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Lot 3244 - A190 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 27. September 2019, 16.00 Uhr

CLAUDIUS SCHRAUDOLPH D. J. und AUGUST FRIEDRICH PECHT, zugschrieben

(München 1843–1902 St. Michael) (Konstanz 1814–1903 München)
Gegenstücke: Allegorische Darstellungen von Morgen und Abend.
Tusche und Goldgrund auf Pergament.
Der Abend unten links signiert: Cl. Schraudolph inv. Der Morgen unten rechts signiert: J.A. Pecht pinx.
Je 161 × 75,5 cm.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.

Diese beiden bedruckten Ledertapeten mit Allegorien des Morgens und des Abends zeugen von hoher künstlerischer Fertigkeit. Versehen mit den Künstlerbezeichnungen Cl. Schraudolph inv. und J. A. Pecht pinx verweisen sie auf eine in der Forschung unbekannte Künstlerkollaboration zweier Vertreter der Nazarenerströmung. Den Inschriften zur Folge lieferte Claudius Schraudolph d. J. (1843–1902) den Entwurf und Johann Andreas Pecht (1774–1852) überführte diesen in einem Druck- und Malverfahren auf die Ledertapete.

Über das künstlerische Schaffen von Johann Andreas Pecht ist bislang nur wenig bekannt, nur, dass er 1815 in Konstanz die "Lithographische Anstalt J. A. Pecht" gründete. Sein Sohn August Friedrich Pecht (1814–1903) erlernte zwar das Handwerk der Lithographie und studierte Malerei, übernahm aber den väterlichen Betrieb nicht. Erst sein Neffe Heinrich Schmidt-Pecht (1854–1945) trat in die Fussstapfen seines Onkels und führte die Druckerei ab 1883 bis 1916 unter selbigem Namen weiter. Heinrich spezialisierte sich auf ein Verfahren, Leder zu pressen und golden zu bedrucken.

Das künstlerische Schaffen hingegen von Claudius Schraudolph d. J., ein deutscher Maler und Illustrator, der ebenfalls die Grundausbildung bei seinem Vater, Johann Schraudolph (1808–1879) genoss, ist weitaus besser dokumentiert. Wo er sich zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn noch vermehrt religiösen und mythologischen Motiven widmete, wandte er sich gegen Ende der 1860er-Jahre der Genremalerei zu. Von 1883 bis 1894 führte er zudem als Direktor die Königliche Kunstschule in Stuttgart. Ebenfalls zu seinem Oeuvre zählen zahlreiche Illustrationen für Holzschnitte und auch dekorative Malereien.

Briefwechsel zwischen Claudius Schraudolph d. J. und August Friedrich Pecht aus dem Jahre 1886 belegen einen künstlerischen Austausch zwischen beiden Herren: "(…) Bezüglich der 4 Blätter "Tageszeiten" welche ich mir erlaubt habe, Ihnen zuzusenden, möchte ich gern erfragen, ob ich Ihnen, wie Sie schrieben, wirklich nur 3 Blatt geschickt habe. Ich halte den "Morgen & Mittag" eigentlich für die beiden besten Blätter u. kann Ihnen noch bessere Abdrücke für die Reproduktion zur Verfügung stellen, wenn es nöthig sein sollte. Hochachtungsvoll Ihr ergebener C. Schraudolph" (siehe Abb.1). Entsprechend liegt auch in diesem Falle nahe, dass vorliegende Allegoriedarstellungen auf Leder in einer Zusammenarbeit von Claudius Schraudolph d. J. und August Friedrich Pecht, der im Namen seines Vaters signiert hat, entstanden sind.

Wir danken Frau Dr. Barbara Stark für Ihren zusätzlichen Hinweis auf die Literaturstelle aus "Die Kunst für alle, 2. Jg., 1887, S. 317", in der womöglich der Entwurf der beiden Paneele, beziehungsweise deren Ausführung in Fresko besprochen wird (siehe Abbildung im Onlinekatalog): "Mit welcher Gewandtheit sich Direktor von Schraudolph in den Stil der deutschen Spätrenaissance hineingearbeitet hat, sehen wir dann aus den graziösen Figuren zweier Tageszeiten mit denen er, wenn wir nicht irren, die Stirnseite seiner Stuttgarter Villa in Fresko geziert hat (...)."

CHF 3 000 / 4 000 | (€ 3 090 / 4 120)

Verkauft für CHF 7 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr