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Lot 175 - A178 Bücher - Samstag, 24. September 2016, 10.00 Uhr

EROTICA -

[Cleland, John].
Memoirs of a Woman of Pleasure. 2 Bde. Mit 2 gest. Frontispices u. 16 altkol. Aquatinta-Tafeln möglicherweise von H.-F. Gravelot.
London, G. Fenton [i.e Ralph Griffiths], 1749 [=um 1760]. 8°. 288 S., [1] w.; 250 S., [1] w. Bl. Restaurierte braune Maroquin-Einbände d. Z. mit goldgepr. Rückentitel u. Bandzahl sowie etwas Rücken-, Steh- und Aussenkantenverg. (leicht berieben u. bestossen, kl. Fehlstellen im Bezug fachmännisch ergänzt, Vorsätze erneuert). In Halb-Maroquin-Kassette im Stil d. Z. mit goldgepr. grünem Rückensch., Jahreszahl u. Besitzervermerk.

Eros invaincu 53 - David Foxon, "John Cleland and the publication of the Memoirs of a Woman of Pleasure" in: The Book Collector 12, 1963, S. 476-487 - nicht bei Pia, Enfer u. Kearney. - Wohl zweite Ausgabe. -

David Foxon hat die turbulente und ereignisreiche Publikationsgeschichte und die Unterschiede der verschiedenen Exemplare des Werkes in seinem interessanten Aufsatz ausführlich untersucht. Er kommt zum Schluss, dass es sich bei unserem Exemplar ("Mr Graham Greene") um die zweite bekannte Ausgabe des Werkes handelt, das er hier mit "B" kategorisiert und um 1760 datiert. Die erste Ausgabe, die Ende 1748 (Bd. 1) bzw. 1749 (Bd. 2) erschienen sei, charakterisiert er hier mit "A". Die Titel der beiden ersten Bände sind praktisch identisch, unterscheiden sich lediglich in der Gestaltung der ornamentalen Holzschnitt-Titelvignette von Thomas Parker. Aufgrund der, typisch für Erstdrucke, irregulären Kollation bei Typ "A" kommt er zum Schluss, das diese, der Ausgabe "B" vorausgegangen sein muss. Zudem erläutert er, dass lediglich in "A" die sodomistische Passage in Band II vorhanden ist: "Only edition A includes two paragraphs which give the physical details in Cleland's usual periphrastic style." Die Original-Graphiken seien nicht älter als 1760 und nähmen insbesonders in unserer Ausgabe Bezug zum Text, aus diesem Grund kommt Foxon zum Schluss die Ausgabe um 1760 zu datieren. Interessant ist auch, dass das Frontispiz erst später hinzugefügt wurde und die Stiche wohl Hubert-François Gravelot (1699-1773) zugeschrieben werden können: "The frontispiece to vol. I is probably a late insertion or replacement. The overall design of the plates is the same as some of the engravings attributed to Gravelot in an edition dated 1766 recently acquired by the BM: cf. Cohen-de Ricci, col. 243.".

"Though this book is said to be taken from a very loose work, printed about two years ago, in two volumes, and on that account a strong prejudice has arisen against it, yet it does not appear to us that this performance, whatever the two volumes might be, (for we have not seen them) has any thing in it more offensive to decency, or delicacy of sentiment and expression, than our novels and books of entertainment in general have: For, in thruth, they are most of them (especially our comedies, and not a few of our tragedies) but too faulty in this respect..." (Ralph Griffiths in: "The Monthly Review", März 1750, II, S. 431.)

In John Clelands erotischem Briefroman "Fanny Hill" (im englischen Original mit dem Untertitel Memoirs of a Woman of Pleasure) ist eine Frau, aus deren Perspektive das sexuelle Leben in England des 18. Jahrhunderts geschildert wird. Cleland lässt die "Madam" ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen von ihren erotischen Abenteuern mit einer stattlichen Anzahl von Männern erzählen. Eine Frau als Akteurin ihrer eigenen erotischen Biographie - allein dieser Umstand macht das vorliegende Buch zu einem Werk der Weltliteratur und ebenso eines der am meisten unterdrückten Bücher der Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Erst 1963 wurde es von einem New Yorker Tribunal vollständig freigesprochen.

Hayn-G. I, 618-19: "Der Verfasser dieses bedeutendsten Buches der englischen erotischen Literatur ist John Cleland...[der] nicht das beste Leben führte. In Kneipen und Bordellen, in der Gesellschaft von Huren, Zuchthäuslern und Debauchers hatte der geistreiche und viel erfahrene Mann Gelegenheit, das Leben kennen zu lernen, das ihm den Stoff für sein Buch gab. Er soll es im Schuldgefängnis geschrieben haben und das Gefängnis drohte ihm dafür, denn er wurde wegen Veröffentlichung seines Werkes angeklagt...".

Stellenweise etwas angeschmutzt (Titelblätter stärker), stellenweise leicht stockfleckig u. vereinzelte Blätter stärker gebräunt. Die Tafeln u. Bd. 2 teilweise etwas knapp beschnitten. Vorderes Innengelenk Bd. 2 leicht angeplatzt. Insgesamt aber sauberes Exemplar und in sehr guter Erhaltung. Die Tafeln in schönem farbkräftigen Altkolorit.

Provenienz: Aus dem ehemaligen Besitz des Schriftstellers Graham Greene (1904-1991) mit eigenh. Besitzvermerk auf mont. Etikett - Bibliothèque Nordmann mit Exlibris - Christie's 5445, Nr. 94.

CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)

Verkauft für CHF 36 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr