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Lot 3231* - A181 Impressionismus & Moderne - Freitag, 30. Juni 2017, 14.00 Uhr

HERMANN MAX PECHSTEIN

(Zwickau 1881–1955 Berlin)
Sommerabend. 1927.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: HMPechstein / 1927, sowie verso signiert, betitelt und mit der Adresse des Malers.
90 x 117 cm.

Provenienz:
- Van Ham Köln, 76. Auktion, Juni 1978, Los 1558.
- Galerie Wolfgang Ketterer München, 30. Auktion, Los 1539 (mit Abb.).
- Privatsammlung Süddeutschland.

Ausstellung: Berlin 1939, Max Pechsteins neue Landschaften, August 1939.

Literatur:
- Soyka, Aya: Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. II (1919 - 1954), München 2011, 1927/9, S. 366 (mit Abb.).
- Hellweg, Fritz: Beitrag in: Kunst Bd. 79, Heft 11, August 1939, S. 345-349 (mit Abb. S. 347).
- Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt, Heft 5, Februar 1932.
- Deutsche Kunstgemeinschaft, Mitteilungsblatt für Mitglieder und Freunde, März 1928, S. 46.

Das Kunsthaus Zürich gibt seiner momentan stattfindenden Kirchner-Ausstellung den passenden Titel „Grossstadtrausch – Naturidyll“, denn es wird schön gezeigt, wie wichtig für den Mitbegründer der Brücke das Idyll der Natur als Gegenpol zur Stadt ist. Dies gilt auch für die anderen Brückemaler, insbesondere für Hermann Max Pechstein, der zunächst gemeinsam mit seinen Malerkollegen an den Moritzburger Seen bei Dresden, später dann aber zunehmend auch alleine im ostpreussischen Nidden und später auch in Pommern malt.
Die Aufenthalte in diesen Gegenden sind für Pechsteins malerisches Werk von prägender Bedeutung. Nach eigener Aussage fühlt er sich der Landschaft und ihren Menschen besonders verbunden. Im Gegensatz zum hektischen Berlin der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg scheint er hier das ersehnte Ideal eines friedvollen Lebens gefunden zu haben. Seine Arbeiten dieser Zeit sind stilistisch noch von einem tradierten Expressionismus bestimmt, der sich besonders in den Farbwerten manifestiert. Der einfache Bildaufbau hält sich an das landschaftlich Vorgefundene. Fast summarisch-kompakte Formen belegen den Einfluss des Expressionismus.

"(...) aber was ist das gegen meine Arbeitswut im geliebten Pommern, ich komme nicht darüber hinweg, das unverfälschte Leben in unverfälschter Natur fehlt mir. Ich zapple hin und wieder sehr, und sehne mich unentwegt danach, und hoffe doch es noch einmal zu erleben, einmal wieder hinauffahren zu können(...)" (zit. Zeit für Kultur und Geschichte, Heft 4/2007, S. 30).

Seit 1921 reist Pechstein regelmässig nach Pommern, um dort die Sommermonate zu verbringen. Gleich im ersten Jahr lernt er in Leba seine zweite Frau Marta Möller kennen.
Bis 1927 hält er sich nun, vornehmlich in den Sommermonaten, regelmässig in Leba auf, erkundet aber auch die Umgebung: "Ich lernte diese Küste nicht nur schätzen, sondern auch lieben. Sei es nun, dass ich auf meinen Streifzügen weiter ins Land hinein, ins ‚blaue Ländchen' kam, in herrliche Wälder, zwischen denen verborgene Seen aufblitzten und sprudelnde Flüsse und Bäche sich durch die Landschaft schlängelten." (zit. Soika, Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, München 2011, S. 76.). Auf diesen Wanderungen stösst er dann 1927 auf das Fischerdorf Rowe, das nur durch eine Düne von der Ostsee getrennt, aber durch seine Lage am Garder See schwer zu erreichen ist.
Zu diesem Zeitpunkt entsteht dieses grosse „Kornfeld“ unweit von Rowe. Die Weite dieses Werkes ist sehr beeindruckend. Es ist auffällig, wie gerne sich Pechstein in den zwanziger Jahren mit dem Thema der weiten Kornfelder beschäftigt, wofür das vorliegende Werk ein besonders herausragendes Beispiel ist.

Der „Sommerabend“ wird an der Ausstellung „Pechsteins neue Landschaften“ 1939 in Berlin gezeigt und sehr gefeiert, wie die Worte Fritz Hellwags zeigen:
„So sicher im Einklang mit der Natur, ihr gegenüber fest auf sich selbst gestellt, seine bedeutenden künstlerischen Mittel ganz zum lauschenden Antworten und gar nicht zum befehlenden Fragen verwendet, - so offenbar im Schaffen glücklich ist uns Pechstein noch nie begegnet wie in dieser Ausstellung, die 70 seiner letzten Werke, Landschaften in Öl, Aquarell und Zeichnung, sowie einige figürliche Bewegungsskizzen vereinigte und einen bedeutenden, sehr verdienten Erfolg hatte.(…)
Im Sommerabend leuchten die reifen Kornfelder zwischen tiefgrünen Weidestreifen; beim Abschied der Sonne wurde ihre satte Farbigkeit zum letzten Träger des abdämmernden Lichtes. (...) So steht Max Pechsteins Können auf einer bisher noch nicht erreichten Höhe." (Hellweg, Fritz: Beitrag in: Kunst Bd. 79, S. 345-349).

Auch im Spätwerk von Vincent Van Gogh, von dem Pechstein zu sagen pflegte, er sei „der Vater von uns allen“, spielen Kornfelder eine zentrale Rolle. Sie sind für ihn Inbegriff für die Beziehung des Menschen zur Natur, von der er sich ernährt.
Der im Hintergurnd dargestellte Berg ist der Revekol, ein Motiv, dem sich viele Künstler widmen. Eine Ausstellung im Landesmuseum Pommern in Greifswald widmete sich 2014 diesem Berg; es wurden über 100 Werke gezeigt, u. a. auch von Schmidt-Rottluff, der den Revekol gar als „Heiligen Berg“ benennt, so dass man ihn geradezu als „Fujiyama an der Ostsee“ bezeichnen kann.

CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)

Verkauft für CHF 115 700 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr