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Lot 3257 - A199 Impressionismus & Moderne - Freitag, 03. Dezember 2021, 16.00 Uhr

GIORGIO DE CHIRICO

(Volos 1888–1978 Rom)
Paesaggio con tempio (da Mefistofele). Um 1950.
Öl auf Leinwand auf Holz.
Unten rechts signiert: G. de Chirico.
40 × 50 cm.

Die Authentizität des Werk wurde von der Fondazione Giorgio e Isa de Chirico bestätigt, Rom, 25.3.2010. Es ist im Archiv unter Nummer 0015/03/10 OT registriert.

Provenienz:
Schweizer Privatsammlung, direkt beim Künstler erworben.

Kaum ein anderer Künstler hat zeit seines Lebens einen derart grossen künstlerischen Wandel wie Giorgio de Chirico vollzogen. Als Hauptvertreter der "Pittura metafisica" stellt das vorliegende Werk einen Bruch mit den protosurrealisitschen Gemälden dar. Diese Metamorphose hin zu einem historisierenden Stil kann als eine Hinwendung zur altmeisterlichen Malerei gedeutet werden, die auf einem trockenen und freskalen Farbauftrag basiert, welcher vom italienischen Trecento und Quattrocento inspiriert ist. Seit seinen künstlerischen Anfängen und besonders der Münchner Jahre 1906–09 wurzelt eine Faszination für die Kunst Arnold Böcklins, welche sich in seinem Spätwerk zu einem pathetischen Neobarock verdichtet. Nicht nur Stil, sondern auch Themen sind dieser historisierenden Prämisse untergeordnet, die im vorliegenden Fall geharnischte Pferde, antike Tempelarchitektur und eine pittoreske Landschaft zeigen. Diese, der griechisch-römischen Antike zugewandte Bildsprache, möglicherweise auch eine Reflexion seiner Jugend in Griechenland, ist Ausdruck de Chiricos Kritik an der "commedia dell’arte moderna", dessen Polemik sich besonders gegen die französische Malerei des 20. Jahrhunderts und Cézanne richtete. Noch im 20. Jahrhundert sah die Kunstgeschichte grösstenteils lediglich de Chiricos frühe Erscheinungsformen als relevant an und interessierte sich kaum für die späteren Schöpfungen. Diese retrospektive Glorifizierung des Frühwerks bei gleichzeitiger Verschmähung seiner nach der künstlerischen Zäsur entstandenen Werke werden dem Œuvre nicht gerecht. So bewahrheitet sich viel eher der Satz von Julius Meier-Gräfe, dass es für einen bedeutenden Künstler nicht leicht sei, schlechte Werke zu machen.

CHF 60 000 / 90 000 | (€ 61 860 / 92 780)