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Lot 3642 - A181 Grafik & Multiples - Samstag, 01. Juli 2017, 16.00 Uhr

LYONEL FEININGER

(1871 New York City 1956)
Railroad Viaduct (Die Eisenbahnbrücke). 1941.
Holzschnitt. Einer von wenigen Abzügen. Unten links mit Bleistift signiert: Lyonel Feininger. Darstellung 33 x 42,5 cm auf dünnem Kozo Papier 37,5 x 49,5.

Provenienz:
- Ehemals Galerie Vömel, Düsseldorf.
- Privatsammlung Schweiz.

Werkverzeichnis: Prasse, Nr. W163.


„...Wann fängt die Klasse für Lithographie an? ...Du gehst dann hin, nicht? Du kannst in kurzer Zeit ganz wertvolle Sachen lernen in Bezug auf technische Methoden und Hilfsmittel, die teilst Du mir dann später alle mit, nicht wahr? Ich habe so grosse Lust zur Lithographie. Ich lerne auch radieren... ich möchte vor allem alte Städte... eine Reihe von Blättern solcher Motive machen, und dann einen Lokomotiv Cyclus...“. (zit. Prasse, S. 34, Briefausschnitt vom 1.11.1905 von Lyonel Feininger an seine zukünftige Frau Julia Berg).

Lyonel Feininger wird 1871 in New York als Sohn eines deutschen Geigers und einer deutschen Sängerin geboren. Im Alter von 16 Jahren zieht die Familie nach Europa, wo der junge Feininger an der Kunstgewerbeschule in Hamburg und an der Berliner Akademie bis 1892 sowie anschliessend an der Académie Colarossi in Paris studiert. Feininger gehört zweifellos zu den begabtesten Zeichnern, Druckgrafikern und Malern seiner Zeit. Ab 1889 beginnt er seine Künstlerkariere als Karikaturenzeichner mit Aufträgen für diverse humoristische Berliner Blätter, sowie ab 1894 im Auftrag des amerikanischen Verlegers Harpers Brothers. Bis 1898 ist er festangestellt für das „Berliner Tageblatt“ tätig. Seine Zeichnungen erscheinen in Deutschland und den USA.

Das Motiv der Eisenbahn in Feiningers Kunst findet seine Ursprünge in seiner New Yorker Kindheit, welche er mit dem Rausch um die Eröffnung des Grand Central Station (1871) oder dem Bau der Brooklyn Bridge (1883) erlebt. Die Mobilität der Menschen nimmt in kurzen und geregelten Zeitabständen nach genauen Fahrplänen rasant zu. Der Mensch beginnt zu eilen und kann sich durch Landschaften dank Abkürzungen wie Tunnel und Brücken gradlinig und regelmässig bewegen. Diese neue Mobilität, sowie die oft monumentalen Bauten von Bahnhöfen oder Brücken, und die dadurch veränderten Landschaften werden von zahlreichen impressionistischen und expressionistischen Künstlern aufgenommen.

In den Jahren 1906 bis 1908 lebt Feininger in Paris, wo er die südlich gelegenen Nachbarorte Arcueil und Meudon besucht. Er macht die Bekanntschaft von Robert Delaunay, dessen Kunst ihn prägen wird. Parallel zu seinen zahlreichen Radierungen (insgesamt 65 Platten) und Lithografien (insgesamt 20 Platten), an denen er seit 1905 arbeitet, entstehen Feiningers Zeichnungen und Skizzen mit der Eisenbahnmotivik hauptsächlich in den Jahren 1908 bis 1911. Unter anderem zeichnet er 1911 den „Viadukt von Arcueil“, dessen Bildkomposition vermutlich als Grundlage des hier angebotenen Holzschnittes von 1941 dient. Den Hauptteil seines druckgrafischen Oeuvres bilden die 320 Holzschnitte, mit denen der nach dem Ersten Weltkrieg beginnt, als Metallplatten und Farben rar gewesen sind. Dank seiner spontanen Auffassungsgabe der Motive sowie seiner souveränen Beherrschung der Technik, hat er bereits innerhalb von 3 Jahren die aussergewöhnliche Menge von 237 Holzschnitten geschaffen.

Das vorliegende Blatt hat Feininger erst nach seiner Rückkehr in den USA geschaffen, wo er in New York bis zu seinem Tod 1956 leben wird. Das strukturierende Bildelement des Viadukts und die abstrakten, jedoch regelmässigen Gewölbe dieser massiven und kontrastvollen Wand, scheinen etwas Stabilität und Ruhe in den lebendigen und bewegten Alltag der dargestellten Kleinstadt zu geben.

CHF 18 000 / 24 000 | (€ 18 560 / 24 740)

Verkauft für CHF 30 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr