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Lot 1092* - A194 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 24. September 2020, 10.00 Uhr

PAAR PRUNKDECKELVASEN "À POT POURRI" MIT BRONZEMONTUR

Louis XVI, Paris um 1775/80. Das Modell von Jean Dulac ("marchand–mercier", um 1750/80).
Bronze punziert und ziseliert sowie matt- und glanzvergoldet. Das Porzellan wohl Sèvres in "beau bleu", auf der Unterseite mit geritzten Marken. Urnenförmiger Gefässkörper, der Lippenrand mit teils durchbrochener vergoldeter Bronzemontierung in Form von Löwenfell-Draperie und Löwenköpfen, Lorbeerstab sowie Mäanderband. Auf eingezogenem, mit Blattwerk reliefiertem Rundfuss und Rechtecksockel mit Mäander "à la grecque".
H 41 cm.

Vergoldung berieben.

Provenienz: Aus französischem Besitz.

Eine in der Formgebung analoge Deckelvase mit Sèvres-Porzellan in "beau bleu" und identischem Bronzezierrrat wurde in den 1770er Jahren an den polnischen Königshof geliefert und ist heute Bestand der Sammlungen des Palais Lazienki in Warschau. Ein weiteres Paar mit inkorporierten Girandolen im Innern der Gefässe ist heute Bestand der Sammlungen von Fontainebleau. Ebenso wurde von Dulac um 1770 ein Paar dieser Vasen an Madame du Barry geliefert, die heute in Versailles als Leihgabe der Schlosssammlung Fontainebleau aufbewahrt werden (Inv. F586c).
Die Manufaktur Sèvres begann in den frühen 1760er Jahren mit der Herstellung von Vasen mit Bronzemontur; letztere wurden von den "marchand-merciers" angebracht und mit der eigenen Signatur versehen, nachdem sie die Porzellangefässe zwecks Weiterverkauf erworben hatten. Die bedeutendsten Objekte dieser Art wurden im sog. "beau bleu" hergestellt und nahezu ausschliesslich für den französischen oder europäischen Hochadel gefertigt. Die wichtigsten "marchand-merciers" und "bronziers" der Epoche, wie z.B. D. Daguerre und P.P. Thomire, werden in den Archiven der Manufaktur Sèvres als Abnehmer erwähnt und lieferten Entwürfe für die Porzellangefässe. Auch Jean Dulac findet in den Quellen von Sèvres als Käufer Erwähnung zwischen 1758 und 1776. Er erstand einen Grossteil der Produktion dieses Vasentyps, bekannt als "vase en cloche".
Eine der an den polnischen Königshof gelieferten Vasen weist im Deckel eine Inschrift auf: 'DULAC MD. RUE ST. HONORE A PARIS INVENIT'. Das bedeutet nicht zwingend, dass der Entwurf von Dulac selbst stammte, weist aber darauf hin, dass er die Rechte für dieses Modell für sich beanspruchte. (Vgl. Carolyn Sargentson. Merchants and Luxury marktes. The Marchands Merciers of Eighteenth-Century Paris. London 1996. S. 51/52. Vgl. ebenso: P. Verlet, Les bronzes dorés du XVIIIe siècle, Paris 1987; S. 72f. (mit Abb. der erwähnten Prunkdeckelvase aus dem Warschauer Palais) und S. 205 (mit Abb. der Vasengirandolen von Fontainebleau). Ein sehr ähnliches Vasenpaar, das jedoch unsigniert ist, befindet sich in der Huntington Collection, in Pasedena Kalifornien (Inv.Nr. 13.19 & 13.20). Weitere Modelle, die Jean Dulac zugeschrieben werden, tauchen immer wieder auf Auktionen auf und erzielen regelmässig hohe Preise. (Vgl. dafür: Christie’s London, 2. Dezember 1997, Lot 40; Christie’s New York, 18. Mai 2006, Lot 776; Ein grünes Vasenpaar bei Christie’s London, 5. Juli 2012, Lot 23)

CHF 60 000 / 90 000 | (€ 61 860 / 92 780)

Verkauft für CHF 55 710 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr