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Lot 1106* - A196 Decorative Arts - Donnerstag, 25. März 2021, 13.30 Uhr

KOMMODE "À PORTES"

Transition, Paris um 1775. Signiert R.V.L.C. (Roger Vandercruse, gen. Lacroix, Meister 1755), Innungsstempel.
Rosenholz und Amarant fein eingelegt in Form von Reserven "à la grèque" und "cercles entrelacés". Trapezförmiger Korpus mit markant geschwungenen Seiten und leicht gerundeter Front auf ausgeschnittener Zarge und geschweiften Beinen. Front mit Doppeltüre zwischen markant geschwungenen Eckstollen mit vergoldeten Bronzebeschlägen in Form von Rocaillen, Blüten, Voluten und mit Liktorenbündeln. Sabots in Form von Tatzenfüssen. Zargenzierde in Form von Rocaillen und Blumen. Innen eingeteilt in sechs Fächer, wohl mit originalem, blauem Seidenbezug. Weiss/grau gesprenkeltes, randmoulüriertes Marmorblatt. 1 Schlüssel.
116 x 54,5 x 86 cm.

Erhaltungsrestaurationen und Reparaturen. Kleinere Furnierergänzungen.

Roger Vandercruse genannt Lacroix (1727-1799) war wie sein Kollege Charles Topino (Meister 1773) ein Spezialist in der Herstellung von kleinen Schreibtischen, Bonheurs du Jour und Kommoden. Er gehörte zur bedeutendsten Dynastie Pariser Ebenisten des 18. Jahrhunderts. Als Schwager von Jean-François und Simon Oeben, arbeitete er in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine. Er verkaufte seine qualitätsvollen Möbel über berühmte Zwischenhändler wie Pierre II Migeon und hochkarätige ‘Marchand-Mercier’ wie Simon-Philippe Poirier (um 1720-1785). Über deren Vermittlungstalent belieferte Lacroix die damalige Pariser Hautevolee mit meisterhaften Möbelpreziosen. In den Jahren 1769 –1774 lieferte Lacroix durch die Vermittlung des Ebenisten Gilles Joubert (1689 – 1775) mehrere Möbelstücke an den offiziellen ‘Garde-Meuble de la Couronne’ und somit direkt an die königliche Familie. Sein Geschäft florierte nicht zuletzt auch, als der Duc d'Orléans und Madame du Barry zu seinem Kundenstamm stießen.

Charakteristisch für die Arbeit von Roger Vandercruse Lacroix sind Kommoden mit geschwungener Front. Oftmals sind seine Kreationen mit einem üppigen Palisanderfurnier und mit in sich verschlungenen, geometrischen Kreismotiven versehen. Die Verwendung geometrischer Intarsien lehnt sich an Jean-François Oeben Oeuvre an, wobei Lacroix die Ecken seiner Entwürfe durch sog. Linien ‘à la grecque’ ergänzt, die oftmals mit Amaranth-Filets unterstrichen werden. Die vorliegende Kommode lässt sich, wie viele seiner Entwürfe, mithilfe zweier Flügel öffnen und gibt den Blick auf sechs Fächer frei, die mit blauer Moiré-Seide überzogen sind.

Eine ähnliche Kommode mit zwei Schubladen, ebenfalls ‘R.V.L.C.’ gestempelt und mit den gleichen Intarsien in Amarant und Palisander sowie den verschlungenen Kreismotiven, jedoch mit weniger ausgefallenen Bronzebeschlägen, gehörte zur Sammlung von ‘Madame S. S... [sic]’ (Auktion Hôtel Drouot, Paris, 7.-8. Dezember 1931, Lot 245). Ein Sekretär ‘à abattant’ wohl aus den Jahren um 1758 mit der Stempelung ‘R.V.L.C.’ aus der ehemaligen Sammlung von Paul Dutasta weist ebenfalls ein ähnliches Intarsiendekor aus verschlungenen Kreisformen auf.

Möbel mit dem Stempel ‘R.V.L.C.’ oder ‘R. LACROIX’ sind derzeit in zahlreichen grossen internationalen öffentlichen Sammlungen vertreten. So in Paris beispielsweise im Louvre (Sammlung Rothschild, Musée du Louvre, Inv.-Nr. OA 11298); im Musée des Arts décoratifs (Inv.-Nr. PE 1511 & Inv.Nr. 46513); im Musée Nissim de Camondo (Inv.-Nr. CAM 345 & Inv. CAM 194); in Londons Victoria and Albert Museum (Inv.-Nr. W.20-1997, Inv.-Nr. 1116:1-5-1882 & Inv.-Nr. 376:1, 2-1901); im J. Paul-Getty-Museum in Malibu (Inv.-Nr. 70.DA.81) oder im Metropolitan Museum in New York (Inv.-Nr. 1982.60.62).

Vergleichslit.: Clarisse Roinet, "Roger Vandercruse dit La Croix 1727-1799", Les cahiers du mobilier, Paris, 2000.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)