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Lot 3434* - Z35 PostWar & Contemporary - Samstag, 07. Dezember 2013, 16.00 Uhr

JAMES ROSENQUIST

(Grand Forks 1933–2017 New York)
Sister Shrieks. 1987.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert und datiert: James Rosenquist 1987.
152,4 x 248,9 cm.

Provenienz: - Sammlung Theodor und Isabella Dalenson, Stockholm. - Privatsammlung Schweiz. Ausstellung: - New York 2003: Guggenheim Museum, James Rosenquist A Retrospective, 16.10.2003 - 18.01.2004 New York, Kat.Nr. 111 (mit Abb.). - Riehen Basel 2005: Fondation Beyeler, Blumenmythos van Gogh bis Jeff Koons, 27.02.2005 - 22.05.2005 Riehen Basel, Kat.Nr. 142 (Abb.). Literatur: - Ausst.Kat.: Hopps, Walter; Bencroft, Sarah. James Rosenquist: A Retrospective, The Salomon R. Guggenheim Foundation, New York, 2003, Kat.Nr. 111 (mit Abb.). - Ausst.Kat.: Ciuha, Delia. Blumenmythos: van Gogh to Jeff Koons, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 2005, Kat.Nr. 142 (mit Abb.). Seine Anfangsjahre sind nicht einfach. Als Teenager zieht James Rosenquist mit einer Gruppe älterer Arbeiter durch den Mittleren Westen der USA und streicht Gastanks, Getreidesilos und Werbetafeln für Benzin. 1955 erhält der 21-jährige ein Stipendium für das Kunststudium an der Art Students League, einer freien Kunstschule in New York. Er haust für acht Dollar die Woche in einem kleinen Zimmer in der 57. Strasse und lernt in der Metropole bald Vertreter der Beat-Generation wie Jack Kerouac und Allen Ginsberg kennen. Seinen Lebensunterhalt verdient er 1957-60 als Reklamemaler hoch über New Yorks Häuserschluchten. Stockwerkhohe Werbeslogans und gigantische Gegenstände malt der "Billboard Michelangelo", "Reklame-Michelangelo", wie ihn ein Zeitungsjournalist nennt. "Mensch", sagt Rosenquist auf dessen Frage, was er da produziert, "das ist Werbequacksalberei. Eigentlich bin ich Künstler, nur hab ich leider kein Geld. Ich mache kleine Skizzen, aber eines Tages werde ich mir genügend Farbe leisten können, um grössere Sachen zu malen."("Rote Kleckser bringt man nie mehr weg. Jeff Koons und James Rosenquist", in: Parkett Nr. 58 (2000), S. 47, in der Übersetzung von Goridis/Parker aus dem Englischen). Gross werden seine "Sachen" tatsächlich. Er gilt als der "Monumentalist" unter den Pop-Art-Künstlern. Ab 1960 schafft er die ersten Ölgemälde; 1965 erregt er internationale Aufmerksamkeit. Er füllt die Wände der Galerie Leo Castelli in New York mit "F-111", einem 27 Meter langen, aus mehreren Paneelen zusammengestellten Gemälde eines amerikanischen Jagdbombers im Massstab 1:1, dem er Eindrücke aus der US-amerikanischen Konsumgesellschaft gegenüberstellt. Von seinen Lehrjahren als Reklamemaler, hart wie sie waren, hat Rosenquist enorm profitiert. Sie brachten ihm Techniken bei, die in keiner Kunstakademie gelernt werden können. Er ist bestens vertraut mit den Strategien der Werbeindustrie; kann Personen und Dinge auf der Leinwand zu beliebiger Grösse aufblähen; schichtet sie mühelos über- und untereinander; weiss um die optische Wirkung des Dargestellten aus verschiedenen Distanzen; ist ein Meister farblicher Gestaltung; beherrscht vollendet das Mischen strahlender, opaker Farben. Diese handwerklichen Aspekte, die eigentlich nicht primär mit der Pop-Art in Verbindung gebracht werden, sind für Rosenquist immer von zentraler Bedeutung. Auch die hier angebotenen "Sister Shrieks (Schwesterlichen Schreie)" von 1987 weisen diese technische Perfektion auf. Eine Betrachtung dieses eigentlich auf Distanz angelegten Werks aus nächster Nähe ist ein Erlebnis besonderer Art. Sie zeigt, wie die übereinander geschobenen Motivstränge von Blüten, Augen und Mündern sorgfältig durch unterschiedliche Farbschichten aufgebaut und durch scharfe Kanten voneinander getrennt sind, deren Präzision den verwirrenden Effekt der Zusammenstellung entscheidend auslöst. Die mysteriöse Kombination von Blumen und Augen faszinierte vor Rosenquist bereits die Künstler Odilon Redon (1840-1916) und dessen Zeitgenossen Paul Gaugin (1848-1903). Darauf weist die Ausstellung "Blumenmythos/Flower Myth:Vincent van Gogh bis Jeff Koons" (2005) in der Fondation Beyeler hin. Dort war das hier angebotene Werk zusammen mit dem motivisch verwandten, jedoch wesentlich dunkleren Werk "3 Exotic Flowers" von 1988 zu sehen. Redon und Gaugin setzen Augen in die von uns betrachteten Blütenkelche und lösen damit ein Wechselspiel von Betrachter und Betrachtetem aus. Rosenquist überführt dieses Sehen und Gesehen-Werden in unseren "Schwesterlichen Schreien" in einen labyrinthischen Farbenrausch. Die Augenausschnitte mit unterschiedlichen Irisfarben, Grössen und Blickwinkeln, die in den kurvigen Ausschnitten erkennbar werden, wirken so verunsichernd wie betörend. Vergeblich versuchen wir diese verführerischen Versatzstücke zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen und werden dabei durch die flirrenden Ranken irregeleitet, die ohne erkennbares Muster die Blütenblätter durchschneiden. Rosenquist, so schreibt der Beyeler Ausstellungskatalog über unser Werk, habe Blumenbilder geschaffen, "in denen Teile der Oberfläche entlang ondulierender Arabesken abgeschält worden zu sein scheinen, somit Ausschnitte lachender Gesichter freigebend, die den Eindruck einer zweiten, darunter liegenden Darstellung erwecken. [...] Die strahlenden Augen in diesem Bild sind verbunden, scheinbar zufällig, mit den Blumen auf der darüber liegenden Schicht. Die daraus resultierenden Physiognomien addieren sich zu einer Metamorphose von Blumen und Augen in hybride Wesen [...]" (Blumenmythos:Vincent van Gogh bis Jeff Koons", Katalog der Ausstellung in der Fondation Beyeler, 27. Februar bis 22. Mai 2005, S. 45, Übers. der Verf. aus dem Englischen).

CHF 450 000 / 650 000 | (€ 463 920 / 670 100)

Verkauft für CHF 572 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr