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Lot 3018* - A200 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. April 2022, 14.00 Uhr

MARTEN VAN CLEVE d. Ä.

(1527 Antwerpen 1581)
Vor der Hochzeitsnacht.
Öl auf Holz.
Oben links mit einer Inschrift (aus dem Flämischen übersetzt):
Ich muss lachen, obwohl es mich zum Weinen drängt.
Wie sehr ich mich auch kränke, meine Miene bleibt doch heiter
da gibt es viele die noch sitzen und harren
wären sie Braut wie ich, sie würden mit mir lachen.
76 × 106 cm.

Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 31.12.2021.

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland, seit mehreren Generationen.

Diese qualitätsvolle Darstellung des Zubettbringens der Braut wurde kürzlich in einer Privatsammlung entdeckt, wo sie über mehrere Generationen verweilte. Dr. Klaus Ertz, dem das Werk bislang unbekannt war, identifiziert es nach Prüfung des Originals als eine eigenhändige Arbeit von Marten van Cleve und datiert es in die 1570er-Jahre.

Marten van Cleve wurde zwischen 1551 und 1552 Meister in der Sankt Lukasgilde in Antwerpen, zeitgleich wie Pieter Bruegel d. Ä. (1525–1569). Er war von 1553 bis 1555 bei Frans Floris (1519–1570) tätig, bevor er 1556 sein eigenes Atelier eröffnete. Er spezialisierte sich auf Genre- und Landschaftsdarstellungen, wobei er vor allem ländliche Hochzeitsszenen, Kirmesfeste und Raufereien mit Bauern und Soldaten thematisierte. In diesen zeigt sich auch seine Verbundenheit zu Pieter Bruegel d. Ä., wobei er sich allerdings durch einen eigenständigen Malstil hervorhebt.

Das Thema "Segnung des Hochzeitsbettes" oder "Zubettbringen der Braut", welches auch von Pieter Brueghel d. J. (1564–1638) und Pieter Baltens (1527–1584) aufgegriffen wurde, findet bei Marten van Cleve seine eigene Form, die prägend für die nachfolgenden Malergenerationen des 17. Jahrhunderts war (siehe Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz: Marten van Cleve 1524–1581, Lingen 2014, Kat.-Nr. 137–180, S. 199–211). Teils kombiniert mit anderen Hochzeitszenen, liefert sie die abschliessende Episode einer Hochzeitszeremonie, bei der die Braut von den Hochzeitsgästen in ihr Privatgemach begleitet wird. Sie trägt in ihrer rechten Hand Nachttopf und Kerze, die zu den üblichen Schlafzimmerutensilien in jener Zeit gehörten und in ihrer Alltagsgebräuchlichkeit bereits im 16. Jahrhundert in der Literatur bekannt waren (ebd., Abb. 93, 94, S. 70, 71, Kat. Abb. 172, S. 209). Anders als bei vergleichbaren Darstellungen vor allem aus kompletten Hochzeitsserien, bei der die Braut eher in Tränen gezeigt wird, während sich der Bräutigam noch dem Bierkrug widmet, ist die Braut hier als einzig bekannte Version lächelnd dargestellt. Die oben erwähnte Inschrift liefert Aufschluss über ihren Gemütszustand und das Geheimnis, welches sie unter dem Herzen trägt. Die belustigende und zum Spott neigende Thematik war eine beliebte Form der Unterhaltung im 16. und 17. Jahrhundert und erfreute sich grosser Beliebtheit.

Wir danken Dr. Adri Mackor für seine Hilfe bei der Übersetzung der Inschrift.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)

Verkauft für CHF 43 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr