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Lot 1021* - A192 Decorative Arts - Donnerstag, 18. Juni 2020, 14.00 Uhr

BUFFET À DEUX CORPS

Renaissance, Frankreich, wohl Paris, 2. Hälfte 16. Jh.
Nussbaum reich und fein beschnitzt. Rechteckiger, architektonisch gegliederter Korpus mit gesprengtem Giebel auf gekehlter, leicht vorkragender Zarge und späteren Quetschfüssen. Das Oberteil mittig mit Diana als Aufsatzfigur in Blattvoluten gerahmter Nische. Der gesprengte Giebel mit Blattvoluten und Rosette beschnitzt. Kassettierte Doppeltüren unter Kranzfries, beschnitzt mit Löwenköpfen, Palmetten und plastisch gearbeiteten Adlern. Die Ecken mit Dreiviertelsäulen besetzt. Das leicht vorstehende Unterteil mit Schublade über Doppeltüren. Die Schublade mit teilplastischem geflügeltem Engelskopf beschnitzt. Die Türtäfelungen zeigen Allegorien der vier Jahreszeiten in Flachschnitzarbeit. Die Lisenen des Unterteils mit vier Reserven, Darstellungen von Schwänen sowie Fabelwesen. Ober- und Unterteil mit rechteckigen Reserven in schwarzem Marmor bzw. Brekzie. Die Seitenwandungen kassettiert. Eisenbeschläge. 1 Schlüssel.
105 x 42 x 201 cm.

Restaurierungen und wenige Ergänzungen. Fehlstellen und Kittungen. Spätere Schlösser.

Die in feiner Flachschnitzerei ausgeführten Dekorationen zeugen vom Einfluss der Schule Fontainebleau, welche in der ersten Phase wesentlich von italienischen Künstlern geprägt war. Die Bezeichnung geht auf eine Gruppe von Künstlern zurück, die vom Französischen König Franz I. im 16. Jh. angeworben wurde, um die Ausstattung seines bevorzugten Schlosses Fontainebleau auszuführen. Es entwickelte sich eine besondere Spielart des Manierismus. Das Interesse des Königs galt nicht nur der Kunst, sondern ebenso der Literatur und Wissenschaft. Fontainebleau wurde so zu einem Zentrum für die Verbreitung der Ideenwelt der Renaissance und der Kunst des Manierismus im nördlichen Europa.

Ein Buffet "à deux Corps" aus der ehemaligen Arconati-Visconti-Sammlung, welches im Louvre aufbewahrt wird, weist einen ähnlichen gebrochenen Giebel mit Blattvoluten und Sphinx-Reliefs vor (Inv.-Nr. OA 6970). Ein weiterer solcher Schrank aus der Sammlung Rothschild vom Château de Ferrières zeigt eine vergleichbare Verwendung der Allegorien von Frühling und Sommer mit identischen Schwanen-Medaillons sowie einer mit einem Putto-Kopf verzierten Schublade (Auktion Sotheby's in Monaco, 3. Dezember 1994, Lot 9). Nichtzuletzt kann auch das Exemplar aus der Sammlung des Musée des Arts Décoratifs in Paris als Vergleichsobjekt herangezogen werden (Inv.-Nr. GR 809).

CHF 35 000 / 50 000 | (€ 36 080 / 51 550)