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Lot 3005* - A192 Gemälde Alter Meister - Freitag, 19. Juni 2020, 14.00 Uhr

TIROL, UM 1470–80

Anbetung des Kindes.
Goldgrund und Öl auf Holz.
137,7 × 53 cm.

Gutachten:
Dr. Michaela Schedl, 18.6.2019.

Provenienz:
- Kunsthandel, Würzburg.
- Dort erworben, seither in Familienbesitz über drei Generationen.

Dr. Michaela Schedl macht in ihrem ausführlichen Gutachten darauf aufmerksam, dass einzelne Elemente der dargestellten Geburt Christi ikonographisch mit der Weihnachtsvision der heiligen Birgitta von Schweden (1303–1373) in Verbindung zu bringen sind. So etwa das goldglänzende Haar der anbetenden Maria, das nackte Kind im Strahlenkranz sowie Joseph mit der Kerze (vgl. Die Offenbarungen der heiligen Birgitta von Schweden, ausgewählt und eingeleitet von Sven Stolpe, Frankfurt am Main 1961, S. 104–105).

Der Kompositionsaufbau scheint von dem gemalten Flügelretabel des niederländischen Malers Rogier van der Weyden (1399/1400–1464) angeregt zu sein. Dieses Dreikönigsretabel, das van der Weyden um 1455 für die Kirche St. Columba in Köln schuf, übte einen grossen Einfluss auf die Kunst im deutschsprachigen Raum aus. Heute befindet es sich in München (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. WAF 1189).

Der plastisch gestaltete Nimbus der Maria ist aus mehreren Tiroler Werken bekannt, beispielsweise vom Meister von Schloss Lichtenstein (tätig in Wien um 1440/1450, Geburt Christi, um 1445, Moskau, Puschkin-Museum). Ebenso spricht das auf wenige Farben reduzierte Kolorit mit den warmen Rot- und Brauntönen für eine Zuschreibung nach Österreich, beziehungsweise Tirol. Ein ähnliches Kolorit findet sich auch auf einem Altarflügel mit der Darstellung der Enthauptung der heiligen Barbara, deren Entstehung in Tirol um 1510 vermutet wird (Tiroler Meister (zugeschrieben), Kempten, Alpenländische Galerie).

Dr. Schedl geht von einer Datierung um 1470–80 aus und vermutet, dass die Tafel einst als linke Flügelinnenseite eines Retabels fungierte.

CHF 15 000 / 20 000 | (€ 15 460 / 20 620)