Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 1536 - A192 Sammlung Müller-Frei - Dienstag, 16. Juni 2020, 14.00 Uhr

TANZENDER HARLEKIN MIT KANNE

Meissen, um 1740. Modell von Johann Joachim Kändler von 1738, die Bemalung aus dem 19. Jh.
Auf einem vergoldeten Bronzesockel des 19. Jh. im Louis XV-Stil montiert. Aus einer Serie von Harlekinen, hier dargestellt mit einer Kanne in seiner linken Hand, monogrammiert „E. H. G.“ in Gold, in der rechten Hand seinen Hut zum Gruss gezogen. Sein charakteristisches Rautenkostüm in den Farben Schwarz, Purpur, Gelb und Grün auf der gold gesäumten Weste und in Rot und Gelb auf der Hose über purpurnen Schuhen. Eine weisse Maske mit schwarzem Schnauzbart und Dreieck auf der Stirn bedeckt sein Gesicht. Ohne Marke.
H 16,3 cm (18 cm).

Restauriert.

Provenienz:
Auktion Christie’s London, 29.6.1987, Lot 238.

Die Charaktere der Italienischen Komödie inspirierten Kändler zu den expressivsten und berühmtesten Figuren in der Geschichte der Manufaktur.
Die Commedia dell'Arte hatte sich seit dem 16. Jh bis ins 18. Jh. an den europäischen Höfen zu einer Institution entwickelt, auch am kurfürstlichen Hof in Dresden.
August der Starke, der schon in jungen Jahren auf seiner Grand Tour durch Europa am französischen Hof in Versailles Komödianten gesehen hatte, engagierte 1715 auch in Dresden eine italienische Schauspieltruppe, die sich über Jahrzehnte hinaus zu einem festen Bestandteil der fürstlichen Hofhaltung etablierten.
Sie traten regelmässig im Dresdner Opernhaus am Zwinger auf und amüsierten die Dresdener Gesellschaft mit ihrer derben Komik und ihrem südländischen Temperament. Kändler konnte die wilden Figuren mit ihren exaltierten Gesten nicht nur anhand von Stichvorlagen sondern in unmittelbarer Nähe studieren und in Porzellan umsetzen.

Für die Figur des Harlekins begeisterte sich auch der preussische König Friedrich II. und bestellte bei der Manufaktur während der Schlesischen Kriege 1745, wie in den Manufakturberichten zu lesen ist „9. emaill. Arlequins mit Kanne“ (Ulrich Pietsch, Die figürliche Meissener Porzellanplastik von Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kändler. Bestandskatalog der Porzellansammlung Staatliche Kunstsammlungen Dresden, München, 2006, S. 63).

Diverse Harlekine in öffentlichen Sammlungen tragen ein Monogramm und sind datiert. Auch unser Harlekin trägt auf der Kanne ein Monogramm „E. H. G.“. Dies könnte einem Schauspieler gewidmet sein, wie bei der Dresdner Figur, die mit ZM (Zanni Müller) und 1738 signiert und datiert ist. Zanni steht für Giovanni, so wie alle Harlekine hiessen und soll sich auf den Schauspieler Joseph Ferdinand Müller bezogen haben (Reinhard Jansen, Fest der Komödianten, 2001, S. 24).

Harlekinfiguren mit Kanne in öffentlichen und privaten Sammlungen:
Porzellansammlung Dresden (Königlich sächsische Sammlungen); Metropolitan Museum of Art, New York (Sammlung Untermyer); Victoria and Albert Museum, London; The Wadsworth Atheneum, Hartford, USA; Historisches Museum Basel (Sammlung Pauls-Eisenbeiss, mit datierter Kanne ZM 1738); Sammlung Henry und Emma Budge (Harlekin mit Kanne 1740 datiert); ehemals Sammlung von Klemperer Dresden (Auktion Bonhams London, 8.12.2010, Lot 41).

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)