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Lot 3205 - A174 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 18. September 2015, 17.00 Uhr

CARL SPITZWEG

(1808 München 1885)
Der Adlerjäger. Um 1855-65.
Öl auf Malkarton.
Unten rechts monogrammiert mit S im Rhombus.
15,3 x 32,5 cm.

Provenienz: - Sammlung H. Humplmair, 1872 direkt vom Künstler erworben, wohl Verkaufs-Verzeichnis, Nr. 295. - Galerie Wimmer, München (Kolb), 1919, Kat. Nr. 292. - Münchener Privatbesitz. - Kunsthandel Fritz Gurlitt, wohl vor 1926. - Privatsammlung, Stuttgart. - Schweizer Privatbesitz. Ausstellung: Carl Spitzweg und die französischen Zeichner, Haus der Kunst München, 1985, Nr. 556. Literatur: - Roennefahrt, Günther: Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, S. 177, Nr. 409 (mit Abb.) (Dort fälschlich als auf Holz gemalt angegeben). - Wichmann, Siegfried: Das grosse Spitzweg-Album, Herrsching 1984, S. 103, Nr. 150 (mit Abb). - Wichmann, Siegfried: Carl Spitzweg und die französischen Zeichner. Ausst.-Kat., München, Haus der Kunst 1985, S. 308, Nr. 556; S. 480, Nr. 556. - Wichmann, Siegfried: Carl Spitzweg. Kunst, Kosten und Konflikte. Frankfurt/Berlin 1991, S. 336, Nr. 295. - Wichmann, Siegfried: Carl Spitzweg, Verzeichnis der Werke, Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 443, Nr. 1124 (mit Abb.) (Dort fälschlich als auf Holz gemalt angegeben). Carl Spitzweg wurde für seinen Witz und die feine Ironie bekannt, mit der er seine Mitmenschen mit ihren Wunderlichkeiten charakterisierte. Berühmt sind seine Figurenbilder wie "Der arme Poet" (1839, Neue Pinakothek München) oder der " Der Kaktusliebhaber" (um 1850, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt). In jüngerer Zeit wird jedoch zunehmend Spitzwegs Bedeutung als meisterhafter Landschaftsmaler erkannt, der mit der subtilen Führung des natürlichen Lichts seine Gemälde strukturierte und lebendig gestaltete. Unser "Adlerjäger" ist ein qualitätsvolles Beispiel für die Stimmungen, die der Maler mit dem Spiel von Hell und Dunkel erzeugte. Das langgestreckte Bildformat öffnet uns die Weite einer vor uns liegenden Landschaft, die in drei horizontale, hintereinander gestaffelte Ebenen unterteilt ist. Der unmittelbar vor dem Betrachter liegende, verschattete Vordergrund ist von einem blau schimmernden Gewässer und dem Jäger bestimmt. Dahinter lässt der Maler das Sonnenlicht durch die schweren Wolken brechen und die Ebene im Mittelgrund sowie die Gebirgskette mit kleiner Kirche in goldenes Licht tauchen. Rechts hinten in der Ferne öffnet sich die Wolkendecke für den blassblauen Himmel. Ein breiter Weg auf der rechten Seite führt unseren Blick in die Tiefe, wo zwei kleine Figuren die Landschaft beleben, und verbindet so die räumlichen Ebenen zu einer Einheit. Die am linken Bildrand konzentrierte dunkle Landmasse und die Umrisse der Bäume werden in die obere Bildhälfte gespiegelt, wo sie in den sich auftürmenden Wolkengebilden nachgezeichnet sind. Die lichtdurchflutete Ebene weiter rechts findet oben ihre Entsprechung in den mit bewegten, freien Pinselstrichen gestalteten Beige- und Grautönen des Himmels. Dort, kaum erkennbar, ist die dünne Silhouette des weit entfernten Adlers gezeichnet, der unten von dem Jäger mit ausgestrecktem rechtem Arm erwartet wird. Erkennbar war für Spitzweg bei unserem "Adlerjäger" die Landschaftsdarstellung von besonderem Interesse, doch mochte er auf eine kleine, humorvolle Randnotiz nicht verzichten. Bei der Beizjagd oder Falknerei trägt der Jäger seinen Vogel meist auf der linken Faust; immer aber schützt er Arm und Hand mit einem fest gegerbten Lederhandschuh vor den scharfen Krallen des anfliegenden Vogels. Kein Handschuh jedoch ist am dünnen Arm unseres Jägers erkennbar; es wird wohl eher unangenehm, wenn der Adler - die kräftigeren Weibchen des Steinadlers etwa können über sechs Kilogramm auf die Waage bringen und eine Flügelspannweite von mehr als zwei Meter erreichen - auf seine Faust zurückkehrt. Die kraftvollen Adler gelten als anspruchsvolle Beizvögel, die nur von erfahrenen Falknern gehalten werden sollten. Ob unser Jäger zu den Spezialisten gehört, darf allerdings bezweifelt werden; denn weit und breit ist von den bevorzugten Beutetieren des Adlers, Hasen, Füchse und Rehwild, in unserer Landschaft nichts zu sehen. Die beiden Personen in der Ebene dürften das Jagdwild verscheucht und dafür gesorgt haben, dass dieser Jagdflug des Adlers eine Erfolglose bleiben wird - und der majestätische Raubvogel vielleicht bald auf eigene Faust zur Jagd aufbricht.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)

Verkauft für CHF 60 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr