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Lot 1756* - A172 Silber & Porzellan - Montag, 23. März 2015, 14.00 Uhr

AUGSBURGER LAVABOGARNITUR,

Augsburg, um 1698. Meistermarke Michael Hueter.
Teilvergoldet. Grosses, neunpassiges Becken mit profilierter Fahne. Plastisches Bandelwerk- und Muschelfries. Im Zentrum umschliesst ein Kreis aus Perlstabornamenten die Standfläche der Kanne. Diese in Form einer Helmkanne mit rundem und zentral steil ansteigendem Stand und achtpassig getriebener Wandung. Der Fuss, der Nodus und das Unterteil der Kanne greifen die Dekorformen des Beckes auf, wohingegen der obere Teil des Giessgefässes glatt belassen ist. Unterhalb des hochgezogenen Ausgusses befindet sich ein plastisch gearbeiteter Maskaron. Der meisterlich ausgestaltete Henkel ist ebenfalls stark hochgezogen und besteht aus zwei sich gegenüber stehenden Fischköpfchen, deren langezogene, fein punzierte Schwanzteile sich überkreuzen und mit der Wandung verbunden sind. Alle durch das beschriebene Dekor akzentuierten Teile sind vergoldet und kontrastieren auf diese Weise wikrkungsvoll zu den glatt belassenen Oberflächen. H der Kanne 29,7 cm, D des Beckens ca. 50 cm, zus. 1785 g.

Provenienz: Aus einer deutschen Privatsammlung. Bei diesem fein gearbeiteten Ensemble handelt es sich um einen Objekttypus, dessen Fertigung zu den vornehmsten Aufgaben der Goldschmiede gehörte. Traditionell wurden Lavabogarnituren als ehrenvolle Geschenke genutzt und dienten der Handwaschung bei der vornehmen Tafel. Oft jedoch hatte die Lavabogarnitur rein repräsentativen Charakter jenseits jeder Funktionalität: Zu besonderen Anlässen veranschaulichte sie den Reichtum ihres Besitzers, beispielsweise auf einem Schaubuffet oder bei einer festlichen Tafel. Im liturgischen Kontext wurden Kanne und Becken als Ablutionsgarnituren zur Reinigung der Vasa Sacra oder auch der Fingerspitzen des Priesters beziehungsweise als Taufgeschirr genutzt. Formal sind profane und liturgische Garnituren kaum zu unterscheiden, mitunter wurden ehemals profane Stücke später für die Taufe verwendet. Lavabogarnituren haben sich auf diese Weise oft in kirchlichem Besitz erhalten. Was die formale Ausgestaltung der Objektgruppe betrifft, so konnten die Becken rund oder später oval sein, die Kannen besassen einen mehr oder weniger eiförmigen Bauch und einen schlanken Hals mit hochgezogenem Ausguss. Ältere Lavabogarnituren aus der Mitte des 16. Jahrhudnerts sind, ausgehend von den Arbeiten Wenzel Jamnitzers, mitunter mit Naturabgüssen verziert. Mit seiner aussergewöhnlichen Henkelgestaltung verkörpert das in der Auktion angebotene Ensemble nicht nur eine Augsburger Spezifität, sondern besticht in gleichem Masse durch seine äusserst qualitätvolle Gestaltung und Ausführung. Die Augsburger Lavabogarnitur war im Rahmen der Ausstellung "Schätze Deutscher Goldschmiedekunst von 1500 bis 1920" im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg in Verbindung mit dem Stadtmuseum Ingolstadt, dem Deutschen Goldschmiedehaus Hanau und dem Ostpreussischen Landesmuseum Lüneburg ausgestellt. Literatur: - Helmut Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529 -1868, München 1980, Bd. I, S. 323, Kat.-Nr. 846. Abb. ebd. Bd. II, Kat.-Nr. 846. - Carl-Wilhelm Clasen, "Rheinische Goldschmiedewerke nach Augsburger Vorbildern", in: Weltkunst, Jg. 59 Heft 4 (1989), Abb. 2. - Klaus Pechstein et. al: Schätze Deutscher Goldschmiedekunst von 1500 bis 1920 aus dem Germanischen Nationalmuseum, Berlin 1992, S. 338, Nr. 260. Abb. ebd. S. 339.

CHF 50 000 / 80 000 | (€ 51 550 / 82 470)

Verkauft für CHF 62 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr