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Lot 3007 - A188 Gemälde Alter Meister - Freitag, 29. März 2019, 14.00 Uhr

LUCAS CRANACH d. Ä. und Werkstatt

(Kronach 1472–1553 Weimar)
Bildnis des sächsischen Kurfürsten Friedrich der Weise. 1525.
Öl auf Buchenholz.
Oben links über der Schulter mit Schlange signiert und mit Datum: 1528.
38,7 x 25,3 cm.

Provenienz:
- Privatsammlung, Binningen bei Basel, 1974.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.

Ausstellung:
Lukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Kunstmuseum Basel, 15.6.-8.9.1974, Nr. 189.

Literatur:
Koepplin, Dieter / Falk, Tilman: Lukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Basel 1974, Kat. Nr. 189, S. 298.

Lucas Cranach d. Ä. wurde 1505 von Herzog Friedrich dem Weisen (1463 – 1525), Kurfürst von Sachsen, als Hofmaler nach Wittemberg berufen und war fast ein halbes Jahrhundert lang für drei aufeinanderfolgende Kurfürsten tätig. 1508 verlieh Kurfürst Friedrich Cranach das Wappen mit der geflügelten Schlange, das die Grundlage für seine Unterschrift bilden sollte, wie im vorliegenden Werk ersichtlich.
Herzog Friedrich der Weise war für seine Förderung der Künste und des Humanismus von signifikanter Bedeutung. Er gründete 1502 die Universität zu Wittenberg, die den Renaissance Humanismus förderte und später als Lehrzentrum der Reformation fungierte. 1512 wurde Martin Luther dort Professor für Theologie.

Das hier angebotene Bildnis Friedrich des Weisen aus Schweizer Privatbesitz, war zuletzt 1974 anlässlich der von Dr. Dieter Koepplin kuratierten Ausstellung „ Lucas Cranach“ im Kunstmuseum in Basel zu sehen, wo es als ein eigenhändiges Werk des Meisters bezeichnet wurde (siehe Literatur).

Jüngste Untersuchungen vertreten nun die Meinung, dass die alleinige Autorschaft Lucas Cranachs d. Ä. bei keinem ihm zugewiesenen Werk eindeutig zu belegen ist und grundsätzlich von einer Beteiligung der Werkstatt, darunter auch seines Sohnes Lucas Cranachs d. J. (1515 – 1586), auszugehen ist. Dieser Meinung schliesst sich Dr. Dieter Koepplin in unserem Fall ebenfalls an.

Mit diesem Ansatz bringt Dr. Michael Hofbauer, der unsere Tafel ebenfalls im Original untersucht hat und wofür wir ihm danken, unsere Darstellung (Corpus Cranach Nr. CC-POR-160-026) mit einer Gruppe von sechs heute noch erhaltenen Bildnissen Friedrichs des Weisen (CC-POR-160-026, CC-POR-160-027, CC-POR-160-028, CC-POR-160-029, CC-POR-160-030, CC-POR-160-031) in Verbindung, die trotz leichter motivischer und maltechnischer Abweichungen in einem ähnlichen Zeitraum entstanden sind. Alle sechs Versionen tragen am linken Bildrand die Schlange nach rechts.
Die Version in Schleswig, Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf (Leihgabe der Stiftung Rolf Horn), ist 1525 datiert. Da bei diesem Werk, übereinstimmend mit der vorliegenden Version, die Locken rechts des Auges mit einem Schwung nach außen enden, dürften beide Werke zeitlich eng beieinander entstanden sein. Aus dem Infrarotreflektogramm (IRR-Untersuchung durch Dr. Michael Hofbauer am 27. November 2018 mit OSIRIS A1) und dem Oberflächenbild unseres Gemäldes lässt sich ablesen, dass im Bereich der Schlange Übermalungen vorgenommen wurden und die Ziffer 8 in unserem Gemälde ursprünglich eine 5 war. Es muss deshalb davon ausgegangen werden, dass auch das vorliegende Bild 1525 entstanden ist.
Bei dieser Werkgruppe ist die Inschrift mit Lobesversen auf den Dargestellten im unteren Drittel der Tafel, wie auch bei unserer Darstellung, kalligraphiert, im Unterschied zu den späteren, bei denen die Texttafel gedruckt ist. Tatsächlich gab Friedrichs Nachfolger, Herzog Johann der Beständige (1468 – 1532), nach Friedrichs Tod 1525 mehrere Bildnisse seines Bruders bei Lucas Cranach d. Ä. in Auftrag.

Das Infrarotreflektogramm zeigt zudem Unterzeichnungen, die im Werkstattbetrieb bei der Mehrfachanwendung von Motivvorlagen zur Anwendung gekommen sein dürften. Im unteren Bereich des Gemäldes, am Übergang von Malerei zu aufgeklebtem Papier ist zu erkennen, dass der Papierstreifen erst auf die fertige Malerei aufgeklebt worden sein dürfte, denn an Stellen mit Ausrissen ragen die Pinselspuren des Pelzes unter das aufgeklebte Papier.

CHF 90 000 / 120 000 | (€ 92 780 / 123 710)

Verkauft für CHF 264 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr