Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 1205* - A196 Decorative Arts - Donnerstag, 25. März 2021, 13.30 Uhr

SELTENER UND FEINER ASTRONOMISCHER TISCHREGULATOR MIT SEKUNDE, MONAT, TAG, DATUM UND MONDPHASE

Louis XVI/Directoire, Paris um 1800/10. Das Zifferblatt signiert Ferdinand Berthoud (Ferdinand Berthoud, 1727–1807, Meister in Paris 1754), diese Uhr eventuell von dessen Neffe Louis Berthoud, der anfangs mit dem Namen des Onkels signierte.
Messing und Bronze ziseliert und teils vergoldet. Skelettiertes Werk mit fünf emailierten Zifferringen. Zentraler grosser Zifferring für die römischen Stunden, darüber ein mit Wolken und Sternen bemaltes Zifferblatt mit Anzeige der Mondphasen. Im unteren Bereich drei leicht versetzt nebeneinander angeordnete Zifferringe für den Tag, Datum und Monat. Werk mit Scherenhemmung und grossen, seitlich ausstehenden Antriebsrädern, Kompensations-Hinterpendel mit Schneideaufhängung und schwerer Lünette. Vermutlich Monatswerk. Halbstundenschlag auf Glocke. Die Schlagwerkfeder bedient die astronomischen Anzeigen. Auf schwarzem Steinsockel und vergoldeten Kreiselfüssen. Der Sockel frontseitig mit durchbrochenem und vergoldetem Bronzezier in Form von Blätter- und Blumenvoluten sowie Lyra.
35 × 13 × 62 cm.

Provenienz: Schweizer Privatsammlung

Monatszeiger verbogen. Pendelgabel fehlt.

Ferdinand Berthoud, Sohn eines "justicier" des Val-de-Travers, lernte die Uhrmacherkunst bei seinem Bruder Jean Henri 1741–1745 und gilt als einer der absolut führenden Uhrmacher der ganzen Uhrengeschichte. Seine Pendulen, Taschenuhren und Chronometer gehören zu den besten Arbeiten des 18. Jahrhunderts.

Nach seiner Lehre liess sich Berthoud in Paris nieder, wo er wohl zunächst bei P. de Rivaz tätig war, ehe er mit Julien Le Roy zusammenarbeitete. 1764 wurde er Mitglied der "Royal Society" in London und erhielt den Titel "Horloger Mécanicien de Sa Majesté et de la Marine ayant l'Inspection de la Construction des Horloges Marines". Es folgte die Mitgliedschaft in der Kommission für die Gründung einer königlichen Uhrmacherwerkstatt, nach der Französischen Revolution die Aufnahme in die "Jury chargé de décider les questions relatives au nouveau système horaire" (1793). Zudem wurde er 1804 zum "Chevalier de la Légion d'Honneur" ernannt. Die grosse Bedeutung von F. Berthoud, der für die Herstellung von Standuhren in geschweifter Louis-XV-Form fast immer Gehäuse von F. Lietaud verwendete, liegt nicht nur in seiner regen Tätigkeit als Uhrmacher und Mitglied von Kommissionen zu Fragen der Zeitmessung, sondern auch in seinen beeindruckenden Schriften zur Konstruktion und Entwicklung von Uhrwerken. Seine ersten theoretischen Arbeiten über eine "pendule à équation" wurden bereits 1752 durch die "Académie des Sciences" anerkannt. Zwei Jahre später veröffentlichte er neue Erkenntnisse zu den "horloges marines", die in einem königlichen Auftrag für eine Pendule für die "Salle du Conseil" in Versailles gipfelte. Ab 1766 war er der einzige Hersteller der "horloges et montres marines" der königlichen Flotte. Sein Werk "Traité des Horloges Marines" wurde mit Hilfe eines königlichen Kredites gedruckt; Louis XVI kaufte ihm für 30'000 Livres "l'intégralité de ses outils et horloges" ab, überliess ihm aber die Verwendung der Stücke. Die ungemein aufwendige Produktion seiner Pendulen, die nicht nur durch die Qualität des Werkes, sondern auch durch jene des Gehäuses und der Bronzen bestechen, liess eine jährliche Herstellung von ca. 30 bis 50 Objekten zu. Nachdem F. Berthouds Neffe die Führung des Ateliers übernommen hatte, wurde die Produktion erhöht. Die meisten noch erhaltenen Pendulen befinden sich heute in bedeutenden Museen wie zum Beispiel im Patrimonio Nacional in Madrid, Victoria & Albert Museum in London, Metropolitan Museum in New York, Musée Nissim de Camondo in Paris und im Museum der Angewandten Kunst in Wien. (J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, La pendule à Paris de Louis XIV à Napoléon I, 1996, Biog. F. Berthoud, S. 280.)

Die hier angebotene Pendule stammt wohl von Ferdinands Neffen Pierre-Louis Berthoud (1754–1813), genannt Louis, der bereits zu Lebzeiten den Betrieb seines Onkels führte und später übernahm. Dabei signierte er anfangs noch mit dessen Namen. Auch Louis wurde bekannt für feinst gearbeitete und hochpräzise Uhren sowie Marine Chronometer. Er war Mitglied der französischen Gesellschaft der Wissenschaften und publizierte 1812 ein Buch über Marine Zeitmessung: Entretiens sur l’Horlogerie à l’Usage de la Marine.

Ein anderes Modell einer astronomischen Uhr von Ferdinand Berthoud findet sich in der Sammlung Ferdinand Berthoud in Fleurier. Die gleichen Zeiger finden sich auf einem Regulateur à la Gorgone von Ferdinand Berthoud, aus der Sammlung Léon Raugel, abgebildet bei: Tardy. La pendule Française. 2. Teil. Paris 1969. S. 410.

CHF 25 000 / 35 000 | (€ 25 770 / 36 080)

Verkauft für CHF 43 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr