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Lot 1059* - A202 Decorative Arts - Donnerstag, 22. September 2022, 10.00 Uhr

SELTENE TEEKANNE IN FORM EINES JAPANISCHEN BANTAM HAHNS

Meissen, um 1730. Modell von J. G. Kirchner, die Bemalung später, wohl um 1735.
Auf einer flachen Basis in Form eines Weinblatts, grün gerändert. Die gewölbten Schwanzfedern über einem geöffneten Rückteil zum Eingiessen des Getränks, das aus seinem Schnabel, in dem er ein blaues Korn hält, ausgegossen wird. Gefieder naturalistisch staffiert in Dunkelbraun, Rostbraun und Grün über Purpur, Kamm und Schnabel in Rot. Die farbigen Körner in Rot, Gelb und Blau. Blaue Caduceus-Marke auf der unglasierten Unterseite.
H 15 cm, L 19 cm.

Restaurierungen

Provenienz:
- Christie's Geneva, Important European Porcelain, 13.5.1985, Lot 129.
- ehemals E&H Manners, Ceramics & Works of Art, London.

Als Vorbild für diese seltene und frühe Zwerghahnkanne diente dem ersten Meissener Modellmeister Johann Gottlieb Kirchner (1706-68), ein japanisches Modell aus Arita-Porzellan des 17. Jh.

C. Kirsch (Jubiläumskatalog Langeloh Porcelain, 2019, S.400-409) und Julia Weber (Meissener Porzellane nach ostasiatischen Vorbildern, Bd.I, 2013, S. 52–55) widmeten diesem Modell ausführliche Studien, auf welche sich die folgenden Anmerkungen stützen.

Die Meissener Nachschöpfung des begehrten japanischen Modells wurde von dem französischen „Marchand Mercier” Rudolphe Lemaire speziell für den Pariser Kunstmarkt in Auftrag gegeben, um sie später als japanisches Original höchst profitabel an seine luxusverwöhnte, französische Klientel zu verkaufen.
Die japanischen Bantam Hähne gehörten zu den begehrtesten Porzellanen bei der Pariser Gesellschaft und erzielten Höchstpreise, wie auf einer von dem berühmten Pariser Kunsthändler Gersaint geführten Versteigerung der Sammlung Fonspertius im Jahr 1747, als diese für einen Rekordpreis von 428 Livre verkauft wurde (Weber 2013, I, S. 53f.).

Da die gründlich geführten Archive der kurfürstlichen Sammlungen in Dresden (s. Boltz, Hoym, Lemaire und Meissen, Keramos 88/1980, S.5f.) kein japanisches Original in den Sammlungen Augusts des Starken belegen, muss Lemaire die japanische Bantam Kanne selbst aus Paris nach Dresden gebracht haben, um dort Nachformungen aus Meissener Porzellan in Auftrag zu geben.

Die meisten dieser Meissener Modelle tragen die seltene Caduceus-Marke. Für die Pariser Kunden wurde die eigentliche, sächsische Herkunft auf diese Weise verschleiert und sie konnten mit der asiatisch anmutenden Marke als japanische Originale überzeugen.

Es existieren nur wenige Vergleichsmodelle dieses Bantam Hahns. In der Porzellansammlung des Schweriner Landesmuseums (Möller 2006) und in der Sammlung Ernst Schneider in Schloss Lustheim (Weber 2013) befinden sich drei ebenfalls in dunkleren, naturalistischen Farben staffierte Exemplare, dem Tier in der Natur ähnlich, die als später staffiert gelten. Andere bekannte Vergleichsmodelle in öffentlichen und privaten Sammlungen, imitieren das japanische Vorbild in leuchtenden Kakiemon Farben.

Vergleichsstücke:
- Collection Laurence S. Rockefeller (Sothebys New York, 11.10.2005, Lot 316-317, $508.800).
- Irwin Untermyer Collection, Metropolitan Museum of Art, New York (Y. Hackenbroch 1956, fig.18 Taf.13).
- Sammlung Drach (Auktion Ball & Graupe 15.3.1933, 77 Meissener Porzellanvögel).
- Sammlung Ernst Schneider, Schloss Lustheim (Rückert 1966 Nr. 1133, 1134 und Weber 2013, Bd.I S.54 Abb.25).
- Schloss Moritzburg (Albiker 1959 Nr. 112).
- Lesley und Emma Sheafer Collection, Metropolitan Museum New York (Y. Hackenbroch 1954, Nr.4).
- Landesmuseum Schwerin (Möller 2006).
- Elfriede Langeloh, ehemals Sammlung Jules Desurmont, Nordfrankreich.

Unser Modell wurde für den Katalogeintrag zu den Meissener Bantam Hähnen der Sammlung Rockefeller und denen der Sammlung Schneider in Schloss Lustheim, aufgrund der dunklen Bemalung, als Vergleichsstück zitiert (Sotheby's New York 2005, Lot 316,317).

CHF 26 000 / 30 000 | (€ 26 800 / 30 930)

Verkauft für CHF 32 020 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr