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Lot 3420* - A203 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 01. Dezember 2022, 14.00 Uhr

LEO ERB

(St. Ingberg 1923–2012 Kaiserslautern)
Nr. 27. 1972.
Kunststoffleisten auf Holz.
Verso signiert, datiert und betitelt: erb 72, 21. Januar / an meinem Geburtstag Nr. 27.
100 × 70 cm.

Mit der Bestätigung der Authentizität durch Galerie Wack, 22. April 2018, Kaiserslautern.

Provenienz:
- Direkt beim Künstler erworben, Privatsammlung Deutschland.
- Durch Erbschaft an den heutigen Besitzer, seitdem Privatsammlung Deutschland.

"Wo viel Licht ist, ist starker Schatten"
(Johann Wolfgang von Goethe)

Diese alte Weisheit hat sich Leo Erb in der Gestaltung seiner Kunst zu eigen gemacht. Linie und Licht, gebunden an die Farbe Weiss, sind die großen Themen seiner Werke.

Die Parallelen von Erbs Schaffen mit den Intentionen der Zero Bewegung, eine Kunst aus Licht, Monochromie und Struktur zu schaffen, ist unübersehbar und tatsächlich nimmt Erb 1958 an der 7. Ausstellung der Zero-Gruppe "Das rote Bild" in Düsseldorf mit seinen strukturierten "Linienbilder" und "Linienreliefs" teil. Dennoch ist sein Weg zur radikalen Reduktion der Bildmittel ein autonomer. Seine künstlerische Ausbildung in Schriftgrafik und Schattenkonstruktion an der Werkkunstschule Kaiserslautern von 1940 bis 1943 macht Erb mit Möglichkeiten linearer Gestaltung und mit Gesetzen von Licht und Schatten vertraut. Während seines Studiums an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken 1946 und 1947 lernt er die Bildvorstellungen der Bauhaustradition kennen: materialgerechtes Arbeiten, Eigenwertigkeit der bildnerischen Mittel und Reflexion über deren Verwendung und Ausdruck. Durch persönliche Erfahrungen wie die weiten Schneelandschaften Russlands im Winter 1942/43, kommt Erb mit der Farbe Weiss und der Linie existenziell in Berührung.

Schon ganz früh erhebt Erb daher die Linie zum absoluten Bildgegenstand, hat sie von ihrer dienenden Funktion befreit und aus Zusammenhängen gelöst. Wie in dem hier angebotenen Werk strukturieren die Linien in ihrer seriellen Anordnung einerseits die Fläche, modellieren durch Licht- und Schattenverhältnisse, Verdichtung oder Weitung der Abstände die plastische Form und räumlichen Verhältnisse. Das Weiss ist zugleich Farbe, Licht und Helligkeit, vereint in sich materielle und immaterielle Eigenschaften. Die stille, weisse Weite des Werkes trägt die Offenheit intellektueller Spielräume in sich, die der Künstler zurecht mit der Dimension der Freiheit in Verbindung bringt. So absolut Erbs Arbeiten in der Reduktion ihrer bildnerischen Gestaltungsmittel und der Einhaltung einer logischen Struktur auch sind, so ambivalent und offen erweisen sie sich zugleich.

CHF 3 000 / 5 000 | (€ 3 090 / 5 150)