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Lot 1087* - A194 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 24. September 2020, 10.00 Uhr

PRUNK-PENDULE

Neoklassizistisch, Rom, Ende 18. Jh. Das Gehäuse Luigi (1726–1785) und Giuseppe Valadier (1762–1839) zuzuschreiben.
Weisser und schwarzer Marmor und vergoldete Bronze. Rechteckiges, oben bogenförmig abschliessendes Gehäuse auf liegenden Löwen und rechteckiger Sockel mit Kreiselfüssen. Wannenaufsatz mit Adler und Standarten. Dekor in Form von Blumenvoluten, Lorbeerzweigen und Köcher, zwei seitliche Löwenköpfe. Späteres Emailzifferblatt mit römlischen Stunden- und arabischen Minutenziffern. Pariserwerk mit Halbstundenschlag auf Glocke. Pendel und Schlüssel fehlen.
38 × 18 × 73 cm.

Kleinere Bestossungen am Marmor. Die Wanne stark repariert sowie mit grösserer Fehlstelle. Werk und Zifferblatt später, um 1860.

Die hier präsentierte Prunk-Pendule lässt sich dem berühmten Goldschmiede-Atelier von Luigi (1726-1785) oder Giuseppe (1762-1839) Valadier in Rom zuschreiben. Obwohl ihr Kunstschaffen gut dokumentiert ist, wurde erst durch die Studien des Kunsthistorikers Alvar González-Palacios ihre Tätigkeit in der Herstellung von Uhrengehäusen illustriert (Vgl. "L'Oro di Valadier: Un genio nella Roma del Settecento", Ausstellungskatalog, Rom, 1997). Von González-Palacios ans Tageslicht beförderte Inventarlisten mit Beschreibungen von Uhrengehäusen sowie zahlreiche Entwurfsskizzen des Vater-Sohn-Gespanns, die in der Pinacoteca Civica in Faenza aufbewahrt sind, bestätigen endgültig die hohe Aktivität der Valadier in diesem Bereich.
Die Goldschmiede- und Giessereiwerkstatt der Familie Valadier ist eine der bekanntesten in Rom des 18. und frühen 19. Jh. Als Luigi Valadier die Werkstatt seines Vaters Andrea Valadier um 1762 übernahm, kommt das Geschäft durch Aufträge für den Vatikan und die römische Aristokratie noch weiter in Fahrt. Mit der Erlangung des italienischen Silberschmied-Patents erhielt er 1764 sogar ein eine eigene Hauspunze, deren Motiv aus seinen Initialen und drei Lilien besteht. Seinem strategischen Geschick ist es verdankt, dass Luigi die Produktion auch auf dekorative Bronzeobjekte ausweitete, welche u.a. Abnehmer beim Duke von Northumberland (1765-1779) oder bei Madame du Barry (1743-1793) fand. Das Familienunternehmen wird von seinem Sohn Giuseppe weitergeführt, der für 1775 den ersten Preis des "Concorso Clementina" gewann und schließlich 1781 zum Leiter der Vatikanischen Gießerei avancierte. 1817 entschied sich Giuseppe seiner Berufung als Architekten nachzugehen, weshalb die Werkstatt in die Hände der Spagna Familie überging.
Einige Elemente unserer Pendule zeigen grosse Ähnlichkeiten zu anderen Modellen des Ateliers. So findet man beispielsweise nahezu identische Stützfiguren in der Form von liegenden Löwen bei einer Musikpendule von 1780/1790, welche heute im J. Paul Getty Museum in Malibu aufbewahrt wird (Inventar-Nr.: 2016.192). Die Zierspitze in Form eines flügelgespreizten Adlers, in leicht abgeänderter Pose, findet man auf einer Pendule der ehemaligen Sammlung Carlo Orsi aus Mailand wieder (Vgl. Sotheby’s Auktion "Important Furniture, Silver, Ceramics and Clocks", 7. Juli 2009, Lot Nr. 59). Ein Teilentwurf für eine weiteres Modell aus dem Atelier Valadier, welche sich jetzt in der Pinacoteca Civica in Faenza befindet, zeigt ein Gehäuse mit der gleichen abgerundeten Oberseite bzw. dem gleichen Platz für eine rechteckige Tafel unterhalb des Zifferblatts wie das vorliegende Los (Vgl. González-Palacios op. cit., S. 137). Die Zuschreibung unserer Uhr zum Atelier Valadier wird des Weiteren durch ein Modell mit derselben abgerundeten Oberseite gestützt. Jenes Modell mit Löwenmasken, Sarkophag-Zierschmuck, Pfeil- und Bogen-Trophäe wurde von Luigi Valadier montiert und ist ebenfalls bei González-Palacios beschrieben (Vgl. González-Palacios op. cit., S. 137).

Vergleichsliteratur:
- Alvar González-Palacios, "L'Oro di Valadier: Un genio nella Roma del Settecento", Ausstellungskatalog, Rom, 1997.

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)