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Lot 3458 - A189 PostWar & Contemporary - Samstag, 29. Juni 2019, 14.00 Uhr

PETER SOMM

(Sulgen 1940–lebt und arbeitet in Herrenschwanden)
Ohne Titel. 2011.
Acryl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und mit Werknummer: Somm 2011 Werk Nr. 1045, sowie auf dem Keilrahmen signiert und datiert: P. Somm 2011.
110 x 110 cm.

Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Privatsammlung Schweiz.

„Kreis und Kreuz sind keine Konstruktionen, sondern kraftvolle Urbilder. Das Licht als Gestaltungsmittel bedeutet Entmaterialisierung und Transzendenz. Anstelle von geschlossenen Flächen wird Durchsichtigkeit und pulsierende Räumlichkeit angestrebt; statt fester Formen fluktuierendes Licht; statt Grenzen Offenheit und statt formaler Spannung feierlich-lapidare Symmetrie, Schwerelosigkeit und Schweben.“ (Aus: Peter Somm: Werke 1969-1983, Feststellungen 1984, aus dem Ausstellungskatalog Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, www.petersomm.ch/statements)

Peter Somm ist 1940 in Sulgen geboren, er studiert in Fribourg, Wien und Zürich Medizin und bildet sich anschliessend zum Anästhesisten in Münsterlingen, Berlin, Zürich und St Gallen aus. Die Malerei hat ihn seit Studienanfängen immer begleitet, er besucht Malkurse in Berlin und in der Schweiz, und bildet sich vor allem als Autodidakt zur Malerei aus. Von 1958 bis 1969 schafft Somm ein umfangreiches Frühwerk, er bemüht sich aber nicht, diese Arbeiten auszustellen, sondern vertieft sich zu dieser Zeit in das Oeuvre von Paul Klee und Johannes Itten. Seine Arbeit konzentriert sich darauf, einen eigenen Stil zu entwickeln, charakterisiert durch ein schichtartiges Strukturprinzip in kontinuierlichen Farbstufen und rechtwinkligen Bandstreifen, in einer Schwarz-Grau-Weiss Palette.

Im Jahr 1969, im Rahmen der jährlichen Winterausstellung im Helmhaus Zürich, wird eines seiner Acrylbilder aufgenommen, welches ihm ermöglicht, die Kunstszene zu betreten und als freischaffender Künstler wahrgenommen zu werden. 1972 lässt er sich mit seiner Frau und den drei Kindern in Herrenschwanden nieder und ist bis 1999 in Teilzeitarbeit als Anästhesist an einer Privatklinik in Bern tätig. Die Malerei beschäftigt ihn über die Jahre hindurch, stetig auf der Suche nach „einem eignen Konstruktivismus“.

Im Jahr 1984 schreibt er: „Wenn man bei der Betrachtung eines konstruktiven Kunstwerkes zuerst an Zahlen denkt, Farben und Formen vergleicht und nach geometrischen Beziehungen sucht, dann spricht dieses Werk primär den Geist an. Solche Ausdrucksformen entsprechen nicht meiner heutigen Auffassung. Ich arbeite zwar mit streng konstruktiven Mitteln, aber ich will nicht zeigen, dass 2 + 2 gleich 1 + 3 ist. Mein Ziel ist eine konstruktive Kunst, bei der das Rational-Konstruktive immer hintergründiger wird; zwar als Basis bleibt, aber immer weniger zum Inhalt wird. Diese Vision einer offenen, entmaterialisierten Kunst erfordert den Verzicht auf Umrisse und Formen. Dreiecke, Vierecke und andere Figuren werden rational wahrgenommen und sind wie Teilungen, Verschiebungen, Drehungen und andere geometrische Verfahren nicht dazu geeignet, Gefühle von Weite, Unendlichkeit und Transzendenz zu erzeugen. Auf der anderen Seite lehne ich das völlig unverbindliche, nebulöse Ineinanderfliessen der Farbe ebenfalls ab. Durch das Strukturprinzip der schichtartig gestuften kontinuierlichen Farbreihe vermeide ich sowohl den Eindruck von konstruktiver Härte als auch von diffuser Verschwommenheit.“ (www.petersomm.ch/statements)

Nachdem er in seinem Frühwerk über viele Jahre vor allem die Grundsteine seiner stilistischen Struktur studiert und erarbeitet hat, vertieft er anschliessend seine Malerei und wendet sich der Thematik des Lichtes zu. Das Leuchten und Oszillieren des Lichtes ist das Ziel in jedem seiner Werke. Peter Somms Lichtbilder setzen sich mit drei Bildmotiven auseinander: Horizont, Kreis und Kreuz – seine persönlichen drei „Archetypen“ oder „kraftvolle Urbilder“.

Das Licht ist für Peter Somm ein Gestaltungsmittel. Durch die Formen des Kreises (als ewige zyklische Bewegung) oder des Horizontes (durchgängige, unbegrenzte Linien) schafft er es, pulsierende Räumlichkeiten zu schaffen. Dies ist anhand der hier drei angebotenen Werke wunderbar ersichtlich: seine grundsätzlich simplen symmetrischen Formen schweben in Schwerelosigkeit. Das Leuchten ist durch das dicht Aneinanderreihen der parallel gelegten Farbbänder erzeugt. Seine Technik scheint recht einfach, jedoch ist die Ausführung mit einer hohen Präzision dotiert. Mit einem Zirkel zeichnet er die Linien mit Bleistift vor und malt diese einzeln mit grosser Exaktheit, in minimalen Farbnuancen aus. Je näher man sich der Urform nähert, desto enger werden die Farbbänder geführt, desto heller werden die Streifen. Durch diese feine Farbabstufung entsteht nun eine Lichterscheinung.

In seinen Aquarellbildern ist meistens der hellste Streifen dort, wo am wenigsten Farbpigmente das Papier bedecken (Lot 3459). Das Weiss des Papiers scheint Schritt für Schritt in Erscheinung zu treten. In seinen Acrylbildern sind die hellsten Streifen an jener Stelle, wo die grösste Zahl an Farbschichten übereinander liegt (Lot 3458). Manche Werke, wie unser Lot 3460, erkunden das Dunkle, und durch die aussen hellen Flächen scheint die schwarze Kreisform aus dem Blau hervorzuscheinen.

Bei Peter Somms Oeuvre tritt sein „gemaltes Licht“ hervor und bringt Strahlung und Vibrieren, sodass eine optische, dreidimensionale, mythische, doch fast auch schon transzendente Tiefe erreicht wird.

CHF 3 000 / 5 000 | (€ 3 090 / 5 150)

Verkauft für CHF 6 250 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr