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Lot 3245 - A197 Impressionismus & Moderne - Freitag, 02. Juli 2021, 17.00 Uhr

PAUL KLEE

(Münchenbuchsee bei Bern 1879–1940 Muralto)
Bergschlucht. 1934.
Gouache und Kreide auf grundiertem Papier auf Künstlerkarton.
Unten rechts signiert: Klee.
Unten mittig auf dem Künstlerkarton datiert und betitelt: 1934 19 Bergschlucht.
37,4 × 49,3 cm.

Provenienz:
- Sammlung Lily Klee, Bern, 1940–46.
- Klee-Gesellschaft, Bern, 1946 von Obiger erworben.
- Sammlung Felix Klee, Bern, 1953 von Obigen erworben.
- Schweizer Privatsammlung, 1990 von Obigem erworben.
- Privatsammlung Tokio, 2008 von Obigem erworben.
- Auktion Christie's, New York, 12. November 2018, Los 141.
- Schweizer Privatsammlung, an obiger Auktion erworben.

Ausstellungen:
- Basel 1935, Paul Klee, Kunsthalle Basel, 27. Oktober–24. November 1935, Nr. 157 (mit Abb. im Ausst. Kat.).
- St. Gallen 1955, Klee, Werke aus dem Familienbesitz, Kunstmuseum St. Gallen, 22. Januar–20. März 1955, Nr. 175 (mit Abb. im Ausst. Kat.).
- Amsterdam 1963, Paul Klee. Aquarellen, Stedelijk Museum, 20. September–4. November 1963, Nr. 64 (mit Abb. im Ausst. Kat.).
- Malmö/Göteborg/Stockholm 1965, Paul Klee. Malningar - teckningar, Wanderausstellung: Malmö Museum, Göteborgs Konstmuseum, Konstsalongen Samlaren, Stockholm, März–Juni 1965 (mit Abb. im Ausst. Kat Nr. 72).
- Braunschweig 1976, Paul Klee. Bilder, Aquarelle Zeichnungen, Sammlung Felix Klee, Junior Galerie, 1.–22. Februar 1976 (mit Abb. im Ausst. Kat. Nr. 61).
- Tokio/Takasari/Nagoya/Kobe/Kamakura 1976: Paul Klee und seine Malerfreunde, Wanderausstellung: Odakyu Kaufhaus, Gumma Museum, Kaufhaus Matsuzakaya, Kaufhaus Sogo, Kamakura Museum of Modern Art, Mai–Oktober 1976 (mit Abb. im Ausst. Kat. Nr. 85).
- Paris 1985, Paul Klee. Les dix dernières années, Galerie Karl Flinker, 11. April–31. Mai 1985 (mit Abb. im Ausst. Kat. Nr. 19).
- Himeji/Sendai/Kamakura/Shiga/Niigata 1985–1986, Paul Klee in Exile 1933–1940, Wanderausstellung: Himeji City Museum of Art, Miyagi Museum of Art, Kamakura Museum of Modern Art, Shiga Museum of Modern Art, Niigata City Art Museum, September–Dezember 1985 (mit farbiger Abb. im Ausst. Kat. Nr. 5).
- Mendrisio 1990, Paul Klee. Ultimo decennio / Letztes Jahrzehnt 1930–1940, Museo d'arte, 7. April–8. Juli 1990 (mit Abb. im Ausst. Kat. S. 85).
- Kanazawa/Tokio/Kochi/Kyoto/Kasama/Hamamatsu/Osaka/Mannheim 1995–1996, Die Zeit der Reife. Klee aus der Sammlung der Familie, Wanderausstellung: Ishikawa Prefectural Museum of Art, Daimaru Museum Tokio, The Museum of Art Kochi, Daimaru Museum Kyoto, Kasama Nichido Museum of Art, Hamamatsu Municipal Museum of Art, Daimaru Museum Osaka, Städtische Kunsthalle Mannheim, Juni 1995–Juli 1996 (mit farbiger Abb. im Ausst. Kat. Nr. 50).
- Düsseldorf 2001, Paul Klee. Kleinode, Die Sammlung. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 23. Juni–26. August 2001.
- Basel 2008, Paul Klee, Museum Fondation Beyeler, 3. Juni–13. September 2008 (mit Abb. im Ausst. Kat. Nr. 34, S. 88, farbige Abb. S. 61; verso mit Etikett).

Literatur:
- Paul-Klee-Stiftung und Kunstmuseum Bern (Hrsg.): Catalogue raisonné Paul Klee, Bonn 2003, Bd. 7, S. 45, Nr. 6557 (mit Abb.).
- Jürg Spiller: Paul Klee. Das bildnerische Denken. Form- und Gestaltungslehre, Bd. 1, Basel/Stuttgart 1956, S. 253, Anm. 1, 515 (mit Abb.).
- H. Schönemann: "Diesseits und jenseits des Gegenstandes: Paul Klees 'Abenteuer-Schiff' und 'Der bunte Dampfer' von Wolfgang Mattheuer", in: Akten Dresden 1986, S. 62–65.

Paul Klee emigriert 1933 nach Bern. Der Umzug erfolgt nicht ganz freiwillig: In Deutschland enthebt ihn die neue nationalsozialistische Regierung seines Amtes an der Düsseldorfer Kunstakademie und ruft seine Kunst als "entartet" aus. An seine Mitarbeitenden in Düsseldorf gewandt, erklärt Klee daraufhin, dass es in Europa bedenklich nach Leichen rieche und zieht in die Schweiz.

In Bern benötigt er zunächst etwas Zeit zum Ankommen. Zwar ist der Künstler in der Schweiz aufgewachsen, doch nach Stationen in München, Weimar, Dessau und zuletzt in Düsseldorf, erlebt er das eher provinziell geprägte Bern als vollauf neues Umfeld. Dennoch lässt die nächste Produktivitätsphase nicht lange auf sich warten und bereits im Frühjahr 1934 beginnt Klee wieder intensiv zu arbeiten. Das nun folgende künstlerische Werk des Malers ab 1934 leitet seine letzte Schaffensperiode, sein Spätwerk, ein.

Die hier angebotene Arbeit "Bergschlucht" entsteht somit im Kontext einer veränderten Lebensphase Klees, die sich in neuen Ausdrucksformen, Farben und Sujets äussert. Zwar weisen verhältnismässig wenige seiner Werke ab 1934 Bezüge zu der kritischen politischen Situation in Deutschland auf, doch in der eher düsteren Farbgebung seiner Arbeiten aus diesen Jahren können sich die Spuren seines Gemüts ablesen lassen. Obgleich die eher gedeckten Farben der hiesigen Darstellung einen leicht trüben Charakter verleihen, wird dieser von leuchtenden Farbakzenten wieder aufgebrochen. Mit dem Wechselspiel von Kreide und Gouache schafft der Künstler fliessende, farbliche Übergänge, die die Komposition harmonisch und freundlich erscheinen lassen. Das grundierte Papier, das als Materialträger dient, färbt Klee an den Rändern bräunlich, und verstärkt damit die Wirkung des Dargestellten, der Bergschlucht. Hat sich Paul Klee für unser Werk von der schweizerischen Berglandschaft inspirieren lassen? Klee war es stets ein grosses Anliegen, sich den Besonderheiten der Natur künstlerisch anzunähern und sie zu ergründen. Diese Faszination visualisiert er auch hier: Während sich in unserem Werk die Farbfelder im äusseren Bereich der Darstellung grösser und offener präsentieren, verdichten sich die Linien in der Mitte. Klee erzeugt so Bildtiefe, ja gar eine dreidimensionale Wirkung. Die Materialität der Bildoberfläche intensiviert diese Wirkung umso mehr aufgrund ihrer leicht knittrigen Beschaffenheit.

Das vorliegende, in Bern entstandene Werk, gelangt nach Paul Klees Tod 1940 in die Sammlung seiner Frau Lily Klee. Nach Besitzwechseln zu Beginn der 2000er-Jahre ins Ausland, befindet sich die Zeichnung nun seit 2018 wieder in der Schweiz.

CHF 350 000 / 400 000 | (€ 360 820 / 412 370)