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Lot 1110* - A176 Möbel, Porzellan & Dekoration - Mittwoch, 23. März 2016, 10.00 Uhr

KAMINPENDULE "A L'ELEPHANT",

Louis XV, das Modell aus einer Pariser Meisterwerkstatt, das Zifferblatt und Werk sign. GUDIN A PARIS (Jacques Gudin, Meister 1726), Paris um 1740/50.
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie patiniert. Stehender Elefant, auf dem Rücken das trommelförmige Gehäuse mit Amoraufsatz tragend, auf blätterbeschmücktem Volutensockel. Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. 2 fein durchbrochene und vergoldete Zeiger. Feines Messingwerk des 18. Jh. mit Ankerhemmung und 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen. Das Zifferblatt restauriert. Der Bogen ersetzt.
35x22x45 cm.

Provenienz:
- Ehemals R. Redding, Zürich.
- Privatsammlung, Deutschland.

Eine nahezu identische Pendule, stammend aus der Richard Redding Collection, wurde in unserer Dezember-Auktion 2011 (Katalognr. 1052) verkauft.

Im Frühjahr 1629 trat an der Frankfurter Fastenmesse zum ersten Mal ein Elefant auf, der verschiedene Kunststücke vorführte. Im Mai traf er in Nürnberg ein, wo ihn nicht nur viele tausend Menschen für "2 Batzen" bestaunten, sondern wo auch die Gelehrten wissenschaftliche Diskurse über ihn führten. Die weitere Reise führte den Elefanten nach Memmingen und Graz. Im Mai 1630 wurde er nach Rom gebracht und erregte dort als erster Elefant nach über 100 Jahren grossen Aufruhr, auch bei den Gelehrten und Künstlern. Der Bildhauer Gian Lorenzo Bernini fertigte Studien vom Elefanten an, die später als Vorlage für den berühmten, einen Obelisken tragenden "Bernini-Elefant" dienen sollten. Dieser wurde von Ercole Ferrata nach Berninis Entwürfen geschaffen und steht heute auf der Piazza della Minerva in Rom. Der rote Granit-Obelisk "Minerveo" war von Pharao Psammetich II. in Sais errichtet worden, wo er stand bis er nach Rom gebracht und vor den Isis-Tempel gestellt wurde. Eine Zeit lang galt der Obelisk als verschollen, bis er 1665 im Garten des Klosters Santa Maria sopra Minerva wieder gefunden wurde. Zwei Jahre später entschied Papst Alexander VII. Chigi, den Obelisken vor der Kirche des Klosters aufzustellen, bis er Bernini beauftragte, mit dem Obelisken eine Monumentalstatue eines Elefanten zu schaffen. Ein Konkurrent Berninis behauptete, der Obelisk würde niemals auf dem Tier stehen bleiben, daher wurde der Elefant mit einem Sattel als Träger ausgestattet. Auf diesen Umstand weist auch die Inschrift auf der Rückseite hin, die besagt, der Elefant zeige, dass es eines robusten Geistes bedürfe, um eine solide Weisheit auszuhalten.

Jacques Gudin, wurde 1706 geboren in Saint-Cyr-en-Bourgogne als Sohn eies Kaufmanns. Am 1. Oktober 1725 wurde er Meister Uhrmacher. Er war zuerst Uhrmacher in der Pfarrgemeinde Mauregard bei Meaux, im Jahre 1731 wurde er in Paris ansässig, und war ab 1735 an die Quai des Orfevres tätig. Er fertigte pro Jahr zwischen 80 bis 100 sehr exklusive Uhren. Der Uhrmacher Jean Jodin arbeitete einige Jahre als "ouvrier libre" für Gudin. 1731 heiratete er Henriette Le Noir, eine Tochter von Juwelier Pierre Le Noir und Schwester von Jean-Pierre Le Noir. Aus dieser Ehe wurden 5 Kinder geboren, Jacques Jérôme Gudin wurde Uhrmacher und erfolgreicher Nachfolger seiner Firma.

Lit.: H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 279 (biogr. Angaben). J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 329 f. (biogr. Angaben).W. Heckscher, Berninis Elephant and Obelisk, in: The Art Bulletin, Vol. 29, Nr. 3, 1947; S. 155-182. J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 90 (Abb. 55, eine Pendule mit sehr ähnlichem Gehäuse, identischem Elefant und Sockel) und S. 346f. (Angaben zur Dynastie Lenoir). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 374-377 (Angaben zur Dynastie Lenoir). F. J. Britten, Old clocks & Watches and their makers, 1973; S. 215 (Abb. einer identischen Pendule mit Musik). L. Uresova, Alte Uhren, 1986; S. 110 (Abb. einer Pendule mit analogem Gehäuse). H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen, 1986; S. 123 (Abb. 2.8.3, eine Pendule mit vergleichbare Gehäuse von Saint-Germain) und S. 124 (Abb. 2.8.5, eine Pendule mit identischem Elefant und Sockel). J. Ramon Colon de Carvajal, Catalogo de relojes del patriomonio nacional, 1987, S. 23 (Nr. 4, eine Pendule mit identischem Elefant). K. Maurice, Fine antique clocks of the 17th to 19th century, 1990, S. 66 (Abb. 52, ein vergleichbarer Elefant mit Putto). G. Wannenes, Le più belle pendole francesi - Da Luigi XIV all' Impero, 1991, S. 63 und 69 (Pendulen mit identischen Gehäusen). E. Niehüser, Die französische Bronzeuhr, 1997; S. 242 (Abb. 893, eine Pendule mit identischem Gehäuse). P. Kjellberg, Encyclopédie de la pendule française du moyen age au XXe siècle, 1977; S. 125 (Abb. C, eine ähnliche Pendule mit Chinesen-Aufsatz) und S. 126 (Abb. A, B und C, Pendulen mit sehr ähnlichen Gehäusen).

CHF 95 000 / 125 000 | (€ 97 940 / 128 870)