibschrankes, "Cantourgen" genannt, stellt den Höhepunkt deutscher Möbelkunst des 18. Jahrhunderts dar. Der Begriff leitet sich vom Wort "Kantor" oder "Cantour" ab, was einen Schreibtisch oder -büro bezeichnet. Die charakteristischen stilistischen Merkmale sind die markanten, abgeschrägten und teils frei stehenden Volutenlisenen der Eckstollen mit den korinthischen Kapitellen. Dieser Möbeltyp galt als eigentliches Meisterstück der Mainzer Tischler, Schreibkommoden dieses Stils wurden meist für den lokalen Adel gefertigt. Die Stadt Mainz ist römischen Ursprungs und kann auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken. Als römisches Legionslager Mogontiacum gegründet, war Mainz später Hauptstadt der Provinz Germania Superior und von 780/82 bis 1803 Erzbischofssitz. Eine Hochblüte erlebte die Stadt in der Zeit von 1244-1462, als sie "Freie Stadt" war, danach wurde die Geschichte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts durch die Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfe bestimmt, die in der Stadt residierten. Dank seiner günstigen geographischen Lage am Rhein und seiner Funktion als Festungsstadt und Sitz des Kurfürsten erlebte Mainz im 17. und 18. Jahrhundert eine weitere wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte; die Ansprüche und Nachfragen in Kunst und Handwerk stiegen, was zur Folge hatte, dass Mainz zu einem in vielen Bereichen führenden kulturellen Zentrum wurde.

CHF 16 000 / 26 000 | (€ 16 490 / 26 800)

Verkauft für CHF 15 120 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr