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Lot 3629* - A181 Grafik & Multiples - Samstag, 01. Juli 2017, 16.00 Uhr

EDVARD MUNCH

(Løten/Norwegen 1863–1944 Ekely bei Oslo)
Violin concert. 1903.
Lithografie, 3. Zustand. Unten rechts mit Bleistift signiert: E Munch. Darstellung 48 x 53,5 cm auf Pergamentpapier 54 x 58 cm. Gedruckt bei Lassally.

Provenienz: Sammlung Dr. Hans Werner Riedel und Dr. Ralf Dieter Loher-Riedel, München.

Werkverzeichnis: Woll, Nr. 243 III.

„Die Kunst wiedergibt nicht nur das was dem Auge ersichtlich ist, sie beinhaltet auch eine Ausdrucksform der inneren Seele.“ - Edvard Munch.

Als wichtigster Grafiker des Symbolismus und Wegbereiter des Expressionismus gehört Edvard Munch zu den herausragenden Künstlern der Klassischen Moderne. Sein Oeuvre hat die folgenden Künstlergenerationen nachhaltig beeinflusst. Bereits in den frühen 1880er Jahren verdichtet der junge Maler magisch und bedrückend zugleich in seinen Werke eine emotionale, expressive Ebene, die sich aus Einsamkeit, Angst, Melancholie und Sehnsucht nach Liebe zusammensetzt, mit einer sachlichen, ästhetischen Ebene. Dies ist ein wichtiger Bruch zur bildlichen Darstellungsweise der Epoche des Naturalismus, wo die Faktoren der Räumlichkeit durch eine naturgetreue Farbwahl, Stofflichkeit, Körperlichkeit und Perspektivität nicht fehlen dürfen. Edvard Munch entwickelt seine charakteristische Kunstsprache, indem er sich dem Subjektiven zuwendet und versucht, sein seelisches Befinden auszudrücken.

Edvard Munch wird 1863 im norwegischem Løten als Sohn eines Militärarztes geboren. Als er ein Jahr alt ist, zieht die Familie nach Kristiania (heute Oslo). Er verliert 1868 seine Mutter, die an Tuberkulose erkrankt, sowie seine älteste Schwester im Jahr 1877. 1879 beginnt Munch ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule von Kristiania, welches er bereits nach einem Jahr unterbricht, um Zeichenkurse an der Königlichen Kunstschule zu besuchen, wo sein Talent für die Malerei Aufsehen erregt. 1885 reist er nach Paris, wo ihn die Künstler des Impressionismus und Post-Impressionismus stark beeindrucken und Impulse für seinen eigenen künstlerischen Weg geben. Im selben Jahr zeigt er seine Radierungen zum ersten Mal der Öffentlichkeit bei Ugo Baroccio, einer Berliner Galerie. Etwas später stellt er in den Räumen der Berliner Sezession eine Grafikserie „Eine Reihe von Lebensbildern“ aus, woraufhin er sich an weiteren Ausstellungen beteiligt und in Zusammenarbeit mit dem Galeristen Bruno Cassirer erfolgreich Verkäufe für seine Grafikmappen generiert. Von 1892 bis 1908 lebt Munch zwischen Paris und Berlin. Um sich von seinem immer wiederkehrenden Nervenleiden und der Alkoholsucht zu erholen, verbringt er die Sommermonate regelmässig in Norwegen. Sein umfangreiches Oeuvre macht er dem breiten Publikum zugänglich, welches 1006 Gemälde, 15 391 Druckgrafiken und etwa 4443 Zeichnungen und Aquarelle zählt. Eifrig experimentiert er mit neuen Medien, unter anderem der Fotografie. Im Alter von 81 Jahren verstirbt Edvard Munch im Jahr 1944 in seinem Haus in Ekely.

Die vorliegende Lithografie „Das Geigenkonzert“ entsteht 1903 in Berlin, während einer Konzerttour der berühmten englischen Geigerin Evangeline Muddock (die unter den Künstlernamen Eva Mudocci bekannt ist) und ihrer Lebensgefährtin, der Pianistin, Bella Edvard. Zwischen den Jahren 1901 bis 1922 konzertieren das Duo in London, Paris und Skandinavien. Munch und die Violinistin begegnen sich zum ersten Mal 1903 in Paris; es entwickelt sich eine freundschaftliche Nähe und Vertrautheit, die man in drei weiteren Lithografien, die Munch im Jahr 1903 fertigt, spüren kann, „Die Brosche. Eva Mudocci“, „Violin Recital“ und „Salome“.
Die Bildkomposition des Geigenkonzertes ist ein grossartiges Beispiel für Munchs Kunstform. Die linke Bildhälfte dominiert zunächst mit den summarischen, dennoch dichten und dunklen Tuschstrichen, welche dem Klavier und dem Gewand der Pianistin Volumina verleihten. Zwei kleine Kerzenlichter beleuchten die spielende Klavierspielerin. Dagegen nutzt er in der rechten Bildhälfte leichte und zarte Striche, die den weissen Raum füllen. In Zufriedenheit, Zuneigung und Ruhe getaucht, wartet die ausgezeichnete Violinistin auf ihren Einsatz. Es entsteht eine wunderbare, expressionistische Spannung zwischen den beiden kontrastvollen, dennoch von einander abhängigen Polen, die zusammen ein vollkommenes, harmonisches, akustisches und visuelles Ensemble ergeben. Munch schafft es in diesem Werk hervorragend, im Sinne des Expressionismus, die zwei Motive zu Symbolen für unterschiedliche Gefühle und Stimmungszustand zu stilisieren und abstrahieren.

CHF 35 000 / 45 000 | (€ 36 080 / 46 390)

Verkauft für CHF 36 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr