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Lot 1274 - A180 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2017, 10.00 Uhr

KAMINPENDULE "ROBINSON ET VENDREDI",

Empire/Restauration, das Zifferblatt sign. vom Wiederverkäufer WUAN OWERKLIFT DE DORCHDRECHT, um 1815/25,
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie brüniert. Stehender Robinson in Fellkleidung mit Schirm und Gewehr vor dem unter einer Palme knienden Freitag mit Lendenschurz. Hohes, prismiertes Gehäuse mit Szenen aus dem Leben des Robinson, auf Postamentsockel mit gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. 2 feine, vergoldete Zeiger. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen.
35,5x13,5x52,5 cm.

Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.

Eine modellogleiche Pendule wurde in unserer September-Auktion 2005 (Katalognr. 1290) verkauft. Sie war publiziert in Art et Décoration 301 (Mai 1991), Les Pendules "au bon sauvages"; S. 132f.

Es sind lediglich drei weitere identische Exemplare bekannt: Die erste ist Bestand der Sammlungen des Palazzo Pitti in Florenz, die zweite befindet sich im Musée Duesberg in Mons, die dritte wurde in unserer November-Auktiion 1997 (Katalognr. 1140) verkauft. Eine Zuschreibung erscheint schwierig; die Pendulen "au nègre" werden üblicherweise J.S. Deverberie zugeschrieben, jedoch sind keine Entwurfszeichnungen von ihm für dieses Sujet bekannt. Andere Forschungen glauben in C. Galle den Urheber dieser Pendule zu erkennen - doch auch dies wird durch keine zeitgenössische Quelle belegt. Allen Forschungen und Hypothesen gleich ist die Feststellung, dass es sich hierbei um eine Prunk-Pendule handelt, welche "die kleinsten Details perfekt wiedergeben, die Ziselierung kaum zu übertreffen ist" (E.Niehüser).
Diese als "Rarissima" zu bezeichnende Pendule offenbart auf meisterhafte Weise die Übernahme literarischer Vorbilder - hier aus dem berühmten und ausserordentlich beliebten Roman "Robinson Crusoe" von D. Defoe - in das Kunsthandwerk des Klassizismus.

Robinson Crusoe erlitt Schiffbruch und wurde an eine unbewohnte Insel in der Orinokomündung gespült, wo er erst allein, dann mit einem befreiten Eingeborenen, den er Freitag nannte, während 28 Jahren lebte. Freitag, das Symbol des "bon nègre", befreite Robinson aus der Gefangenschaft der kannibalischen Eingeborenen und wurde sein Begleiter und Diener - was dem Roman für die damalige Epoche erziehungspolitischen und soziokulturellen Inhalt gab. Die Anregung zum Roman erhielt D. Defoe hauptsächlich durch das Buch des Kapitäns W. Rogers, "A cruising voyage round the world" (1712), in dem vom schottischen Matrosen Alexander Selkirk erzählt wird, der 1704-1709 auf der menschenleeren Robinson-Insel lebte. Der Erfolg des Romans suchte seinesgleichen und veranlasste Defoe zu zwei - weniger geglückten - Fortsetzungen (1719/20). Das Werk wurde in sämtliche europäische Sprachen übersetzt und mehrfach als Erziehungsbuch für die Jugend überarbeitet.
Lit.: E. Niehüser, Die französische Bronzeuhr - Eine Typologie der figürlichen Darstellungen, München 1997; S. 160 (Abb. 261, die Pendule aus dem Musée Duesberg in Mons). P. Kjellberg, La pendule française du Moyen Age au XXe siècle, Paris 1998; S. 359 (Abb. F).

CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)

Verkauft für CHF 41 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr