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Lot 3220 - A198 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 01. Oktober 2021, 16.00 Uhr

FRANZ XAVER WINTERHALTER

(Menzenschwand 1805–1873 Frankfurt a. M.)
Die schöne Amerikanerin. Um 1868–1869.
Öl auf Leinwand.
115 × 88 cm (oval).

Gutachten:
Dr. Eugene Barilo von Reisberg, 2.8.2021.

Provenienz:
- Sammlung Franz Xaver Winterhalter, 1873.
- Durch Erbfolge an Hermann Winterhalter (Bruder von Franz Xaver Winterhalter), 1891.
- Durch Erbfolge in den Besitz der Erben von Hermann Winterhalter.
- Privatsammlung Dr. Huwyler, um 1988 (verso mit Etikett / Leihgeber für die Ausstellungen in London und Paris).
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatbesitz.

Ausstellung:
London und Paris 1987/88, Franz Xaver Winterhalter and the courts of Europe 1830–70, National Portrait Gallery, 30.10.1987–10.01.1988, Nr. 80 (verso mit Etikett).

Literatur:
- Franz Wild: Nekrologe und Verzeichnisse der Gemälde von Franz & Herrmann Winterhalter, Zürich 1894, S. 53 / Anhang Nr. 507.
- O. E. Sutter: Franz Xaver Winterhalter, Daheim 1936, S. 373, Nr. 25 (mit Abb.)
- Ausst.-Kat. Franz Xaver Winterhalter et les cours d’Europe de 1830 à 1870, National Portrait Gallery, London 1988, S. 154 und 218, Nr. 80 (mit Abb.).

Von Anmut und Eleganz geprägt und zugleich mit stolzem Blick porträtiert Franz Xaver Winterhalter die hier dargestellte junge Amerikanerin. Der Familienüberlieferung nach handelt es sich bei der Dame um die letzte Verlobte Franz Xaver Winterhalters (Ausst.-Kat 1988, S. 218). Obwohl es keine konkreten Hinweise für die Verlobung des damals über sechzigjährigen Künstlers gibt, liegt jedoch nahe, dass eine persönliche Beziehung zwischen der Porträtierten und dem Maler bestand. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts liess sich eine Vielzahl amerikanischer Reisender von europäischen Künstlern porträtieren. Auch von Winterhalter sind mindestens vier Gemälde bekannt, auf denen er amerikanische Modelle porträtierte – darunter das Gemälde "Mlle Strahter de Kentucki" von 1850.

Obgleich das hier angebotene Gemälde nicht datiert ist, ist es dem Kunsthistoriker Dr. Eugene Barilo von Reisberg möglich, die Entstehung des Werks zeitlich sehr konkret zwischen 1868 und 1869 einzuordnen. Seine Annahme begründet er zum einen mit der verwendeten Kleidung und dem aufwendigen Haarschmuck der Dame, der sehr typisch für die späten 1860er-Jahre und frühen 1870er-Jahre war. Zum anderen trägt der auf der Leinwand befindliche Stempel von Henry et Cré, einem Pariser Leinwandlieferant, dazu bei, die Datierung so genau fixieren zu können. So verwendete der Betrieb jenes Händlers diesen bestimmten Stempel nur für die Zeitperiode von 1868 bis 1869.

Im Genre der Porträtmalerei zählt Winterhalter im 19. Jahrhundert zu den renommiertesten Künstlern. Er fertigt eine Vielzahl von Bildnissen für aristokratische Persönlichkeiten an, darunter für das britische, spanische und österreichische Königshaus sowie für den französischen Königshof. Winterhalters Kontakte zur Adelsgesellschaft finden sich bereits in dessen Jugendjahren. Während seiner Ausbildung im baden-württembergischen St. Blasien wird Grossherzog Ludwig I. auf sein künstlerisches Talent aufmerksam und ermöglicht ihm ein Stipendium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. Es folgen Stationen als Zeichenlehrer Sophie von Badens (1801–1865) und als badischer Hofmaler unter Grossherzog Leopold (1790–1852) sowie diverse Reisen und Auslandsaufenthalte, die Winterhalter internationale Bewunderung verschaffen. Seine besondere Beliebtheit als Porträtmaler liegt neben der technischen Präzision auch in der schmeichelhaften Darstellungsweise begründet, mit welcher der Maler seine Modelle wiedergibt. Er fängt die jeweiligen Charakteristiken ein und führt diese auf wohlwollende und besonders ästhetische Art und Weise aus. Zeitgenössische Modetrends dienen dabei als unterstützendes Requisit.

Das Porträt der Amerikanerin bleibt bis zu Winterhalters Tod in dessen Besitz. Anschliessend erscheint es unter der Nummer 9 im Nachlass seines Bruders Hermann Winterhalters. In der posthum entstandenen Liste von Winterhalters Werk, die dessen Neffe Franz Wild 1894 anfertigt, wird das Gemälde ebenfalls unter selbigem Titel erwähnt.

CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)

Verkauft für CHF 140 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr