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Lot 3004* - A174 Gemälde Alter Meister - Freitag, 18. September 2015, 15.00 Uhr

THOMAS SCHICK d. J.

(tätig in Schwaben um 1513–1544)
Zwei Tafeln eines Retabels: Christus im Limbus und Himmelfahrt Christi.
Öl auf Nadelholz.
Je 53 × 38 cm.

Gutachten:
Dr. Bernd Konrad, 18.7.2015.

Provenienz:
- Privatbesitz, 1952.
- Kunsthandel Paul Drey, New York, 1962.
- Europäische Privatsammlung.

Diese zwei Tafeln eines ehemaligen Retabels sind charakteristische Werke des schwäbischen Malers Thomas Schick d. J. Die sehr erzählerische Flügeltafel mit der Darstellung von Christus im Limbus zeigt den nach seinem Tod in die Vorhölle (Limbus) herabsteigenden Christus, um dort die Voreltern des Alten Testaments, allen voran Adam und Eva, aber auch Moses mit wehenden Haarsträhnen als Hörner und Johannes den Täufer im Fellkleid, zu erlösen. Die vergeblich Widerstand leistenden kleinen Teufel darüber sind von differenzierter Farbigkeit und in feinster Strichführung gemalt. Die Darstellung wird im oberen Bildfeld durch zwei kleine Szenen ergänzt. Ganz links sieht man die drei Marien, welche am Ostermorgen zum Grabe Christi gingen, um den Leichnam erneut zu salben und dort aber nur den Engel vorfanden. Rechts davon findet sich die Begegnung des Auferstandenen Christus mit seinem Jünger Petrus, der ihn einst verleugnet hatte - die in Rom spielende "Domine quo vadis" Szene. Die zweite Tafel zeigt in ebenso feiner Farbigkeit die Himmelfahrt des Herrn, wobei bemerkenswert ist, wie Haupt- und Oberkörper des Emporschwebenden bereits durch einen Wolkenschleier leicht verhüllt werden. Auffallend sind einige sehr lebensnahe und damit vom üblichen spätgotischen Schema abweichende Physiognomien unter den Jüngern.

Dr. Ernst Buchner (1892-1962), der die Tafel mit Christus im Limbus 1952 im Original untersuchen konnte, hob in einem Gutachten ihren ausgezeichneten Erhaltungszustand hervor und identifizierte sie als das Werk des sogenannten Meisters des Weilheimer Rosenkranzfreskos. Dieser schwäbische Maler erhielt seinen Notnamen aufgrund eines grossen Freskos mit dem Rosenkranz in der Pfarrkirche von Weilheim unter Teck (zwischen Stuttgart und Ulm gelegen). Von ihm ist nebst dem Rosenkranzfresko auch eine 1524 gemalte Marienkrönung bekannt, die sich heute in der Alten Pinakothek, München (Inv. WAF 1004) befindet. Buchner brachte zudem unseren Christus im Limbus mit der hier angebotenen Tafel der Auferstehung Christi sowie mit zwei weiteren Tafeln in Verbindung, die alle einem grossen Retabel der Krönung der Jungfrau Maria gehörten. Die erste von ihnen ist leider nur durch Buchners Beschreibung als eine Darstellung des Jüngsten Gerichts bekannt. Die zweite, eine Szene mit dem Pfingstwunder (Abb. 1), befindet sich heute in Schweizer Privatbesitz. Infrarotaufnahmen Letzterer sowie der zwei hier vorliegenden Tafeln zeugen von den gleichen, unverwechselbaren und fein ausgearbeiteten Unterzeichnungen (Abb. 2). Auch die beinahe porträthaften Gesichter einiger dargestellten Figuren finden sich dort deutlich wieder.

Heute geht die Forschung davon aus (siehe Gutachten Dr. Bernd Konrad), dass der Meister des Weilheimer Rosenkranzfreskos als der um 1513/14 urkundlich nachweisbare Maler Thomas Schicks d. J. identifiziert werden kann, der mit seinem Vater Thomas d. Ä. in Weilheim tätig war. Der lebendige Erzählstil Schicks d. J. ähnelt demjenigen einiger anderer Künstler, die zur gleichen Zeit in Ulm und Umgebung tätig waren, wie zum Beispiel Matthias Gerung (um 1500-1570) und Martin Schaffner (1478-1548). Angesichts des Entstehungszeitpunktes der Münchner Marienkrönung und der Weilheimer Fresken, datiert Dr. Bernd Konrad die vorliegenden qualitätsvoll gemalten Tafeln um 1520/25.

CHF 200 000 / 300 000 | (€ 206 190 / 309 280)

Verkauft für CHF 384 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr