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Lot 3050* - A202 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2022, 14.00 Uhr

DENIJS VAN ALSLOOT und Werkstatt

(um 1570 Brüssel um 1626)
Der Erzherzog Albrecht und die Erzherzogin Isabella bei einem Gartenfest in Vivier d'Oye bei Brüssel.
Öl auf Leinwand.
151 × 239,5 cm.

Provenienz:
- Auktion Sotheby’s, London, 3.7.1985, Los 43 (als Denijs van Alsloot).
- Kunsthandel Jan de Maere, Brüssel, 1985.
- Europäische Privatsammlung.

Literatur:
- Jan de Maere: Illustrated Dictionary of 17th Century Flemish Painters, Bd. I, Brüssel 1994, Abb. S. 24 und 85 (als Denis van Alsloot).
- Sabine van Sprang: Denijs van Alsloot. Peintre paysagiste au service de la cour des archiducs Albert et Isabelle, Turnhout 2014, Kat.-Nr. FR10, Tafel 101 (als Werkstatt von Denijs van Alsloot und Antoon Sallaert).

Am 15. Mai 1615, beim jährlichen Schießen des «Grand Serment» der Armbrustschützen – einer der angesehensten Zünfte Brüssels – schoss Erzherzogin Isabella Clara Eugenia von Spanien den Vogel (den «papegai») auf der Spitze der Turmspitze der Brüsseler Kirche Notre-Dame du Sablon ab. Sie wurde zur Königin der Gilde ernannt und das Ereignis wurde über mehrere Tage gefeiert. Die Erzherzöge Isabella und Albrecht VII. von Österreich, welche in den katholischen spanischen Niederlanden regierten, wollten diesen Feierlichkeiten, die den Hof und die ganze Stadt zusammenführten, einen besonderen Rahmen verleihen. Zu diesem Zweck beauftragten sie unter anderem Denijs van Alsloot mit einer Reihe von acht monumentalen Gemälden, welche die denkwürdigsten Momente der Feierlichkeiten darstellen sollten und ab 1620 die große Galerie des Schlosses von Tervuren – einem der beliebtesten Wohnsitze der Herzöge von Brabant – schmückten. Die Teilnahme von Infantin Isabella am Schießwettbewerb des «Grand Serment» der Armbrustschützen von Brüssel hat eine lange Tradition. Seit über einem Jahrhundert lud die Zunft den Herzog von Brabant zu diesem jährlichen Anlass ein. Nach den religiösen und politischen Unruhen, welche die Provinz von Brabant in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts heimsuchten, hatten die Feierlichkeiten um den Sieg Isabellas einen hohen Symbolcharakter und bildeten gewissermassen den greifbaren Beweis für eine Normalisierung und eine neue Ära des Wohlstands.

Bei dem Fest im Vivier d’Oye marschieren rechts vom Teich die Militärgilden von Brüssel mit einer Fahne, auf der das Burgunderkreuz abgebildet ist. Mehrere Mitglieder der Zunft der Armbrustschützen sind zu sehen. Auf dem Wasser finden Spiele statt, während sich von allen Seiten Zuschauer tummeln, um noch einen guten Platz mit Blick auf das Geschehen zu ergattern. Das Erzherzogenpaar wohnt im begrünten Pavillon am rechten Rand des Teiches den Feierlichkeiten bei. Ihre zentrale und zugleich isolierte Position, die Ausdruck von Zuneigung und zugleich Überlegenheit gegenüber der Bevölkerung ist, passt perfekt zum Bild der Souveränität der damaligen Zeit und ihren Idealen von Vorsicht und Mäßigung. Das Medaillon mit dem Bildnis der Jungfrau mit Kind links am Ufer des Teichs scheint darauf hinzudeuten, dass das Wasserspektakel möglicherweise der Gilde der Dichter namens «Guirlande de Marie» anvertraut wurde. Der südöstlich von Brüssel gelegene Sonienwald (Forêt de Soignes), der den Rahmen dieser Festlichkeiten bildet, war Habsburger Jagdgrund und spielte eine grosse Rolle bei der Wahl der Herzöge von Burgund und ihre Nachfolger für Brüssel als deren Wohnsitz. Dass der Sieg des Armbrustschützenwettbewerbs durch die Habsburgerin und ausgezeichnete Jägerin Isabella von Spanien, an diesem Ort gefeiert wurde, unterstrich die engen Beziehungen zwischen der Stadt und dem Hof, die schon seit langer Zeit bestanden.

Denijs van Alsloot wurde bereits um 1600 vom Erzherzogenpaar Albrecht VII. von Österreich und Isabella Clara Eugenia von Spanien zum offiziellen Maler ihres Hofes in Brüssel ernannt. Seine Aufgabe war es, ihre Besitztümer für die Nachwelt festzuhalten und die Feste und Prozessionen, die während ihrer Herrschaft stattfanden, darzustellen. Für seine figürlichen Kompositionen arbeite Alsloot häufig mit Hendrick de Clerck (1570 –1629), Jan Brueghel d. Ä (1568–1625) und nicht zuletzt mit Antoon Sallaert (1594–1650) zusammen, wie in dem hier angebotenen Werk. Van Alsloots Rolle bei der Serie der Festlichkeiten ähnelt der eines Unternehmers, der Teile der Ausführung an seine Werkstatt delegierte, auch wenn er selbst daran beteiligt war. Sallaert wurde bei diesem Auftrag von Anfang involviert und kann als gleichwertige Erfinder betrachtet werden. Die Vergabe von Unteraufträgen in der Malerei war in den Niederlanden seit dem 15. Jahrhundert häufig und externe Arbeitskräfte wurden üblicherweise pro Stück oder pro Tag bezahlt. Van Alsloot war berühmt für seine bewaldeten Landschaften, insbesondere für seine Ansichten der Forêt de Soignes. Seine Walddarstellungen weisen helle, weiche Farben auf und eine größere Präzision als die Werke von Gillis van Coninxloo (1544 –1607), in dessen Nachfolge er steht. Das Lichtspiel im Laub der Buchen ist aufs Wesentliche reduziert und zielt auf einen möglichst grossen Effekt aus der Ferne ab.

Die von Denijs van Alsloot signierte und 1616 datierte sowie von Antoon Sallaert monogrammierte Erstversion unseres Gemäldes, welche sich ab 1620 in der Sammlung der Erzherzöge im Schloss Tervuren befand, ist heute Teil der Sammlung des Museo del Prado in Madrid (Inv.-Nr. 2570; siehe Van Sprang 2014, Kat.-Nr. F8, Tafel 96). Die Teile der Serie, welche das Ommeganck, eine Art mittelalterlicher Festumzug am 31. Mai 1615 in Brüssel darstellen, befinden sich ebenso im Museo del Prado (Inv.-Nr. P001347 und P001348). Weitere Teile sind im Victoria & Albert Museum in London aufbewahrt (Inv.-Nr. 5928-1859, 168-1885 und 169-1885).

Eine weitere Version unseres Gemäldes, welches das Fest in Vivier d'Oye darstellt, befindet sich in den Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel (Öl auf Leinwand, 120 x 322 cm, Inv.-Nr. 3446). Dabei deutet alles darauf hin, dass unsere und die Brüsseler Version unter der Aufsicht von Van Alsloot und Sallaert entstanden und direkt von dem Originalgemälde im Prado inspiriert sind. Tatsächlich deutet die Geschichte der Erstversion darauf hin, dass sie bis 1620 mit Sicherheit in den Niederlanden und möglicherweise sogar in der Werkstatt eines der Maler verblieb, sodass genügend Zeit blieb, Repliken herzustellen. Dabei ist anzumerken, dass kein anderer öffentlicher Feiertag aus der Zeit von Albert und Isabella zu einer so umfangreichen Produktion von Erinnerungswerken geführt hat und es kann davon ausgegangen werden, dass jeder, der an den Feierlichkeiten von 1615 beteiligt war, ein Andenken besaß: der spanische König Philipp III., die Erzherzöge, die Stadt Brüssel, die Armbrustschützen des Großen Schwurs und sogar die Bürger der Stadt, die eine Druckgrafik erhielten.


CHF 150 000 / 250 000 | (€ 154 640 / 257 730)

Verkauft für CHF 463 900 (inkl. Aufgeld)
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